Nach bereits sieben Minuten kommt die Szene mit dem Pöter in Unterwäsche, unmittelbar drumherum auch etwas Cameltoe. Danach, Jungs, könnt ihr das Kino beruhigt verlassen.
Denn eher selten findet man eine dermaßen dummdreiste Ansammlung von Versatzstücken aller möglichen Horrorstreifen, die zu allem Überfluss mit furchtbarer Übersetzung („Bringe zu Ende, was in Auschwitz begann…“), stupiden Klischees und vorhersehbaren Schockmomenten ausgestattet ist.
Was mit der obligatorischen Traumsequenz beginnt und sich mit einer typisch unheilvollen Babysitterszene fortsetzt, lässt nach fünf weiteren Minuten bereits erahnen, mit welcher Twist-Szene der Streifen enden könnte, was er letztlich auch tut.
Tatsächlich schade um Odette Yustman, die in der Rolle der Casey Beldon einer optisch glücklichen Mischung aus Megan Fox und Jennifer Connelly gleicht, hier aber einem wirren Skript ausgesetzt ist, dass nicht einmal Gary Oldman in einer Nebenrolle aufpolieren kann.
Dem Titel gemäß geht es um einen nie geborenen Zwilling aus der Zwischenwelt, ein nicht mehr ganz taufrisches Dämonenkind, eine Suizidmutter, das Geheimnis einer Dame in einer Klinik, jüdischen Mystizismus und einen Dibbuk, angereichert mit den üblichen Spiegeleffekten, den plötzlich auftauchenden Fratzen, kleinen Morden und einem Opa, der rücklings, den Kopf um 180 Grad gedreht über den Flur trömmelt, - der „Exorzist“ lässt nicht nur in dieser Szene grüßen.
Da sich sämtliche jump scares meilenweit im voraus ankündigen und man genau weiß, dass beim zweiten Blick in den Spiegelschrank mindestens eine verzerrte Fratze auftauchen wird, durchzieht die Chose Eintönigkeit und Langeweile und nur selten Spannung und Atmosphäre.
Darstellerisch ist das okay, doch die Figuren zeichnen sich durch skizzenhafte Charaktermerkmale und irrationales Verhalten aus, was sich besonders während des Showdowns mit einem Kreis Unbekannter innerhalb eines multireligiösen Exorzismus-Rituals hervortut.
Mit Kreativität hat das Ganze ergo nichts zu tun. Schleppend hangelt man sich von einer genretechnisch unverzichtbaren Situation zur nächsten, lässt zwar nie merkliche Längen aufkommen und auch handwerklich gibt es nichts zu mäkeln, doch serviert werden lediglich altbekannte Ansichten in spröder Abfolge, während man der eigentlichen Story schon bald keine wirkliche Aufmerksamkeit mehr beimisst.
Ob es eine öffentliche Toilette mit Gewürm oder die weggezogene Bettdecke ist, die beste Freundin, die grundlegend in der Todeszone umherwandert (aber noch ein paar rotzige Schoten ablässt) oder der smarte Boyfriend, der bei einer Kuschelszene bezeichnenderweise seinen überzeugendsten Part spielt, - nichts davon erscheint einem neu oder gar überraschend, dagegen wirkt die völlig deplatzierte Szene der Nazi-Genetik-Forscher in Form eines Flashbacks fast wie der dramaturgische Höhepunkt des redundanten Spektakels.
Eine halbwegs runde Sache ist also nur der Hintern der Hauptfigur – aber auch den haben wir vorher schon gesehen…
3 von 10