Sogleich kommt einem „Twin Peaks“ in den Sinn, als es um ein ertrunkenes Mädchen geht, welches zufällig Alice Palmer heißt. Im Verlauf ähnelt die Sache aber eher einer Variante von „Paranormal Activity“ im kompletten Format einer Pseudo-Doku, - da stoßen die Sehgewohnheiten auf einen argen Kontrast, denn die Geschichte wird ausschließlich durch Interviews und vermeintliches Archivmaterial wiedergegeben.
Bereits am 22.12.2005, einen Tag nach dem Verschwinden, erhält Familie Palmer die Gewissheit, dass es sich bei der gefundenen Leiche um ihre vermisste Tochter Alice handelt, die gerade mal 16 Jahre alt wurde.
Doch scheinbar hat ihr Geist das Elternhaus noch nicht verlassen, denn nachfolgend taucht einige Male ihre Gestalt auf Fotos und Überwachungsvideos auf…
Rund zehn Minuten nach der Exposition mit den Interview Sequenzen denkt man sich: In Ordnung, genug resümiert, jetzt fangt mit der eigentlichen Geschichte an, aber nein, - das bleibt so.
In eher wahlloser Reihenfolge geben Dad, Mutter, Bruder Matthew, Nachbarn, Schulfreunde und andere Bekannte der Verstorbenen ihren Senf zu bestimmten Vorgängen und eventuellen Veränderungen im Leben von Alice ab, was lediglich durch kleine Videoschnipsel unterbrochen wird. Jene reichen von Homevideos, den Streifenbildern einer nächtlichen Überwachungskamera, über Polizeiaufnahmen bis hin zu fast unkenntlichen Handy-Videos.
Dabei geht es im Kern natürlich um Trauerbewältigung, doch vordergründig um die Frage, welche Geheimnisse Alice verbarg und was vor allem am titelgebenden Lake Mungo während einer Klassenfahrt ein halbes Jahr vor ihrem Tod geschah. Es werden einige Twists zutage gefördert, es gibt einen Seitenhieb auf Leute, die sich als Medium verkaufen, aber auch auf solche, die Fakes von Geisterbildern zum Opfer fallen.
Die übersinnlichen Aspekte sind durchaus effektiv und mit wenigen Handgriffen in schlichter Form untergebracht, doch sonderliche Schauwerte oder gar nervenaufreibende Jump Scares sollte man nicht erwarten.
Die glaubhaften Mimen und der eher spärlich eingesetzte Score untermauern den ruhigen Tonfall dieses Dramas um Trost, Glaube und dem Festhalten paranormaler Erscheinungen im Zuge des verzögerten Abschieds.
Der Streifen dürfte aufgrund seiner Verpackung und den zuweilen doch recht üblen Bildqualitäten des Archivmaterials auf allerlei Ablehnung stoßen, zumal sich der Unterhaltungswert arg in Grenzen hält und auch Spannungsmomente Mangelware bleiben.
Doch wer sich auf den Streifen einlässt und ein wenig Geduld mitbringt, bekommt ein ausgefallenes Konzept geliefert, welches immerhin ein paar nachdenklich stimmende Elemente beinhaltet und eine interessante Querverbindung zwischen Trauerbewältigung und Geistererscheinungen herstellt.
Knapp
6 von 10