Review

Mein letzter Kinobesuch in diesem Jahr erwies sich als Pleite, doch immerhin war ich darauf vorbereitet. Ein Remake, dessen Original ich leider noch nicht gesehen habe. Daher kann ich keine Vergleiche anstellen, aber das Original von 1951 kann eigentlich nur besser sein. Da steht der recht fähige Scott Derrickson (Hellraiser - Inferno) mit 80 Millionen Dollar im Gepäck gegen das moralinsaure Drehbuch von David Scarpa. Vollgestopft mit aktuellen Ökobotschaften, überflüssigen Emotionen und Erklärungsnot reisst er "Der Tag, an dem die Erde stillstand" in den Abgrund. Dass es hier an Erklärungen mangelt, dürfte dem Zuschauer im Vorhinein klar sein. Immer wenn es um Ausserirdische geht, müssen die ausgerechnet in Amerika landen. Bevor Fragen fallen, wird lieber gleich geschossen und überhaupt scheint die USA immer gerne für die ganze Welt zu sprechen, doch sind sie neben Japan und China mit Abstand die größten Umweltverschmutzer. Das ist auch der Hauptgrund, warum Klaatu (Keanu Reeves) auf der Erde landet. Die Erde soll nicht vernichtet werden, sondern wir. Mit Hilfe von Spehren werden soviele Tiere gerettet wie möglich, bevor man alle Menschen und ihr Erbautes vernichtet. Und wie bewegt man einen gefühlslosen Ausserirdischen dazu dies nicht zu tun, man drückt gewaltig auf die Tränendrüse. Da wird der Mensch schon Jahrzehnte aus dem All beobachtet, der Vernichtungsplan scheint sicher, doch Jaden Smith als überaus nerviges Balg und Jennifer Connelly heulen und quasseln sich die Seele aus dem Leib und schon hat Klaatu seine Meinung geändert. Nur fällt es Klaatu selbst schwer, seinen allesfressenden Todesschwarm aufzuhalten.

Im Trailer sieht Derricksons dritte Regiearbeit wie eine pure Zerstörungsorgie aus, doch das CGI-Fest beschränkt sich nur auf die letzten zwanzig Minuten. Da bekommt man dann ein paar Eyecatcher geboten, zum Beispiel wenn sich der Todesschwarm durch einen LKW oder eine ganze Stadt frisst. Doch vorher herrscht größtenteils tote Hose. Ein paar kleine Angriffe seitens des Menschen auf die Ausserirdischen, Helen Benson (Jennifer Connelly) flieht mir ihrem Stiefsohn Jacob (Jaden Smith) und Klaatu vor der Regierung. Und nun wissen wir auch, dass man McDonalds sogar im All kennt, da haben die großen M-Schilder doch ihren Zweck erfüllt, denn dort trifft sich Klaatu mit einem anderen Vertreter aus dem All, der den Menschen immerhin eine gute Seite abgewinnen kann. So fährt man von Ort zu Ort, quatscht hier, quatscht dort, passieren tut so gut wie gar nichts. Hinzu kommen völlig unlogische Szenen wie der Tod und die folgende Wiederbelebung des Polizisten und zusätzlich noch katastrophale Fehlbesetzungen wie John Cleese als Nobelpreisträger oder Kathy Bates Sekretärin Regina Jackson. Allgemein sieht es darstellermäßig nicht rosig aus. Keanu Reeves scheint sich in der Rolle des immer gleichglotzenden Aliens wohl zu fühlen, Jennifer Connelly schlägt sich wirklich wacker und Jaden Smith ist einfach nur überflüssig, ganz besonders wenn er mit seinem toten Vater anfängt, der in Vietnam fiel und das geschieht alle fünf Minuten.
Bei all der Tristesse gibt es auch gelungene Momente. Denn die Pyrotechniker und auch die Computerspezialisten haben saubere Arbeit geliefert.

Man rettet sich mit hängen und würgen in den unteren Durchschnittsbereich. Dies ist Derricksons guter Regie zu verdanken, die aber auch unter den schwachen Darstellern zu leiden hat. Das Remake präsentiert sich zu unlogisch, spannungs und actionarm. Vielleicht wäre es endlich mal wieder an der Zeit, sich selbst etwas einfallen zu lassen.

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