Das Remake "Der Tag, an dem die Erde stillstand" stellt wohl mit die größte Enttäuschung des Kinojahrs 2008 dar. Schief gewickelt war, wer nach dem recht spektakulären Trailer einen waschechten SF-Blockbuster a la "Krieg der Welten" oder "Independance Day" erwartete und ein Kinoticket löste.
Weder vermochte Regisseur Scott Derrickson ("Hellraiser: Inferno") hier, den Zuschauer durch sonderlich spektakuläre Action aus dem Halbschlaf zu wecken, noch gelang es ihm, eine halbwegs packende Geschichte jenseits der Belanglosigkeit zu erzählen. Kommt dann noch ein teilweise zweifelhafter weil unpassender Cast hinzu, so nähert sich der Film bedrohlich der Klassifizierung "Gurke".
Das Grundgerüst von Derricksons Weltuntergangsszenario gibt sich konventionell: Alienrasse landet, man beginnt die mysteriösen, sich rasch assimilierenden Ankömmlinge zu sichten und zu untersuchen, dann evakuiert man grundlos die Bevölkerung (solche Szenen gehören ja dazu koste es was es wolle) und alsbald knallts dann, weil wieder einmal jemand ebenso grundlos seine Finger nicht stillhalten kann. Wär ja kein Problem, nur leider rummst es nicht unbedingt so, wie man sich das gewünscht hätte: Weder sehen die außerirdischen Besucher sonderlich schick oder bedrohlich aus, noch ist die ersehnte Action wirklich ergiebig oder sonderlich spektakulär. Zu allem Überfluss kommt der Actionanteil des Films kaum über 3 Minuten hinaus und von den Atombombenabwürfen und Zerstörungsorgien der eingangs genannten SF-Kracher ist man hier auch meilenweit entfernt. Lediglich einige Panzer, Hubschrauber und Drohnen gehen kaputt, dazu gesellt sich ganz zum Schluss der verheerende Insektensturm nach biblischem Vorbild, der für wenige Momente seine volle Zerstörungskraft entfalten kann. Das ist nicht wirklich viel Stoff. Da brauchts heute schon mehr, zumal wenn der Film als solcher sonst nicht viel zu bieten hat.
Von Beginn an nervt vor allem die naive, fast schon ans Groteske ("Uno-Dialog") grenzende Penetranz, mit der der Film versucht, Kritik an aktuellen (us)politischen, sozialen und ökologischen Zuständen zu üben. Zumindest kann man als Europäer nur ungläubig den Kopf schütteln und sich fragen, ob man tatsächlich für derart dumm gehalten wird, dass es in gefühlt jeder zweiten Szene des Zaunpfahlshinweises und der folgenden Moralkeule in die Eier bedarf. Ein echtes Ärgernis ist in diesem Kontext auch die Darstellung einiger Charaktere, die scheinbar mit Absicht immer das Irrationalste tun müssen, was irgendwie möglich ist. So baut man defintiv keine Sympathien auf, was vor allem für das - ähnlich "Krieg der Welten" - obligatorische Arschlochkind (Jaden Smith) und State Secretary-Bratze Kathy Bates gilt. Gerade was letztgenannte Rollenanlage betrifft zieht Derrickson dann plötzlich den Schwanz ein und zeigt den Präsidenten oder andere "echte" Verantwortliche in keiner Szene. Man könnte ja irgendwo anecken, oder finanzielle Unterstützungen verlieren...
Gefallen hat mir aus der Darstellerriege einzig Jennifer Connelly, die nicht nur überzeugend spielt sondern auch schnuckelig aussieht. Den Hang zum Moralapostel und zum dezent Antiautoritären hat allerdings auch ihr Charakter. Anders als Keanu Reeves, der hier dankenswerterweise seine nicht vorhandenen schauspielerischen Fähigkeiten in seiner nicht-menschlichen Rolle begründen kann. Eine wahrlich glückliche Fügung des Schicksals - die trotzdem keine Sympathiepunkte bringt.
Ebenfalls keine Sympathiepunkte gibts schließlich auch für das recht auffällige Product-Placement (LG, Microsoft, McDonalds) und das inkonsequent-verlogene Finale. Erst auf dicke Moralhose machen und dann am Ende die Menschheit mit einem blauen Auge davonkommen lassen, obwohl jeder Idiot weiß (ok die Amerikaner vielleicht nicht), dass sich die Menschen bekanntermaßen niemals ändern werden, nur weil es die Hauptdarstellerin und zweieinhalb andere Nebencharaktere getan haben. Lachhaft!
Fazit: Ein Totalausfall ist "Der Tag, an dem die Erde stillstand" aufgrund eines plakativen Unterhaltungswerts und einer technisch soliden Umsetzung letztlich nicht, dennnoch hat mich ein Film durch seine pseudomoralischen Intentionen selten so verärgert.