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Black Dynamite. Ein Name. Ein Mann. Ein Held. Er ist schwarz. Er ist groß. Er ist kräftig. Er ist explosiv. Und niemand ist ihm gewachsen. Die Männer fürchten ihn...allen voran Drogendealer und lichtscheues Gesindel. Die Frauen liegen ihm zu Füßen. Und selbst Bruce Lee hätte bei ihm Kung-Fu-Unterricht genommen.
Er ist Vietnamveteran und Privatdetektiv. Mit seinem Schnurrbart und Afro erinnert er an Shaft und Superfly, mit seinen Kampfkünsten, samt Mimik und Geräuschkulisse, an Bruce Lee. Er beendet fast jeden Satz mit "Can you dig it!?". Und er weiß was recht ist. Das ist Michael Jai White. Das ist...Black Dynamite!

Als eines Tages Bösewichte seinem Bruder Jimmy den Garaus machen, kennt Black Dynamite keine Gnade. Schließlich hatte er seiner Mama versprochen, auf seinen jüngeren Bruder aufzupassen. Entschlossen und mit vollem Körpereinsatz räumt er in der lokalen Unterwelt auf - und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen...Dynamite - Dynamite!

Michael Jai White ist mit [i]Black Dynamite[/i] eine wunderbare und hochlustige Hommage an die Blaxploitation-Filme der 70er Jahre gelungen. An Actionkracher wie [i]Shaft[/i], [i]Superfly[/i] oder [i]Dolemite[/i]. Dabei steht der Humor, meist in Form von Klischees und stark übertriebenen Szenen, klar im Vordergrund. Gewalt die weh tut ist hier Mangelware. Vielmehr stehen die Optik, die Dialoge, die Atmosphäre und die wundervolle Blaxploitation-Musik im Vordergrund. Regisseur Scott Sanders arbeitet mit Splitscreens, betont das Offensichtliche bis zum Erbrechen und baut mit schöner Regelmäßigkeit treffsichere Gags ein, die White auf den Leib geschrieben wurden. Michael Jai White, bisher nicht unbedingt für komische Rollen bekannt, liefert hier eine sehr beeindruckende Leistung als Black Dynamite ab. Seine Mimik strotzt nur so vor Coolness. Steht im der Ärger ins Gesicht geschrieben, sollten seine Feinde besser so schnell wie möglich die Flucht ergreifen. Und manchmal lässt er sich überhaupt nicht in die Karten sehen. Als z. B. eine hübsche Frau ihn nach seinem Lächeln fragt, dass zuvor zur Sprache kam, antwortet Black Dynamite nur äußerst cool: "I [i]am[/i] smiling" – ohne dabei eine Miene zu verziehen. So cool ist Black Dynamite.

Bereits mit den ersten Szenen zeigt der Film, wo der Hase langläuft. Nach einem äußerst amüsanten Eingangssequenz, in der "Anaconda Malt Liquor" beworben wird – ein Aspekt, der später noch eine Rolle spielen soll -, sehen wir Black Dynamite mit drei Schönheiten im Bett. Alle drei winden sich und huldigen Black Dynamite. Nur ist dies unserem Helden ein bisschen zu laut. Mit dem Satz: "Shut up, you're waking up the other bitches" und der Überblendung zum Ende des Bettes, wo sich neben den drei befriedigten Damen noch weitere Frauen wälzen, bekommen wir einen ersten Hinweis, was für ein ganzer Kerl unser guter Black Dynamite ist. Und auch später bei seinem täglichen Kung-Fu-Training wird seine Rolle als männlicher Mann weiter unterstrichen: Mit brachialer Gewalt macht er einen Sparringspartner nach dem anderen in seinen eigenen vier Wänden platt und auch ein paar Steinplatten müssen dran glauben. Selbst vor alten Frauen macht er nicht halt, denn ihm sollte sich niemand in den Weg stellen.
Geschickt spielt der Film mit Klischees, hebt diese hervor und ist freiwillig komisch. In der Welt von [i]Black Dynamite[/i] sind die Charaktere so cool, dass sie bei einer Autoverfolgungsjagd trotz Höchstgeschwindigkeit und Blick nach hinten "blind" jede Kurve nehmen, in vollem Lauf ohne jedes Sprungbrett über Zäune springen oder mit einem Raketenwerfer beim Fallschirmsprung vom Himmel geholt werden und trotzdem auf den Füßen landen.

Die Handlung dient lediglich dazu, coole Dialoge und optische Schmankerl zu präsentieren, spielt aber keine ernsthafte Rolle. So ist die Auflösung, wie Black Dynamite & Co. auf des Rätsels Lösung kommen so abstrus, dass man vor Lachen fast aus dem Sitz fällt und erinnert mit ihrer absurden Assoziationskette beinah schon an die [i]Die Nackte Kanone[/i]-Filme. Ernste Momente gibt es selten. Tatsächlich sind selbst objektiv betrachtet ernsthafte Themen wie ein Kind, das nach einem Schuss verlangt so over-the-top und bewusst komisch dargestellt, dass einem immer vor Augen gehalten wird es hier mit einer reinen Komödie zu tun zu haben. Und selbst als Black Dynamite, nachdem ihm zu Unrecht Misstrauen von seiner Herzensdame entgegengebracht wurde süffisant erklärt: "My mother always said: A helpin' hand is a helpin' hand. No matter if it's clean or dirty. And it just seems my hand is not clean enough for you.", kann sich der Zuschauer ein Grinsen nicht verkneifen.

Der Soundtrack ist großartig und bietet Black-Soul-Music im 70er Jahre Stil eines Isaac Hayes oder Marvin Gaye. Dabei kommentiert die Musik häufig auf höchstlustige Weise das Geschehen. Z. B. als Black Dynamite die Wohnung seines toten Bruders betritt, ertönt auf der Tonspur der Gesang "I am in my brother's apartment, someone broke in" etc.
Besonders im letzten Drittel wird die Handlung dann so abstrus, dass man sich lediglich noch darauf konzentriert, Spaß am Gebotenen zu haben. Obwohl nicht der geringste Hinweis im Verlauf des Films darauf gegeben wurde, findet Black Dynamite auf einmal heraus, dass ein chinesischer Drogenboss namens "Dr. Wu" hinter der ganzen Sache steckt. Und macht sich auf zur Verbrecherinsel des Gangsters, ganz im Stile von [i]James Bond jagt Dr. No[/i], noch mehr aber im Stil von Bruce Lees [i]Enter the Dragon[/i], an den [i]Black Dynamite[/i] in dieser Situation eine klare Hommage auffährt. Doch die Schuldigen sitzen noch weiter oben – die Spur führt Black Dynamite ins weiße Haus, zum US-Präsidenten Richard Nixon!! Und auch der "Anaconda Malt Liquor" hat seine Bedeutung in dieser Geschichte, führt er doch bei Konsum zu Penisschrumpfung...
Und bei jeder neuen Erkenntnis setzt Black Dynamite seine Dolph Lundgren/Ivan Drago-mit-Verstopfung-Miene auf und erklärt verärgert und verbittert: "I should have known who's behind all this!!" Zum Schreien! Dabei gilt zudem zu erwähnen, dass fast jeder Auftritt unseres Helden von dem Ohrwurm-Gesang [i]Dynamite!..Dynamite!![/i], einer Art supercooler Erkennungsmelodie, begleitet wird. Köstlich.

Mir hat [i]Black Dynamite[/i] insgesamt sehr gut gefallen. Er hat zwar gerade im Mittelteil ein paar Längen und man hätte sich eine etwas höhere Gagdichte gewünscht. Und auch die Actionszenen sind pointiert gesetzt und nicht inflationär gebraucht. Dennoch bleibt unterm Strich eine äußerst lustige Hommage an Shaft & Co., an das Blaxploitation-Genre im Allgemeinen und an Bruce Lee. Die Darsteller sind überzeugend, allen voran White selbst, aber auch ein Arsenio Hall oder die hübsche Hauptdarstellerin wissen zu gefallen. Schaut euch diese Perle an, ihr werdet es nicht bereuen.


Filmwertung: 8/10

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