Die amerikanische Remake-Welle der letzten Jahre, die besonders das Horror-Genre gründlich abgegrast hat, machte auch vor besonders harten und umstrittenen Klassikern keinen Halt. So kamen innerhalb kurzer Zeit Remakes der Rape-and-Revenge-Streifen "I spit on your grave" und "The last house on the left" heraus. Letzteres stammt im Original von Horror-Altmeister Wes Craven, der zusammen mit Sean S. Cunningham auch das Remake produzierte.
Der neue "The last house on the left" erweist sich als kompromisslos harte, modernisierte Version, die im Ablauf der Handlung dem Vorbild treu ergeben bleibt: Zwei junge Mädels werden von einer Verbrecherbande entführt, gequält, vergewaltigt und als tot liegen gelassen. Auf ihrer weiteren Flucht finden die Gangster ausgerechnet bei den Eltern eines ihrer Opfer Unterschlupf. Als mitten in der Nacht das halb tote Mädchen heim kommt, starten die entsetzten Eltern einen gnadenlosen Rachefeldzug.
Zu den großen Pluspunkten dieses Remakes zählt, dass es einige fragwürdige Aspekte des Originals zu vermeiden weiß. So sind die unpassend wirkenden Humoreinlagen von einst komplett verschwunden - von der ersten bis zur letzten Szene entfaltet der Film eine düstere, bedrohliche Atmosphäre, in der es keinen Platz für Witze oder auch nur Hoffnung gibt. In unterkühlten, emotionslosen Bildern zeigt die Kamera das Leiden der Protagonisten erbarmungslos und mit deutlich zurückgefahrenem Voyeurismus. Dadurch wird die Gewaltorgie eher zur protokollarischen Studie denn zur reißerischen Sensation, wie es noch im heftigen Original der Fall war. Darüber hinaus wirken viele einzelne Szenen glaubwürdiger: Wenn die Mädchen ihren Peinigern über den Weg laufen, geschieht das eher durch einen dummen Zufall, was äußerst realistisch wirkt und dadurch die Intensität der folgenden Grausamkeiten intensiviert. Und wenn gegen Ende die bestürzten Eltern zum Rachefeldzug starten, geschieht auch der Startschuss zum gemeinsamen Massakrieren eher durch eine Notwehrhandlung als durch eiskaltes Planen. Solche realitätsnah wirkenden Elemente verstärken die emotionale Schockwirkung der grausigen Story.
Auf der anderen Seite bleibt die Inszenierung jedoch nicht einheitlich und lässt nach einem guten Drittel deutlich nach. Waren Einleitung und Entführung der Mädchen noch gefühlskalt und dadurch sehr fesselnd inszeniert, wird der Film spätestens bei der scheinbaren Ermordung der jungen Mari mit Zeitlupen, pathetischer Choralmusik und symbolisch einsetzendem Regen allzu melodramatisch. Auch nehmen streckenweise einige Horror-Klischees und nicht durchgehend logische Details dem Film einiges seiner schockierenden Wirkung. Und auch wenn "The last house on the left" mit zertrümmerten Schädeln, zerfetzten Händen und explodierenden Köpfen ein harter Splatterfilm bleibt, wirkt auch die Gewalt im Vergleich zum Original glatt gebügelt und weniger entsetzlich - hier merkt man, dass für die Produzenten eine gute finanzielle Ausbeute mehr im Vordergrund stand als die Heranführung des Zuschauers an seine emotionalen Grenzen. Dadurch wird der Film weit weniger extrem als sein Vorbild.
Trotz solcher Schwächen kann "The last house on the left" durchaus gefallen mit seiner düsteren Atmosphäre, psychologischer Klugheit, heftiger Gewalt und einem sehr spannenden Finale. Für Horror- und Splatter-Fans wird hier durchaus was geboten.
Übrigens: Wer sich sozusagen für die Urversion des Stoffes interessiert, der sehe sich einmal Ingmar Bergmans Meisterwerk "Die Jungfrauenquelle" an.