Review

OK. Mit dem folgendem Review werde ich die Welt von Gran Torino überzeugen. Weil der nämlich absolut liebenswert und aussagekräftig ist, auch wenn mir nie einer glaubt. Nur wegen Clint Eastwood... Mann.Ja gut, der Titel klingt tatsächlich erstma nach Proll-Kram. Es steckt aber weitaus mehr dahinter. Denn um koole Karren geht's bei Gran Torino nur mittelbar. Außerdem ist Eastwood der koolste alte Sack auf Erden. Wissen nich nur die Gorillaz.

Walt Kowalski (Eastwood) ist ein typischer US-Amerikaner, der konsequent die Ideale seines Landes hochhält: Kriegsveteran, ehemaliger Ford-Mitarbeiter und Dauernörgler, dessen Vorlieben Zigaretten, (schlechtes, amerikanisches) Bier und Fleisch sind. Man will also, wenn man mal alt ist, genauso sein wie Walt. Verknittert und verbittert sitzt er Tag für Tag auf der Veranda vor seinem Vorstadt-Haus und beobachtet die Nachbarschaft, die in den letzten Jahren zunehmends von asiatischen und/oder afrikanischen Einwanderern besiedelt wird. Nachdem seine Frau verstorben ist, ist er ganz alleine. Nur seine treue Hündin steht ihm noch zur Seite. Und sein Ford Torino in der Garage. Viel mehr scheint ihm auch nicht mehr wichtig zu sein.

Walt ist einer vom alten Schlag. Schon zu Anfang des Films wird das deutlich, bei der Messe für die Beerdigung seiner Frau: Viele Angehörige und Freunde, die zu den Gästen zählen, wirken auf ihn teilnahmslos und voller Desinteresse für seine Trauer. Seine Enkel witzeln auf der Kirchenbank und kichern ständig. Walt verzieht das Gesicht und ist sichtbar angeekelt vom, für seine Verhältnisse, freizügigen Kleidungsstil seiner jungen Enkelin und dem ausbleibenden Respekt gegenüber ihm und seiner Frau.

Beim anschließenden Kaffeekränzchen in seinem Haus wird das noch vertieft, als die Enkelin wissen will, was aus dem Torino wird, nachdem Walt tot ist... Da kann er nur verächtlich spucken. Er ist enttäuscht von seiner Familie, seinem Sohn, der zu seinem Missfallen ein "Reisfresser-Auto" fährt und keinen Ami-Schlitten. Der Pfaffe geht ihm genauso auf den Sack, der penetrant versucht, Walt zu einer Beichte zu überreden, weil dies seiner im Gegensatz zu ihm gläubigen Frau sehr wichtig war. Auch wenn ich persönlich bekennender Freidenker bin, ist mir die Rolle das Pastors trotz allem überaus sympathisch, auch wenn er eine nervige Fliege ist!

Ein weiterer Dorn im Auge ist ihm die fremde, neue Nachbarschaft (Einwanderer, die dem Volk der Hmong , einem asiatischen Bergvolk, angehören), die den einstigen, amerikanischen Mittelstandsort in ein Ghetto verwandelte. Diese Aversion beruht auf Gegenseitigkeit. Niemand will ihn dort haben und jeder würde ihn am liebsten wegekeln. Doch nicht mit dem stolzen Walt.

Als der asiatische Nachbarsjunge Thao im Rahmen eines Aufnahmeritus der Gang seines Cousins den Torino stehlen soll, wird er von Walt erwischt und macht ihn sich so zum Feind. Dadurch wird Walts ohnehin schon ausgeprägter Rassismus noch gesteigert, was er in der Folge auch redundant zum Ausdruck bringt. Walts Sprüche sind übrigens der Knaller. Einige Zeit später kreuzt Thaos Cousin mit seiner dümmlichen Bande bei ihm zu Hause auf und Thao, der eigentlich gar nicht mehr dazu gehören will, wird von ihnen gezwungen mitzukommen. Thaos Schwester und die Eltern mischen sich ein und die Situation eskaliert. Als die Menge sich prügelt, geraten sie auf Walts Grundstück; der taucht daraufhin mit seiner Schrotflinte auf und verjagt die Gang.

Walt wird ab nun von den Hmong-Nachbarn als Held gefeiert und reich beschenkt. Es dauert lange, bis Walt sich daran gewöhnt, bei seinen ausländischen Nachbarn so beliebt zu sein, doch er lässt sich darauf ein, da er erkennt, dass ihm seine eigene Familie auch nicht mehr wert ist. Von nun an bessert sich das nachbarschaftliche Verhältnis immer mehr und Thao und Walt werden langsam zu Freunden. Walt besorgt Thao einen Job, kauft ihm Werkzeug und beschützt ihn. Bis zum bitteren Ende mit der Gang um Cousin Spider, das wirklich zu Tränen rühren kann.

Als ich Gran Torino zum ersten mal angesehen habe, war ich einfach nur begeistert. Wie Eastwood hier spielt, hätte eigentlich jeden Preis der Welt verdient. Die Rolle des Walt ist egoistisch, unparteiisch und besinnt auf den eigenen Vorteil, hat aber im Grund seines Herzens eine gute Seite, die er auch offenbaren wird. Auch die Schauspieler in den Rollen von Thao und seiner Schwester sind sehr sympathisch. Hoffentlich sieht man in Zukunft noch mehr von denen.

Seitdem bin ich selbst Eastwood-Fan, auch wenn ich das niemals gedacht hätte. Aber ich feier' das einfach. Eigentlich hätte das hier seine letzte Rolle sein müssen, weil der ganze Film einfach in Erinnerung bleiben wird. Wer auch nur ein bisschen empathisch ist, kann sich schnell in das Leben eines alten Mannes hineinversetzen, den im fortgeschrittenen Alter einfach alles ankotzt, sodass man trotz allem eine Identifikationsfigur findet. Zumindest wenn man ein Junge ist. Dieser frustrierte, alte Fuchs schafft es einfach trotz sturem, grantigem Verhalten extrem sympathisch und liebenswert aufzutreten.

Eindeutige 9/10 Punkte, die aber näher an den 10 Punkten dran sind. Und der Torino war ohne Scheiß 'ne geile Kiste.

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