Review
von Leimbacher-Mario
Schwerelose Träume
Philippe Petit. Ein kleiner Franzose mit einem großen Talent und einem noch größeren Traum. Sein Schicksal ist für immer mit dem World Trade Center verbunden, denn er ist der Seiltänzer, der zwischen den Twin Towers balancierte. Ein Unterfangen zwischen Wahnsinn und Heldentum, Freiheitsdrang und Banküberfall, Abenteuer und Wagemut, Erfüllung und Irrsinn. „Man on Wire“ ist die Doku zu diesem einmaligen New York-Moment, von der Idee über die langwierige Planung bis zur nervenaufreibenden Umsetzung. Perfekt als Double Feature mit Robert Zemeckis „The Walk“ und von den beiden Filmen eindeutig der bessere. „Man on Wire“ ist nicht umsonst oscarprämiert und schlicht eine dieser Dokus, die man in seinem Leben gesehen haben sollte. Man wird es nicht bereuen und nie vergessen. Besser ist nur damals da gewesen zu sein.
„Man on Wire“ ist unglaublich kraftvoll. Petit ist ein Magier auf seinem Feld, vorbildlich und mutmachend. Nicht in dem Sinne, dass man auf das nächste Gebäude klettert, sondern in dem, dass er seinen Traum lebt, Leben, den Nervenkitzel und die Leidenschaft in diesem begreift und fühlt und ausstrahlt. In jeder Pore. Petit ist eine faszinierende Persönlichkeit, der Score ist Gänsehaut und nicht ohne Grund weltbekannt, der Aufbau der Doku ist nahezu perfekt und es gibt mehrmals echte Fingernägelbeiss-Momente, in denen die ganze Aktion auf Messers Schneide stand. Selbst wenn die Erzählungen natürlich subjektiv und sicher etwas aufgepeppt sind. Doch die Bilder von Petit da oben sprechen für sich. Sie befreien kurz von Sorgen und Kummer und lassen unsere Gedanken mit ihm balancieren und fliegen. Das ist Grund genug so „verrückt“ zu sein, das durchzuziehen. Er scheint dafür gemacht gewesen zu sein. Er bleibt unvergessen und einmalig. „Man on Wire“ fängt das mit Fingerspitzengefühl und ohne Kitsch ein. Pure Emotionen. Ein Moment wie kein anderer.
Fazit: ein Mann, eine Mission, eine Bestimmung, ein Traum - „Man on Wire“ ist faszinierend und inspirierend. Gänsehaut. Film. Realität. Magie.