Review

Spoiler enthalten!

Auf diesen Film bin ich durch die weiträumige Werbung aufmerksam geworden. Das Original kenne ich nicht, und als ich eines Tages am PC saß, dachte ich mir: check doch mal den Trailer. Und da der mir gefiel, hab ich spontan entschlossen, mir den Film anzusehen. Ich kann nicht sagen dass ich enttäuscht bin, aber ich hätte mir ehrlich gesagt mehr erwartet. Nicht wegen der Action, an der es mangelt obwohl sie einem im Trailer vorgegaukelt wird, sondern in Bezug auf den moralisch-philosophischen Aspekt.

Die Ausgangssituation ist folgende: wir Menschen verschmutzen die Umwelt, bringen uns gegenseitig sowie andere Lebensarten um. Ein klarer Fall für die Weltraumpolizei, welche in Form von Klaatu auf der Erde erscheint. Dummerweise kassiert er bei der Landung erst mal eine Kugel und erhält somit einen astreinen Beweis für die Dekadenz der menschlichen Spezies. Dabei will er doch nur überzeugt werden, dass wir lernfähig sind und uns bessern können. Ziemlich blöd wenn dann statt Einsicht ein erneuter Angriff erfolgt, bis Klaatu überzeugt ist, dass wir den Untergang verdient haben. Prinzipiell gebe ich ihm Recht: wenn die Erde stirbt, gehen auch wir Menschen drauf, aber wenn nur die Menschheit stirbt, kann dieser Planet ohne lästige Parasiten weiterhin ein Zuhause für Gottes Schöpfung sein.

Letztere wird in Form einer Arche zu retten versucht, bevor die Flut kommt, aber es läuft natürlich mal wieder anders. Klaatu hört Musik von Johann Sebastian Bach und findet sie wunderschön (oh Mann, dieser Komponist hat soviel bessere Werke am Start als dieses Gedudel im Film), sieht Menschen beim Weinen und Vergeben auf familiärer Ebene zu, was ihn dazu bringt, die Verwüstung auf unbestimmte Zeit in die Zukunft zu vertagen. Als sie am Ende bei der Park-Sphäre ausstiegen, hoffte ich dass Klaatu die alleinerziehende Mutter und ihren aufmüpfigen Sohn in die „Teil-Arche“ schubst, mit den anderen davonfliegt und die restlichen Würmer im Menschenkostüm zerlegt. Dann hätten die Außerirdischen aus Mutter und Stiefsohn eine neue menschliche Spezies geklont, und wir hätten es noch mal versuchen können. Doch nichts da, Klaatu zieht die biblische Heuschreckenplage aus dem Körper des Kindes, latscht zum Raumschiff, wird selbst zu Staub und macht nen Abflug. Ende.

Der Film ist zwar durchweg unterhaltsam, aber inhaltlich nicht befriedigend, zumindest nicht auf ganzer Linie. Die erste Hälfte ist gut und erinnert spätestens bei der buchstäblichen Enthüllung an „Matrix“, was auch für Keanu Reeves gilt. Der setzt einfach seinen coolen „Ich bin Neo und stärker als Ihr alle“-Blick auf und rennt damit durch den ganzen Film. Das mag verdammt öde klingen, passt aber ziemlich gut. Manchmal ist weniger eben mehr. An Jennifer Connelly hab ich nichts auszusetzen, aber ihr Stiefkind gehört ins Heim. Lustigerweise dachte ich mir: jetzt fehlt nur noch sein dieselben Sprüche klopfender Daddy in Form von Will Smith. Und was lese ich vorhin, nachdem ich den Film gesehen habe? Das Kind ist der leibliche Sohn von Will Smith – alles klar! Jedenfalls nervt dieses Balg ohne Ende, kann aber Klaatu beeindrucken wenn es ihm mitteilt, dass es ihn zuerst am liebsten tot gesehen hätte, jetzt aber doch irgendwie ganz knorke findet. Die Frage nach dem WARUM hat man sich gleich gespart, weil als Antwort nur sowas Banales wie „Na weil Du mich vorhin vor’m Ertrinken gerettet hast“ gekommen wäre.

Überhaupt ist mir nicht klar, wie eine (zugegeben aufopferungsvolle) alleinerziehende Stiefmutter und ihr rotzfreches Anhängsel als Maßstab für die gesamte Menschheit dienen können. Wieso wird die Pointe des Films schon eine halbe Stunde vor Schluss in dem Gespräch mit John Cleese verraten? Und warum braucht Klaatu so lange, um eine völlig belanglose Familienszene als Indiz für die Weiterentwicklung der Menschheit zu werten? Diese Fragen führten in der zweiten Hälfte zu gehäuftem Augenrollen meinerseits, weshalb der Film bei mir einen reichlich faden Nachgeschmack hinterlässt. Er ist zu keiner Zeit langweilig, und man will stets wissen, wie das Ganze wohl ausgehen wird. So bleibt der Zuschauer am Ball, wird aber gegen Ende mit einer unglaubwürdigen Entscheidung abgespeist, und das wohlverdiente Happy-End, der Fortbestand unserer tollen Spezies, ist wohl den 08/15-Ansprüchen des Mainstream-Publikums geschuldet.

Ich spar mir an dieser Stelle eine Diskussion über die Legitimität, die Außerirdische in der Ausrottung der Menschheit meiner Meinung nach genießen würden. Die Idee, den Feind zu verstärken indem man ihn angreift, fand ich ziemlich cool, weil das zeigt wie blöd die selbsternannte Elite der Zweibeiner wirklich ist. Wozu abwarten? Erst mal draufhalten, und wenn dann noch irgendjemand oder irgendetwas lebt, können wir immer noch verhandeln. Jaja, wir sind ja so clever. Das Ende ist demzufolge äußerst inkonsequent und vorhersehbar, weshalb ich nur 6 von 10 Punkten gebe, und selbst das ist schon ziemlich großzügig. Wer einen guten Öko-Bedrohungs-Film sehen will, soll sich Shyamalans „The Happening“ geben, auch wenn ich mit dieser Meinung zumindest in der OFDB ziemlich alleine dastehe.

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