Wes Craven’s „Last House on the Left“ ist in meinen Augen der Beste Exploiter und ein der wichtiger und wegweisender Genrefilm. Der Ankündigung eines Remakes stand ich erst recht skeptisch gegenüber, obwohl ein Teil in mir sehr an einer Neuinterpretation des Stoffes interessiert war. Der erste Trailer versetzte mich allerdings nicht in großer Vorfreude, dafür überraschte mich das fertige Endprodukt umso mehr.
Story: Mari und ihre Freundin Paige lernen den schüchternen Jungen Justin kennen und treffen sich mit ihm in seinem Motelzimmer. Dabei ahnen die beiden Mädchen nicht, dass der Vater von Justin der brutale Sadist Krug ist. Er und seine Gang halten die Mädchen gefangen. Sie fahren an den Waldsee und verunglücken während eines Fluchtversuchs der Mädchen im Wald. Während Paige ermordet wird, wird Mari von Krug vergewaltig. Weil ein Unwetter aufkommt, suchen sie bei der Familie Collingwood Unterschlupf. Bald finden sie raus, was Krug und Co. ihrer Tochter angetan haben und rächen sich brutal…
Unter der Führung von Wes Craven setzte man Dennis Iliadis auf den Regiestuhl und schuf ein überaus gelungenen Eintrag im Genre des modernen Exploitationkinos. Iliadis griff dabei die wichtigsten Elemente des Originals auf, setzte den Fokus allerdings auf andere Sachen. Standen im Original die Vergewaltigung und der Leidenswerg der beiden Mädchen im Mittepunkt und nicht die Rache der Eltern ist es im Remake genau umgekehrt. Weniger explizit in den Quälereien der Opfer, aber dafür umso brutaler beim finalen Rachefeldzug.
Die Selbstjustiz in Verbindung mit der extremen Gewalt dürfte den deutschen Zensoren ein großer Dorn im Auge sein. Die Vergewaltigungsszene, welche zwar intensiv inszeniert wurde, im Großen und Ganzen eher kurz und weniger detailliert dargestellt, kommt bei diesem Umstand erschwerend hinzu. Überraschenderweise hat der Film aber für die Kinoauswertung ungeschnitten eine 18er Einstufung von der FSK erhalten.
Weniger dreckig und sleazy wie es in den 70ern üblich war, wirkt das Remake um einiges glatter und sauberer und auch das Ende ist mehr Happy-End und hinterlässt nicht so einen schalen Nachgeschmack wie beim 72er Original. Dennoch hat sich Iliadis sichtlich bemüht ein Maximum an Gemeinheiten rauszuholen, allerdings mit einigen Kompromissen fürs heutige Mainstreampublikum.
Schauspielmäßig sehr solide inszeniert hatte Garret Dillahunt die größte Last zu tragen. Denn er musste in die großen Fußstapfen von David Hess treten, welcher im Original „Last House on the Left“ den Krug kongenial verkörpert, nein, sogar gelebt hat. Das er dessen Intensität nicht erreicht war abzusehen, aber Dillahunt holt das Beste heraus und gibt eine recht akzeptable Performance als Sadist.
„Last House on the Left“ ist eine hervorragende Neuinterpretation des Stoffes und transportiert den Flair und Exploitationcharakter von Cravens Meisterwerk gekonnt in die Neuzeit. Spannend, atmosphärisch, brutal und gemein. So sollte ein solcher Film auch in der heutigen Zeit sein.