Legendary Assassin
Gleich vorweg, der Knaller, wie ihn etwa noch der reißerische Titel erahnen lässt ist LEGENDARY ASSASSIN leider nicht geworden. Auch wenn Wu Jing gehörig austeilt, taugt der Film nicht als reines Actionbrett.
Bo (Wu Jing) kommt, laut eigener Aussage, von Nordostchina nach Hongkong. Auf einer Insel vor Hongkong, die nur über Fähren zu erreichen ist, geht er seiner Berufung nach und ermordet nachts das Oberhaupt eines örtlichen Drogenrings. Als er am nächsten Morgen mit dem Kopf von Onkel Ma in der Tasche die Vorinsel wieder verlassen möchte, ist der gesamte Fährverkehr aufgrund eines angekündigten Taifuns gesperrt. Gezwungenermaßen macht er das Beste aus der Situation und sucht nach einer befristeten Bleibe und etwas zum essen. Dabei macht er zufällig die Bekanntschaft mit der Polizistin Hiu (die wirklich süße Celina Jade). Er rettet Ihr samt Katze quasi das Leben, als beide von einem Baum stürzen. Man ist sich sympathisch und geht an einem Straßenlokal etwas essen. Die Anwesenheit einiger gesuchter Flüchtlinge zwingt die Polizistin zum handeln. Aus dieser Situation heraus, und aufgrund ihrer Unterlegenheit, muss Bo eingreifen und wird so zum Hilfssheriff. Diese Entwicklung führt dazu, dass Bo eine polizeiliche Aussage aufnehmen lassen muss und dafür auf das örtliche Revier gebeten wird. Doch ist diese Entwicklung gar nicht nur von Nachteil für ihn, denn Anhänger seines Opfers, unter anderem Fat Wing (Lam Suet) suchen für dessen Frau nach dem Mörder.
Wu Jing’s (auch Jacky Wu) erster Einsatz auch hinter der Kamera, denn als Co-Regisseur versuchte er sich hier und im gesichteten Ergebnis eröffnet sich der Film höchstens solide. Die Erwartungen waren tatsächlich hoch, wenn man seine bisherigen Werke (z.B. SPL, Fatal Move oder auch Invisible Target) bedenkt. Doch Kollege Nicky Li und er sind wohl mit zuviel bedacht an die Sache heran getreten und haben dabei dann auch das Einmaleins der Regietätigkeit durchgezogen. Einleitung, Vorstellung der Charaktere, einheizen, schmachten, Spannungsbogen spannen und im Finale eruptiv explodieren. So ungefähr war das wohl gedacht und so ungefähr gelang es im Ansatz, denn die ausgetretene Story vom sentimentalen Killer, mit Hang zur Umorientierung, zieht sich wie ein Roter Faden -immer wieder leuchtend und somit erneut interpretierbar- durch die vielen Kino-Dekaden unserer Zeit. Man wagt einfach keine Experimente, sei es nun auf die Charaktere, ihre Entwicklung oder auch ihre Herkunft bezogen. Alles scheint austauschbar und somit nichtig. Doch der Film weiß trotz dieser ofensichtlichen Schwächen zu fesseln und schafft in der sehr kurzen Laufzeit (ca. 84 Minuten) ein faires Maß an Information zu bieten, um so ein skurriles (während Bo von den Anhängern Ma’s gesucht wird, bekocht dieser die Polizei und schafft ein fast familiäres Gefühlserlebnis, mit Höhen und Tiefen), aber auch emotionales Fundament zu kreieren. So werden Kung Fu-Kenntnisse ausgetauscht, Geburtstag gefeiert, aber auch Meinungsverschiedenheiten bereinigt. Alles vollkommen solide und für nur ein primäres Ziel bestimmt, den Showdown und seine Rechtfertigung. Nun gut dies ist ein Regieerstling, warum also nicht auf altbewährtes setzen, zumal das Ergebnis über weite Strecken vollkommen okay ist. Leider konnten die Macher auch hier nicht auf die albernen Gags, wie sie eben auch nur in Asien zünden, verzichten. Wie so oft wirken diese deplatziert und machen sich auch auf der Tonspur breit.
Doch werden wir uns den Film nicht wegen toller Dialoge, Zwischenmenschlichkeit und bravouröser Story geholt haben, sondern wegen der Action, insbesondere der Martial Arts-Eskapaden. Das Mitwirken von Mitgliedern aus dem Jackie Chan Stunt Team und dem Hauptdarsteller ergibt in der Summe geile Kung Fu-Keilereien. Während am Anfang noch alles sehr übersichtlich präsentiert wird (Bo kämpft unter anderem gegen einen wahren Riesen) wollte man vor allem im Finale, auf biegen und brechen, ein Over the Top-Ereignis kreieren. Bo will seine Hiu befreien und muss dafür schätzungsweise 100 Gegner umhauen. Der Umfang klingt interessant und auch die Umsetzung ist nicht von schlechten Eltern. Doch gleicht diese Massenschlägerei in einer verregneten Nacht, bei welcher Bo mit seinen weißen Sneakern einziger Kontrast zu den sonst komplett Schwarz gekleideten Sandsäcken ist, mehr einer Stunt-Show als geilem Kung Fu. Bo drischt, kickt und wirft die Gegner erst um und zu Boden, doch dann verlagert sich die Auseinandersetzung auf ein Gebäude und man darf zusehen wie menschliches Kanonenfutter, aus großer Höhe auf Mauervorsprünge, Stangen und den blanken Boden aufschlägt. Starker Tobak und auch sehenswert, doch fehlt es an einem visuellen Knalleffekt, eventuell sogar an Dynamik um richtig vom Hocker hauen zu können. Als Vergleich tät ich das Finale aus „Chocolate“ heranziehen, welches augenscheinlich mehr zu bieten hatte. Doch wo sonst wenn nicht hier, bekommen wir einen Helden zu sehen der auch noch mit zerschmetterten Kniescheiben die Bad Guys umhaut, nur um dann den Opfertod zu sterben.
Im gesamten betrachtet bekommen wir hier einen Martial Arts-Romcom-Actioner, welcher im Geiste, dem Oldschoolniveau der achtziger Jahre Produktionen entsprungen sein könnte. Der Score rockt und ein interessantes Konstrukt im Storyaufbau, lässt wenigstens zum Schluss einen Aha-Effekt zu. Die Darsteller agieren solide und aufgrund der vielen bekannten Gesichter (z.B. Hui Siu Hung, Lam Suet oder eben Jacky Wu) gestaltet sich der Film sehr unterhaltsam. Da kommt sicher noch mehr von, und dann mit Sicherheit noch besser!
6 von 10