1994: Der achtjährige Kurt Baker erschlägt während der Geburtstags-Party seiner kleinen Schwester Sara seine Mutter mit einem Baseball-Schläger und wandert darauf hin in eine Nervenheilanstalt. Jahre später gelingt ihm dummerweise die Flucht aus seiner Zelle. Kurts Vater, Sheriff Pat Baker, nimmt prompt die Verfolgung auf. Sara befindet sich derweil zusammen mit ihrer Freundin Veronica und ein paar Jungs zum Zelten und Fummeln im Wald und ahnt natürlich nichts von der Gefahr, in der sie schwebt. Erst als der Wachmann Gary Jordan, der von Kurt verfolgt wird und ihm bislang nur knapp entkommen konnte, den Mädels mit dem Psychopathen im Schlepptau über den Weg läuft, geht ihnen ein Licht auf. Merkwürdig nur, dass Kurt immer genau dort auftaucht, wo Gary sich gerade befindet... Der Text auf der Cover-Rückseite der DVD gibt sich alle Mühe klarzustellen, dass "Frayed" doch bitteschön kein lumpiger "Halloween"-Abklatsch sei, sondern vielmehr ein "überraschend harter und außergewöhnlicher Slasher" voller "Plot Twists" und "nervenzerfetzender Spannung". Beim Ansehen fällt allerdings schnell auf, dass das Regie-Gespann Norbert Caoli und Rob Portmann sich doch augenscheinlich an John Carpenters besagtem Klassiker orientiert hat und die dünne Story sich deshalb auch recht genau an den Ankerpunkten des Originals entlang hangelt, angefangen bei der Flucht aus der geschlossenen Anstalt über den langwierigen Stalk-and-Slash-Mittelteil (der immer wieder mal von der Ermittlungs-Arbeit der Polizei, die hinter Kurt her ist, unterbrochen wird) bis hin zum Bruder-Schwester-Showdown im Obergeschoss des elterlichen Hauses. Okay, ganz so weit wie Armand Mastroianni bei seinem "Panische Angst", der gleich mal bestimmte Szenen des Vorbilds eins zu eins übernommen und nachgestellt hat, ist man dann in letzter Konsequenz nicht gegangen, aber es ist doch wieder mal beschämend, dass einem wahren Geschwader von Drehbuchautoren über weite Strecken gerade gar nichts Neues für ihren Streifen eingefallen ist. So wirklich gut gelungen ist hier also leider nur der überzeugend auf Home Movie getrimmte Anfang mit dem wirklich recht brutalen und schockierenden ersten Mord, alles was danach kommt ist nur der übliche Slasher-Kram, der in der x-ten ideenlosen Aufarbeitung eher langweilt als für ein bisschen oberflächliche (geschweige denn "nervenzerfetzende") Spannung zu sorgen... zumal der Body Count-Part der Handlung keinesfalls mehr durch besonders auffällige Todes-Arten glänzt und zu allem Überfluss auch noch das entsprechend hohe Tempo besserer Genre-Vertreter vermissen lässt, das einen über die inhaltlichen Durchhänger hinwegtrösten könnte. Es gibt also nichts, was die für diese Art von Film exorbitante Laufzeit von über 100 Minuten rechtfertigt, "Frayed" wirkt durch das gemächliche Pacing einfach nur lahm und zerfahren. Wenn man sich nun vor Augen hält, dass der Streifen ganz konträr zu dem Geschwafel des Promo-Textes also doch ein lupenreines Rip-Off ist, fragt man sich an dieser Stelle vielleicht, wie denn nun die versprochenen Plot-Twists da reinpassen sollen. Nun ja, kleinere flashige Einschübe innerhalb der eher stringent erzählten Schlitzer-Story machen schnell klar, dass da am Ende noch was kommen wird und genau so ist es dann auch, wenn die fünf Drehbuchautoren sich innerhalb kürzester Zeit selbst übertreffen und in schneller Abfolge die (schlecht arrangierten) Schluss-Pointen von "High Tension", "The Sixth Sense" UND "Die üblichen Verdächtigen" hintereinanderweg abfeuern. Das ist bestimmt der Plot-Twist-Overkill, klar, dass kein Film so was dramaturgisch noch händeln kann. Den beiden Regisseuren und ihrer Crew muss man aber zumindest attestieren, dass sie ihre preisgünstige Independent-Produktion achtbar gestemmt haben und "Frayed" deshalb wenigstens technisch sehr gut aussieht. Wie schade, dass es nur wieder mal so arg am Drehbuch gehapert hat.
3/10