Donnie Yen rettet die Ehre...23.02.2010
Welch eine Freude! Es gibt also doch noch Filme für Erwachsene, für echte Freunde des Fighterkinos, für Menschen, die in den späten Achtziger Jahren ihr Herz an das Zelluloid verloren haben. Menschen, die jeden einzelnen Gegener eines Jet Li, Steven Seagal, und auch eines Donnie Yen gerne haben in die ewigen Jagdgründe fahren sehen...und das nicht mittels hektischer Schnittechnik, sondern ganz in Ruhe und mit laaaangen Kameraeinstellungen. Hier nun ein neuer Streich vom dynamischen Trio Yip / Yen / Hung, welches uns zeigt, wie ein richtig guter Kampfsportfilm gemacht wird. Ähnlich wie bei Fearless oder Fist of Legend verfolgen wir den Lebensweg eines realen Menschen, wenngleich die Perspekive hier natürlich eine recht glorifizierend-chinesische ist. Ebendies trübt das Vergnügen ein wenig, zu eindimensional böse werden die japaner gezeigt, aber so ist das halt mit der ewigen Feindschaft...
Donnie Yen gibt Ip Man, einen Meister des Wing Chun. Ip Man lebt in den 1930er jahren mit Frau und Kind ganz gut in Foshan, genießt ein gewisses Ansehen, da seine Wing Chun - Kampfkunst allen anderen Martial Arts überlegen ist. Übrigens ein ewiger Streit, welche Kampfkunst nun die beste sei...seitenweise füllt das die Foren...ich plädiere hier für Muay Thai, möchte mich aber niemals mit Herrn Yen duellieren müssen. Meister Ip nun wird angesichts des Krieges zwischen Japan und China auch aus seinem behaglichen Leben herausgerissen und verbringt das weitere Leben in relativer Armut. Doch es kommt der Tag, wo er sich gegen die japanischen Besatzer stellt und deren Anführer in einem finalen Duell besiegt - worauf die Fackel des chinesischen Widerstandes hell leuchtet. So ganz nebenbei bringt Meister Ip noch den Mitarbeitern einer Baumwollspinnerei Wing Chun bei und verteidigt diese Firma gegen Räuber aus dem Norden. Ein toller Kerl, dieser Meister Ip, der quasi im Alleingang als Auslöser für den ruhmreichen Sieg gegen die Japaner fungiert - und dessen Leben sicher noch für weitere Filme gut ist, war Ip Man doch auch Trainer von Bruce Lee.
Doch bevor man meint, ich wolle hier nörgeln - das will ich nicht. Die Stimmungsmache gegen die Japaner ist für den Wersteuropäer einfach schwer nachzuvollziehen, auch das Heldendenkmal, das man dem recht freundlichen Ip Man hier setzt, mag überzeichnet sein, doch das ist verschmerzbar und wird mehr als aufgewogen durch zahlreiche, äußerst spektakulär inszenierte Faustkämpfe. Ob nun Mann gegen Mann oder einer gegen zehn - die visuelle Kraft der Regie macht jeden einzelnen Fauststoß sicht- und fühlbar, auch wenn die Geschwindigkeit von Yens Wing Chun tatsächlich eine gewisse Konzentration beim Zuseher erfordert. Sehr akrobatisch geht es zu, allerdings auch effizient - anfänglich sind die Kämpfe noch verspielt, während mit der Härte des Lebens auch deren Härte zunimmt. Yen nun füllt seine Rolle auch abseits der Kämpfe ordentlich aus, man nimmt ihm den freundlichen Meister einfach ab und hat viel Freude beim Zusehen, verharrt mit offenem Mund angesichts der spektakulären Kämpfe und hofft, daß dieser Film keine Eintagsfliege gewesen ist...Ihr Filmschaffenden da draußen, bitte künftig mehr Yen und weniger Bourne - 8/10.