„Hausbackene Horrorkost"
Seitdem es sich das einst in dunklen Bahnhofskinos und limitierten Spätvorstellungen beheimatete Horrorgenre so richtig im Multiplex-Mainstream gemütlich gemacht hat, donnert eine wahre Flut von Remakes über das (Gewalt-)hungrige Publikum hinweg. Nach der erfolgreichen Plünderung der 80er Jahre, ist man längst bei Genreklassikern aus den 70ern gelandet. Inzwischen ist kein halbwegs bekannter Horrorfilm der Vergangenheit mehr vor der Neuverwurstung sicher. Die häufig gesellschafts- oder sozialkritischen Untertöne der Originale gehen dabei meist in Hochglanzoptik und Blutfontänen unter.
Den Mangel an Ideen und Originalität versucht man durch höhere Budgets, mehr oder weniger bekannte Darsteller und vor allem durch explizite Gewaltdarstellungen auszugleichen. Ein Paradebeispiel dieser Praxis ist die Neuauflage des Wes Craven-Klassikers The last House on the Left (seines Zeichens ebenfalls schon eine Horror-Variation des Ingmar Bergmann-Films Die Jungfrauenquelle).
An dem Storygerüst hat man zwar insgesamt nur wenig geschraubt, mit der Veränderung des Schlussaktes allerdings den zutiefst pessimistischen und verstörenden Ton des Originals einfach mal so mit dem Vorschlaghammer glatt geschmiedet. Die unverhohlene Anbiederung an den modernen Massengeschmack zieht sich wie ein roter Faden durch den völlig überflüssigen Neuaufguss.
Trotz der eins zu eins beibehaltenen Grundkonstellation - zwei Mädchen werden von einer sadistischen Vorstadtgang gekidnappt und auf äußerst brutale Weise teilweise vergewaltigt, gefoltert und massakriert - lässt den Betrachter das perfide Treiben erstaunlich kalt. Auch ohne Kenntnis des Originals ist jede Storywendung und jede Gewalteinlage kilometerweit vorhersehbar. Das geht natürlich massiv auf Kosten von Atmosphäre und Spannung. Weder hasst man die Peiniger der Mädchen auch nur ansatzweise so wie in der Vorlage, noch empfindet man sonderlich viel Mitgefühl für die Opfer. Von so etwas wie Angst um die „Guten" einmal ganz zu schweigen.
Zwar geraten auch hier die Täter aufgrund eines Unfalls und eines Unwetters an die zunächst ahnungslosen Eltern des Vergewaltigungsopfers. Und auch hier entpuppt sich deren in einer gottverlassenen Einöde gelegenes Ferienhaus zur tödlichen Falle für die Verbrecherbande. Aber während im Original ein unangenehmer Blick hinter die spießige Fassade der typischen, gut-bürgerlichen US-Kleinstadtfamilie riskiert wird und das durch Werbung und zahlreiche Filme zementierte, vermeintliche Idyll kratergroße Risse bekommt, versinkt das Remake in einer öden und tausendfach gesehenen Gewaltorgie. Das Motiv ist nicht mehr vornehmlich Rache, sondern Selbstschutz und -verteidigung. Damit verpufft der gesamte Zündstoff des seinerzeit heftigst umstrittenen Skandalfilms beinahe geräuschlos.
Vom Griechen Dennis Iliadis zwar kompetent inszeniert, ist The Last House on the Left ein typischer Vertreter der zur Zeit inflationär produzierten und formelhaften Hochglanz-Remakes mehr oder weniger bekannter Horrorfilme aus der Low-Budget-Periode des Genres. In einer Gattung, die von Schockmomenten und Überraschungseffekten lebt, sind Routine und Vorhersehbarkeit allerdings Gift. So bleibt letztlich lediglich nett bebilderter aber phantasieloser Genrestandart neuerer Provenienz, der gerade durch das rezeptgenaue Zusammenrühren sämtlicher, vermeintlich gängiger und gewünschter Zutaten besonders fad schmeckt. Handwerklich ordentlich gekocht, aber eben trotzdem nur Hausmannskost. Unnötig und in seiner plakativen, rein Gewinnmotivierten Intention dann auch ärgerlich.