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Western und Krieg in „Down Under“…30.07.2009

Es dauert zehn Minuten, bis Hugh Jackman eine Kneipenschlägerei gewinnen darf. Danach vergehen weitere zehn Minuten, bis Hugh Jackman seinen Oberkörper endlich mit Wasser überschütten kann. Schade, die Zeitlupe fehlt hierbei, so auch das Drehen und Schütteln des Kopfs samt wegspritzender Tropfen. Später dann darf Hugh Jackman noch Lasso werfen, reiten, tanzen, ach, so ein schöner, wunderbarer Mann, The Sexiest Man Alive…die Frauen sabbern im Kino, schmiegen sich weich in den Sitz und himmeln die Leinwand an. Und was kriegen wir Männer als Ausgleich zu Kommentaren wie „schlecht ist der wirklich nicht“? Na? Wir kriegen Nicole Kidman, bleich, steif, mager, zickig, obwohl sie auch reiten darf, tanzen, mit einer Peitsche schlagen…also kein Vergleich. Dafür aber wenigstens Gewalt! Schießereien! Action! Nun, lieber Leser, ich muß enttäuschen, das alles findet sich hier nur in Minimaldosierung, familientauglich, statt dessen erzählt ein Knirps die Geschichte und hat zudem noch fast eine Hauptrolle…

…in einem Film, der bitte nach zwei Stunden hätte beendet werden sollen, mit einem würdigen finalen Duell, von mir aus samt darauf folgender letzter In-die-Arme-nehm-Szene. Aber Regisseur Luhrman hört einfach nicht auf, und es wird immer schlimmer, denn in der letzten halben Stunde wird alles verwurstet, was bisher noch nicht im Filmeintopf in ausreichender Menge vorhanden war…Aufopferung des besten Freundes! Kinder in Gefahr! Japaner! Ein Pfarrer mit Gottvertrauen! Kindesentzug! Vermeintlicher Tod der Liebsten! Großvater greift ein! Der Bub geht mit Opa auf Wanderschaft! Heidi! Peter! Was sich hier übertrieben liest, ist leider tatsächlich so, man hat stets das Gefühl, als hätten die Drehbuchschreiber immer noch einen weiteren Einfall gehabt, den die Regie willfährig und brav eingebaut hat.

Und so folgen wir seltsam unberührt der Geschichte von einer britischen Lady im Jahr 1936, die nach Australien reist, um auf der Farm ihres Mannes nach dem Rechten zu sehn. Doch der ist leider kurz vor Eintreffen der Holden gemeuchelt worden, was die Frau nun vor arge Schwierigkeiten stellt. Die Ranch muß gerettet, ein Mischlingskind adoptiert und eine Rinderherde ins weit entfernte Darwin getrieben werden. Klappt alles dank…DROVER, der coolsten Sau dies- und jenseits des Mississippi. Doch als man sich gerade für den Film erwärmen konnte, der mit allerhand feinen Landschaftsaufnahmen protzt, dabei seltsame Effekte rund um den Hafen verwendet – manch einer mag Verfremdung mögen, ich aber finde diese angesichts des Budgets eher erbärmlich – ist die Herde abgeliefert und der Scheck im Sack. Wir sahen leider keinen mühsamen Treck durch eine öde Wüstenei, statt dessen sehen wir nun das Familienleben auf der Ranch. Und immer wieder müssen wir den Zauberer von Oz ertragen samt ekliger Filmmusik…

Darstellerisch ist das auch nicht so toll gemacht, Frau Kidman wirkt einfach nur zickig und unbeholfen, ist mal bleich, dann braun, dann aber sogleich wieder fahl im Antlitz. Jackman ist einfach Jackman, der muß nicht viel können, die Rolle will es so, Coolsein reicht. Der Rest vom Fest aber besteht hauptsächlich aus dem Buben, was anfangs nicht stört, dann aber mit allerhand magischem Mummenschanz angereichert wird und sich so ebenso festfährt bzw. im Sande verläuft wie die nie enden wollende Geschichte. Monumental, das schon, auch teils schön anzusehen, aber leider seitens der Story unbeholfen wirkend…und zu kitschig, in allen nur erdenklichen Details. Erwähnte ich schon den trunksüchtigen Buchhalter, der auf einmal dem Alkohol abschwört und reitet wie der Teufel? Eben…6/10.

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