Und auf geht's zur zweiten Tale from the Crypt in Spielfilmlänge, (wenn man mal die ganz frühen Verfilmungen außer Acht lässt). Wieder führt Gilbert Adler Regie, der auch schon in der Serie selbst mitmischte, doch hat sich der Stil von Bordello of Blood gegenüber Demon Knight etwas geändert. Die Formel lautet jetzt weniger Horror, dafür mehr Sex & Violence. Also, nichts wie her damit...
Es geht auch gleich gut los. Ein uralter Vampir wird wiedererweckt und präsentiert den unglücklichen Anwesenden sogleich seine tödlichen Kräfte. Sagte ich "seine"? Pardon, es muss "ihre" sein. Angie Everhart spielt die frisch erweckte Obervampirin Lilith, die zunächst etwas schrumpelig daherkommt (so ein paar Jahrhunderte zehren schon am Teint), aber mit jedem ausgeschlürften Herzen etwas zu ihrer Hautstraffung beiträgt (mit dem klassischen "in den Hals beißen" begnügt sich die Gute nämlich nicht so gern). Guten Appetit! Doch wie kommt man am besten an junges, vornehmlich männliches Frischfleisch? Genau, man eröffnet das titelgebende Etablissement und erfreut sich einer stetig wachsenden, aber schon bald rasch dahinschwindenden Kundschaft, die daraufhin von den blutliebenden Damen so richtig verwöhnt wird.
Sehr schnell wird klar, dass sich dieser Film kein bisschen ernst nimmt. Merkte man im Quasi-Vorgänger (es spiet auch hier wieder ein recht bekannt vorkommender Schlüssel eine bedeutende Rolle) noch die Bemühungen um eine echte Horroratmosphäre, so ist hier keine Spur mehr davon. Daraus macht man aber immerhin so gut es geht eine Tugend: Die Schauspieler agieren herrlich überzogen, kein Klischee wird ausgelassen und ständig parodiert man sich selbst ("Ich komme mir vor wie in einer schlechten Folge von Geschichten aus der Gruft!"). Sobald die ersten Herren den ehrenwerten Salon aussuchen, der sich ökonomischerweise unter einem Bestattungsinstitut verbirgt, gibt's nicht nur einiges an Fleischbeschau, sondern auch bald durchstoßene Brustkörbe, herausgerissene Herzen und platzende Augen. Hier greift man ins Volle und stockt gegenüber dem ersten Film, der auch nicht gerade zimperlich war, noch ein ganzes Stück auf.
Angie Everhart hat sichtlich Spaß daran, als übermächtige Oberschlampe (das trifft es recht genau) für Furore zu sorgen, indem sie die Männer erst um den Finger wickelt, um ihnen dann den Kopf zu verdrehen - im wörtlichen Sinne. Die Krönung ist aber Dennis Miller. Riss William Sadler als Hauptdarsteller in Demon Knight den Film tiefer hinab, als er es verdient hätte, bewirkt Miller hier das genaue Gegenteil. Er kalauert sich in sarkastischer Coolness durch den gesamten Film, dass selbst Billy Zane Schwierigkeiten hätte, da noch mitzuhalten. Als abgehalfterter Privatdetektiv, der die Umtriebe des seltsamen Bordells untersucht, kennt er vor nichts und niemandem Halt und hat in jeder Situation einen passenden Spruch parat.
Dass man hier nebenbei auch noch die hohle Moral selbsternannter Heiliger durch den Kakao zieht, indem sich hier ein Massenprediger auf geschäftliche Beziehungen mit Lilith einlässt und Whoopi Goldberg, die schon in Hoopers Gruft-Folge Dead Wait ihr Stelldichein gab, für einen Gastauftritt vorbeischaut, macht den ohnehin herrlichen Film noch sympathischer. Natürlich ist das Ganze ein recht platter Splattertrash, dafür aber professionell gedreht und voll und ganz selbstironisch. Kein Muss, aber eine klare Empfehlung für den gepflegten Horrorabend!