GRAN TORINO
USA 2008 / REGIE Clint Eastwood
Im vergangenen Jahr zeigte sich der Altmeister Clint Eastwood (Mystic River, Million Dollar Baby, Letters from Iwo Jima) besonders schaffensfreudig. Neben seiner exzellenten Regiearbeit zu "The Changeling" (dt. Titel: "Der fremde Sohn") realisierte er auch sein ganz persönliches Plädoyer für Toleranz, Zivilcourage und Verständigung mit dem Namen "Gran Torino".
Zwar erfindet ein "Gran Torino" das Thema "Humanismus" nicht neu und orientiert sich an vertrauten Handlungssträngen, wird aber durch seinen ganz eigenen Humor und Witz zu einem sehr unterhaltsamen Filmerlebnis.
Nach eigenem Bekunden gab der 79-jährige Workaholic mit diesem Drama seine Abschiedsvorstellung vor der Kamera, womit die Filmwelt natürlich einen großen Verlust zu bedauern hätte, denn in "Gran Torino" läuft der Amerikaner noch einmal zu großer Form auf. Das möge vielleicht auch daran liegen, dass die Rolle des verbitterten Kriegsveteranen "Walt Kowalski" ihm wie auf den Leib geschnitten ist. Jede Mimik und Gestik, jeder Satz: Alles nahm ich ihm als Zuschauer ab und somit kreiste der einsame Wolf glaubhaft seine Runden. Dabei stellte Eastwood seine unterschiedlichen Facetten nochmal eindrucksvoll unter Beweis.
Die Tragik geht auf Grund vieler humorvoller Dialogszenen aber nie verloren, denn hinter all diesem vermeintlichen "Spaß" reifte eine spannende und melancholische Geschichte. Der Film stimmt den Zuschauer nachdenklich, wobei ich mir am Ende dennoch kein verschmitztes Lächeln verkneifen konnte. Dafür ist der Ausgang von "Gran Torino" zu clever, wenn auch traurig.
Der notwendige Kontrast wird durch die Vorliebe grauer Farben und monotoner Bilder gegeben, sodass das Werk nie pathetisch, gar kitschig wird.
Alles in allem eine überzeugende Regiearbeit von Eastwood, die erfreulicherweise zum weltweiten Riesenerfolg avancierte, obwohl ich persönlich "The Changeling" auf Grund eines noch cleveren und intelligenteren Plots "Gran Torino" eindeutig vorziehen würde. Ich bin jetzt schon gespannt, was der Zuschauer in seinem nächsten Werk, "The Human Factor" mit Morgan Freeman und Matt Damon in den Hauptrollen, geboten bekommen wird. Der Film ist meinen Quellen zufolge schon abgedreht. Clint Eastwood setzt sich zum Glück noch nicht zur Ruhe, obwohl er sich das mehr als verdient hätte. Erstaunlich!
3+ / 5 Sternen