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Ein Jahr, nachdem er dem bizarren Amoklauf des psychopathischen Killerschneemanns Jack Frost mit einer LKW-Ladung Frostschutzmittel ein Ende setzen konnte, leidet Kleinstadt-Sheriff Sam Tiler noch immer unter den traumatischen Ereignissen und bekommt es schon bei dem bloßen Gedanken ans bevorstehende Weihnachtsfest und dem damit verbundenen Schneetreiben mit der Angst zu tun. Aus diesem Grund entschließen sich Sam, seine Frau Anne, sowie ein befreundetes Paar kurz vor Weihnachten zu einem Spontanurlaub auf einer tropischen Insel, doch selbst bei strahlendem Sonnenschein, kühlen Drinks und knappen Bikinis lassen Sam die Erinnerungen an den mörderischen Wahnsinnigen nicht los. Seine Vorahnung soll ihn auch keineswegs täuschen, wird Jack derweil doch von unvorsichtigen Wissenschaftlern wieder zurück ins Leben geholt und sinnt nun auf frostige Rache. Kurzerhand folgt der inzwischen hitzeresistente Schneemann Sam und seinen Freunden ins Tropenparadies, um dort jeden zu töten, der ihm vor die Mohrrübe gerät...


Es gibt auf dieser Welt nicht einmal ansatzweise ausreichend Drogen, die man eigentlich konsumieren müsste, um nicht nur die Idee eines wahnsinnigen Schneemanns mit dem Hang zum Massenmord auf Papier zu bringen, sondern diese dann auch in zwei Filmen bis zur Grenze der allgemeinen Trash-Verträglichkeit und auch darüber hinaus auszureizen. Nun hat das Horrorgenre in der Vergangenheit zwar schon immer wieder erfolgreich seine Funktionalität bei eigentlich gänzlich bescheuerten Stoffen unter Beweis gestellt, man denke nur einmal an die Leprechaun-Reihe oder die späteren Chucky-Teile, doch im Vergleich zu dem unverhohlenen Ausmaß absolut trashiger Intellekts- und Qualitätsverweigerung des an dieser Stelle besprochenen Werkes erscheinen selbst derlei stumpfsinnige Horrorkomödien geradezu anspruchsvoll. Aber wer benötigt schon Anspruch, wenn einem dafür ein Unterhaltungswert aufgefahren wird, der selbst den einschläferndsten DVD-Abend noch in eine bierselige Partyrunde verwandeln dürfte? Jawohl, vergesst Freddy & Co, denn der wohl lustigste und im wahrsten Sinne des Wortes coolste Serienmörder der Filmgeschichte ist ein zynischer, notgeiler und zudem überaus kreativ um das Ableben seiner Opfer bemühter Schneemann namens Jack Frost.

Vier Jahre, nachdem er seinen unvergleichlichen Schneeschlitzer mit Jack Frost - Der eiskalte Killer beim trashgeprüften Publikum etablierte, ließ der Regisseur und Drehbuchautor Michael Cooney im Jahr 2000 das langerwartete Sequel Jack Frost 2 - Die Rache des Killerschneemanns folgen und schuf damit eine derart abgefahrene und aberwitzige Splattergranate, wie sie neben den Jungs von Troma wohl kein anderer Filmemacher auch nur in Erwägung ziehen würde. Selbst die Kenner des ersten Teils dürfen sich hier auf ein ganz neues Level exzessiven Blödsinns einstellen, denn während der Erstling damals noch als recht zahmer und, von seiner Idee einmal abgesehen, darüber hinaus auch als reichlich konventioneller Standard-Slasher daherkam, schien Michael Cooney bei der Fortsetzung endlich das absolute Nonsens-Potenzial seines Stoffes erkannt zu haben. Dies dürfte dann bereits von der Idee, einen Killerschneemann auf einer tropischen Insel wüten zu lassen, unmissverständlich verdeutlicht werden. Und wer dann anhand dieser Prämisse schon an die Grenzen seiner Trash-Bekömmlichkeit stößt, der sollte dieses 93-minütige Spektakel aus Blut und regelrecht zelebriertem Stumpfsinn zwecks der Vermeidung eines geistigen Kollateralschadens besser gleich im Regal stehen lassen.

Vor einer farbenfrohen Porno-Optik, die hier jedoch wie die Faust aufs Auge passt, ist Jack Frost 2 - Die Rache des Killerschneemanns allerdings trotz seiner allumfassenden Abwesenheit jedweden guten Geschmacks keineswegs ein inszenatorischer Griff ins Klo. Eine Story, die um keinen noch so abgefuckten Einfall verlegen ist, herrlich bescheuerte Charaktere und literweise Blut, all das geht hier eine ebenso gewollte wie unvergleich treffsichere Symbiose ein und bildet damit die pure Essenz des spaßigen Trashfilms. Wer das Ganze aber auch nur im Mindesten Ernst zu nehmen gewillt ist, der steht hier eindeutig auf verlorenem Posten. Selten war eine Horrorgroteske debiler als das, was einem hier beinahe im Minutentakt an geballtem Unsinn aufs Zwerchfell gefeuert wird. So treibt sich Jack bei seiner Ankunft auf der Trauminsel beispielsweise noch in den unterschiedlichsten Gestalten herum und zerquetscht eines seiner Opfer etwa als überdimensionaler Amboss, wenn er nicht gerade als Eiswürfel lustvoll stöhnend die Brüste einer Strandschönheit auskundschaftet. Es dauert zudem nicht lange, bis Jack Frost 2 - Die Rache des Killerschneemanns ans Eingemachte geht und uns einen überaus deftigen Bodycount vorsetzt. Köpfe explodieren, Eiszapfen werden als Waffen umfunktioniert und Schnebälle trennen sogleich ganze Gliedmaße ab, es ist ein herrlich bescheuertes Splatterfest. Wenn der Streifen dann nicht gerade auf den Spuren eines völlig überzogenen Slashers wandelt, lässt sich Cooney auch durchaus mal für die Einführung seiner Hauptprotagonisten Zeit, welche sich in ihrer Skurrilität allesamt noch zu überbieten scheinen. Der Besitzer des Ferienhotels etwa ist ein alter britischer Kolonialoffizier mit schwülstigem Touch, der die Morde als Haiangriffe (!) ausgeben möchte, während der ehemalige FBI-Agent Manners aus dem ersten Teil hier als Sicherheitsinspektor der Insel zurückkehren und mit seiner Augenklappe und dem stets bierernsten Auftreten so gut wie jedes existierende Agentklischee persiflieren darf. Die Charaktere alleine während allesamt ausreichend, um mit ihnen eine herrlich blödsinnige Komödie auf die Beine zu stellen, doch mit einem geisteskranken Killerschneemann als Zugabe kann letztlich kaum noch etwas schiefgehen.

Um den Spaßfaktor akkut oben zu halten, sind die Dialoge beinahe ausschließlich eine Offenbarung geistiger Umnachtung und absoluter Sinnbefreitheit und geben sich hier in einem derart rekordverdächtigen Tempo die Klinke in die Hand, dass den Mundwinkeln eines geneigten Publikums nur wenig Zeit zur Entspannung bleibt. Sprüche wie "Warum hat dich das nicht getötet?" - "Weil ich einfach zu geil bin, Ihr Vollpfosten!" darf man sich dabei ruhig häufiger auf der Zunge zergehen lassen. Spätestens, wenn der mörderische Schneemann die Tropeninsel im letzten Drittel in ein Winterwunderland verwandelt und dann auch noch Eier legt, aus denen sodann ebenso hyperaktive wie sadistische Killerschneeball-Babys schlüpfen, wären zwar endgültig einige Promille ratsam, um seinen gesunden Menschenverstand hier keiner ernsten Gefahr auszusetzen, aber dieses Risiko geht man als Freund der trashigen Unterhaltung doch gerne ein. Auch die allesamt billigen Effekte und die Tatsache, dass Jack Frost problemlos als Mensch im primitivsten Schneemann-Kostüm auszumachen ist, unterstreichen den eigenwilligen Charme des Ganzen positiv. Tatsächlich ist die einzige, wirkliche Schwäche des Films sein mitunter fehlender Drive, der sich vor allem im Mittelteil markant bemerkbar macht und die Story für einen gewissen Zeitraum auf der Stelle treten lässt, bevor es dann im großen Finale noch einmal deftig zur Sache geht. Wirkliche Langeweile entsteht hier allerdings zu keinem Zeitpunkt, ist Jack Frost 2 - Die Rache des Killerschneemanns doch trotz seiner eindeutigen Kategorisierung als sinnbefreites B-Movie ein in jeder Hinsicht mit viel Enthusiasmus entstandenes Werk, dem der Spaß seiner Schauspieler und der Eifer seines Regisseurs in jeder Szene anzusehen sind. Schon aus diesem Grunde lässt sich letztlich auch keinerlei schlechtes Wort über die darstellerischen Leistungen verlieren, bringen sie ihre vollends überzogenen Rollen doch alle mit Bravour an den Mann.

Wenn sich grenzdebile Feriengäste auf einer verschneiten Tropeninsel (!) nicht nur gegen eine Hunderschaft garstiger Baby-Schneebälle, sondern auch gegen einen perversen und zynischen Killerschneemann zur Wehr setzen müssen, dann ist das so comichaft und überzogen, dass im Grunde selbst die anspruchsvollen Gemüter das schlichte Bestreben nach brüllkomischer Unterhaltung dahinter ausmachen und auch ihren Spaß mit diesem Streifen haben dürften. Für Trash-Veteranen und solche, die es werden wollen ist Jack Frost 2 - Die Rache des Killerschneemanns ohnehin ein Fest sondergleichen, denn ein derart charmant überzogenes, blutiges und niveaulos-kurzweiliges Partyfilmchen dürfte sich ansonsten nicht mehr so schnell auftreiben lassen. Bleibt zu hoffen, dass sich Michael Cooney eines Tages noch zu einem dritten Teil hinreißen lässt, Jack's obligatorischer Auftritt im Weltraum steht bislang nämlich noch aus...



Jack Frost 2: Revenge of the Mutant Killer Snowman
USA 2000, 93 Min.
Freigabe: Keine Jugendfreigabe
Regie: Michael Cooney

Darsteller: Christopher Allport, Eileen Seeley, Chip Heller, Marsha Clark, Scott MacDonald, Ray Cooney, David Allen Brooks, Sean Patrick Murphy, Tai Bennett, Jennifer Lyons, Shonda Farr, Granger Green

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