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Wenn ein Attribut sämtlichen Will Smith Filmen, trotz unterschiedlichster Genrezugehörigkeit, anhaftet, dann die sprachliche Begabung seines Hauptdarstellers. Smith war immer in der Lage, sein Gegenüber von seiner Sache zu überzeugen. Anders als in "Das Streben nach Glück", dem ersten gemeinsamen Film mit Regisseur Muccino, verdeutlicht "Sieben Leben" auch, dass dieses verkäuferische Talent gleichzeitig eine sehr oberflächliche Handlungsweise ist, bei der der Redende nichts von seiner wirklichen Persönlichkeit preis gibt. Deshalb ist "Sieben Leben" auch ein Film über die Unfähigkeit zur Kommunikation geworden.

Diese zwei Seiten zeigt "Sieben Leben" von Beginn an in unterschiedlichen zeitlichen Einblendungen - Ben Thomas (Will Smith) vor dem tragischen Unfall, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen, als erfolgreicher Ingenieur mit der üblichen optimistisch, egoistischen Grundhaltung, die Smith so erfrischend spielen kann, und Ben Thomas nach dem tragischen Unfall als in sich gekehrter, verschlossener Mensch, der seine kommunikativen Fähigkeiten nur noch dazu nutzt, sein letztes Ziel umzusetzen.

Nur langsam ktistallisiert sich dieses Ziel heraus, da der Film in zeitlich versetzten Szenen Thomas' Herangehensweise puzzleartig zusammensetzt. Durch den Verzicht auf eine lineare Erzählweise erhöht "Sieben Leben" nicht nur den Unterhaltungswert, sondern vermeidet die Offensichtlichkeit, die letztlich in seinem Ansinnen liegt, sieben Menschen helfen zu wollen. So nachvollziehbar dieser Bussgang ist, so selbstherrlich sind die Massstäbe, die er ansetzt, um festzustellen, ob diese Menschen es auch wert sind.

Zwar zeigt der Film auch die Problematik, die darin verankert ist, wenn sich ein fremder Mensch plötzlich mit intimen Kenntnissen, die sich Thomas zuvor angeeignet hat, bei einem Anderen vorstellt (auch wenn die Ausweisung als Finanzbeamter scheinbar bei amerikanischen Bürgern solches voraussetzt), aber "Sieben Leben" stellt letztlich das Ergebnis über die Vorgehensweise, als wenn "Gutes Tun" automatisch jede Handlung rechtfertigt. In dieser Sichtweise ist eine typische amerikanische Mentalität zu erkennen, da dort soziale Leistungen unter Bürgern nicht nur verbreiterter sind als z.B. in Deutschland, sondern diese auch meistens mit dem Namen des Spenders und einer klaren Zielrichtung verbunden sind.

Unter diesem Gesichtspunkt ist "Sieben Leben" zurückhaltender, denn der Film vermeidet einen ideologischen Überbau und stellt einen Mann in den Mittelpunkt, der seelisch kranker ist als die Menschen, denen er helfen will. Zu Verdanken ist das besonders dem grossartigen Spiel von Rosario Dawson, die die herzkranke und dem Tod geweihte Emily Posa spielt. Nicht nur die Art, wie sich ihre Beziehung zu Ben Thomas entwickelt. ist sehr genau und anrührend beobachtet, sondern die Lebensfreude und Schönheit, die sie dem eifernden Ben Thomas gegenüber stellt, verdeutlicht erst dessen emotionale Behinderung. Auch Smith ist sehr gut in seiner stoischen Unfähigkeit und es überrascht, wie konsequent der Film auf übliche Wendungen verzichtet.

"Sieben Leben" ist ein sehr emotionaler Film, dem es dank der sehr guten schauspielerischen Leistungen gelingt, nachvollziehbar und berührend zu bleiben, ohne in schwülstige Abgründe zu geraten. Dank Will Smith, der trotz der tragischen Ereignisse immer er selbst bleibt, verfügt der Film auch über amüsante Momente, aber über allem schwebt die Fragwürdigkeit, die darin verankert ist, ob ein Mensch so über Andere urteilen darf, auch wenn er das unter dem Gesichtspunkt der Selbstaufopferung tut. Sicherlich ist das der amerikanischen Mentalität geschuldet, weshalb die europäische Sicht der Selbstlosigkeit moralischer erscheint, aber letztlich ist das eine interessante Frage, die der Film aufwirft und die es wert ist, darüber nachzudenken, auch wenn Hollywood natürlich nicht mit seiner Meinung hinterm Berg hält (7,5/10):

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