Estwood darf nie sterben...03.12.2011
...denn er dreht einfach zu gute Filme, und das ist so, seit er mit zusammengekniffenen Augen für eine Handvoll Dollar die Pistole gezogen hat. Stets verkörpert er auf knurrige Art den wortkargen, hageren Mann, dessen Wort noch gilt, ein Mann, der sagt, was er denkt und tut, was er sagt. Selten so was, in den aktuellen Zeiten von Politik und Gesellschaft. Man kann nur arüber spekulieren, was die Filmfiguren von Eastwood mit dem mann selbst gemein haben, aber eines ist klar: viel Zeit, das persönlich und im Gespräch mit ihm herauszufinden, ist nicht mehr, denn das Leben geht weiter...und Eastwood wird immer grauer. Grau auch hier die Hauptfigur, ein Koreakriegsveteran namens Walt Kowalski, nach dem Krieg immer am Band bei Ford, ein Amerikaner durch und durch.
Rassistisch, mürrisch, introveriert, sein Hab und Gut auch mit dem Gewehr beschützend sehen wir Eastwood hier durch den Film stapfen. Seine Frau tot, der Kontakt zu den Söhnen kaum existent, und dann noch neue Nachbarn...Schlitzaugen / Reißfresser...für alles, was nicht weiß und amerikanisch ist, hat Walt einen zynischen Kommentar parat. Doch selbst dieser knurrige alte Mann hat, wenn auch tief versteckt, ein gutes Herz und nimmt sich des Nachbarssohnes an, als dieser mit einer Gang in Konflikt gerät. Leider wird dadurch auch eine Spirale der Gewalt in Gang gesetzt, unter der gegen Ende des Films viele zu leiden haben...und wer erwartet, daß Eastwood hier wie dereinst Bronson in Death Wish 3 loszieht, um als alter Kämpe schwerbewaffnet aufzuräumen, der irrt.
Ganz klar: selbst wenn man auf dem Cover der DVD Eastwood mit der Flinte in der Hand sieht, dies hier ist kein Actionfilm, sondern ein waschechtes Personendrama. Eastwood spielt eine Figur ähnlich seiner Rolle in Million Dollar Baby, und dort wie hier kommt das Ende des Films überraschend daher. Doch bis es soweit ist, spielt Eastwood augenzwinkernd mit den Erwartungen des Zuschauers, läßt uns über tiefere Details wie beispielsweise den blutigen Husten der Hauptfigur m Unklaren, sondern konzentriert sich lieber auf die Wandlung des mürrischen alten Mannes zum knorrig-freundlichen Nachbarn. Da sitzt jeder Dialog, jede Kameraeinstellung paßt, und wenn man sich fragt, welche Rolle der titelgebende 1972er Grand Torino hier spielt...nun, das Auto ist das Objekt der Begierde vieler Parteien, und ein vereitelter Einbruch in Kowalskis Garage der entscheidende Auslöser des Films. Insgesamt ein weiteres großes Werk des alten Mannes, ein ruhiger, nachdenklich machender Film mit einem unkonventionellen Ende...8/10.