Review

Gruselige Trauerbewältigung

"Lake Mungo" ist ein Hidden Gem aus Down Under. Wenige Grusler der 00er haben mehr Tiefe und Drama, fordern mehr Empathie und Geduld von dem Zuschauer. Tugenden, die bei vielen Horrorfans scheinbar nur noch verkümmert vorhanden sind. Anders ist es zumindest nicht zu erklären, warum der Film zu seinem zehnten Jubiläum immer noch fleißig unter dem Radar spukt und der Regisseur seitdem traurigerweise nicht mehr Platz hinter der Kamera nehmen durfte, wollte, konnte. Es wird also mehr als Zeit dieses Trauerspiel kennen zu lernen. In einer "Nach-Horror" genannten Ära mehr denn je. Vielleicht war er seiner Zeit ja nur etwas voraus...

In der dokumentarisch angelegten Geschichte, folgen wir der Familie Palmer (sicher nicht zufällig klingeln da die "Twin Peaks"-Glocken) in der Zeit nach dem Tod ihrer Tochter, die auf einem idyllischen Familienausflug in dem titelgebende See ertrunken ist. Oder nicht? Denn es taucht eine Gestalt auf Bildern und Videos der Familie auf, die der Verstorbenen sehr ähnlich sieht... Schocks, Jumpscares, billige Soundeffekte oder einen voraussehbaren Spannungsbogen - all das sucht man hier zum Glück vergebens. Es sind die leisen Töne, die kurzen Blicke, die traurigen Details, die den imaginären Fall real und nachvollziehbar erscheinen lassen. Wenn man mal einen geliebten Menschen verloren hat, vielleicht viel zu früh, umso eindringlicher. Die Atmosphäre geht unter die Haut, die Machart ist authentisch, die Art ist unaufdringlich und das Thema liegt schwer im Magen ist aber universell und unbedingt besprechenswert. All das, macht "Lake Mungo" für mich zu einem der unterschätztesten Gruselgeheimtipps seit der Jahrtausendwende. Ich hoffe ihm wird irgendwann ein größeres Publikum zu Teil, das ihn schätzen lernt. Kleinere Makel sind für mich ein paar aufgesetzte Twists und ebenso ein paar erzwungen wirkende Mysterien und Geheimnisse rund um Alice Palmer. Der Rest passt.

Fazit: wenn ein Loch in deinem Leben dich das Fürchten lehrt... Trauer, Tränen, Terror. Eine zeitlose, exzellente Geistergeschichte, voller Schmerz, Realismus und offenen Fragen. Ein direktes Mysterium, klar und verschwommen zugleich. Sympathisch unspektakulär, gegen den Zahn der Zeit gebürstet. Klasse!

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