Als ich gehört habe, dass es ein Remake zu "Last House on the Left" geben soll, war ich ersteinmal geteilter Meinung. Einerseits fand ich Cravens Original schon sehr ordentlich, es war roh, dreckig und auf einer gewissen Ebene durchaus gesellschaftskritisch angehaucht, mit seiner wenig subtilen Offenlegung des amerikanishcen Spießbürgertums als genauso barbarisch, wie das, auf das man allgemein hin hinabschaut und als asozial bezeichnet. Sicherlich ist das Film ein Produkt der 70er, darüberhinaus eines, das auch im Zeitkontext gesehen am besten funktioniert (anders als die Inspirationsquelle "Die Jungfrauenquelle", welche ja auch eher über andere Dinge und auch auf einem anderen Niveau sinniert). Allerdings hat Alexandre Aja "The Hills Have Eyes" auch mit Bravour ins neue Jahrtausend transportiert und dabei das Original so ziemlich in allen Belangen übertroffen. Daher freute ich mich irgendwie.
Andererseits hat es mich auch leicht gegraut. Denn neben gelungenen Remakes, wie eben "The Hills have Eyes", die dem Original würdig sind und es in den zeitlichen Kontext von heute rücken (was auch Rob Zombie mit seinem "Halloween" durchaus geschafft hat), gbit es viele Remakes, die einfach nur belanglos sind. Nicht unbedingt immer schlecht, aber belanglos. So ist z.B. "My Bloody Valentine 3-D" sicher ein ganz unterhaltsamer Slasher, aber haben wir wirklich auf dieses Remake gewartet. oder auf das "TCM", welches wie ein stereotyper Slasher daherkam?
Die Geschichte jedenfalls relativ gleich. Mari, die ihren Bruder vor einem Jahr verloren hat (warum das jetzt irgendwie relevant sein soll... naja, bleibt das Geheimnis des Writers, soll uns wohl Mari etwas näher bringen und die Bedeutung ihrer Kette erhöhen), hat Ferien. Zusammen mit ihren Eltern gehen sie zu ihrem Ferienhaus am See, dem titelgebenden letzten Haus links. Mari wird aber langweilig und sie will mit ihrer Feundin aus der Gegend einen drauf machen. In dem Laden, in dem diese aushilft begegnen sie Justin. Als sie mit ihm zum Kiffen auf dessen Hotelzimmer gehen tauchen plötzlich sein Vater, dessen Freundin und sein Onkel auf. Man erkennt gleich, dass sie Verbrecher sind (was man aufgrund der Openein Sequence sowieso weiss) und Verbrecher können keine Zeugen gebrauchen. Durchaus aber Geiseln. Naja, einiges läuft schief und für Mari und ihre Freundin beginnt eine wahre Tour de Force. Als beide vermeindlich tot sind, müssen Krug (so heisst Justins Vater) und Co. erstmal aus dem Regen und ihre Verletzungen verarzten lassen. Da ist es praktisch, dass sie ziemlich schnell ein Haus finden: Das von Maris Eltern. Und als die rausfinden, was hier gespielt wird, beginnt der Rachefeldzug.
Ich will mich hier gar nicht stundenlang darin ergehen, was hier, im Vergleich zum Original alles falsch gemacht wurde. Deshalb fasse ich mich (relativ) kurz. Dass Mari überlebt ist eigentlich eine himmelschreiende Frechheit. Nicht nur, dass es selbst für einen Horrorfilm (gerade einen ernsten) höchst unlogisch ist, dass sie mit einer solchen Schusswunde stundenlang im Wasser treiben/schwimmen kann. Nein, es macht auch die Aussage zu Nichte. Soll es nicht darum gehen, dass die Spießbürger durch ein ihn zugefügtes Unrecht zu eiskalten Killern werden, zu wahren Bestien? Ihnen ist kein Happy End vergönnt, abgesehen von der Genugtuung, die ihnen auch nichts bringt. Hier erhalten sie es, inklusive blutiger Rache, lebender Tochter, etc. . Das nimmt dem Film einiges an Ungeschliffenheit, an Feeling. E spasst schlicht und einfach nicht. Auch wie der Rachefeldzug von Statten geht. Waren die Eltern im Original noch eiskalt, fokusiert, glasklare Täter und Krug und seine Bande die Opfer, sind sie hier weiterhin die Sympathieträger. Die Morde sind nicht eiskalt berechnet, sondern ziemlich chaotisch, so dass es am Ende zwar immer noch sehr butal gegenüber Krug und Co. zugeht, aber es weniger wie Rache aussieht. Es kostet die Eltern Überwindung, ihnen fehlt wirklich die Konsequenz wie im Original. Ein gutes Beispiel dafür ist wie die Mutter den Onkel umbringt. Im Original "verführt" die Mutter Weasel, beisst ihm beim Oralverkehr die Nudel ab. Berechnend, eiskalt und gleichzeitig bestialisch. Hier gibt es ein paar jugendfreie Andeutungen und auf einmal beginnt ein Kampf, der am Ende, auch wenn es extrem brutal zugeht, fast schon wie "Notwehr" anmutet, also nach dem Motto "die oder wir". Die Eltern sind weiterhin Opfer und werden so dargestellt, anstatt dass sie eindeutig zu reinen Tätern werden. Damit geht die Aussage komplett flöten. Nur am Ende, die letzte Szene, hat etwas von diesem eiskalt Berechnenden, das wirklich Rache ist, in dem die Eltern nicht wie Opfer, sondern wie Täter wirken.
Aber eines muss man "Last House on the Left" lassen. Lässt man das Original und dessen vorhandene Intention mal aussen vor und findet sich mit dem depperten Happy End ab, dann ist dieses Remake durchaus ganz ordentlich. Die Darsteller machen ihre Sache gut, größtenteils besser als im Original. Die Effekte sind teils sehr blutig und brutal, selbstredend auch besser gemacht als im Original. Und schonungslos kommt der Film auch daher, u.a. mit der durchaus heftigen Vergewaltigung in der Mitte des Filmes. Größtes Plus sind die teilweise gerade in der zweiten Hälfte gekonnt inszenierten Spannungsszenen. Da stört es auch kaum, dass der Film mit seinem modernen "Hochglanz-Dreck-Look" nicht das Flair des Originals erreicht, denn der Film bietet gute, moderne Horrorunterhaltung und den "echten" Drecklook kann man heute halt nicht mehr nachstellen.
Deswegen sei "Last House on the Left" durchaus empfohlen, mit einer Warnung: Man muss sich auf einen modernen Rape and Revenge Streifen gefasst machen und darf nicht erwarten, dass der Film in irgendeiner Weise die Aussage oder das "natürlich dreckige" Flair des Originals hat. Lässt man sich darauf ein, wird man gut unterhalten. Daher auch die Wertung, anstatt der, die der FIlm im Vergleich zum Original verdient hätte.