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Man muss schon extrem masochistisch veranlagt sein, wenn du mit einer Frau zusammen bist, die unter einer extremen Form von Parasomnie (Oberbegriff für Schlafstörungen) leidet.
In diesem Fall schläft die junge Dame mindestens 23 Stunden eines Tages, sie wacht zu unbestimmten Zeiten auf, um eventuell nach wenigen Minuten wieder eingeschlafen zusammenzubrechen, - mit so einer kannst du weder einkaufen gehen, noch durch den Park spazieren und Bömbeln kann man aufgrund der kurzen Wachphase auch vergessen.

Was so ein Dornröschen jedoch mit einem mentalen Wunderwerk von Serienkiller zu tun hat, wird wohl nur Regisseur und Autor William Malone einschätzen können, denn als der Kunststudent Danny seinen Kumpel beim Drogenentzug im Hospital besucht, entdeckt er die schlafende Laura und direkt daneben eine Gummizelle mit dem Serienkiller Byron Volpe, mit einem Ledersack über dem Kopf und an Armen gefesselt inmitten des Raumes baumelnd.
Kurzerhand entführt Danny die schlafende Schönheit, nichts ahnend, dass Volpe bereits die Träume der jungen Frau dominiert…

Das sollte wohl so eine Mischung aus „Schweigen der Lämmer“ und Anleihen zwischen „Nightmare on Elm Street“ und „In my sleep“ werden, doch so richtig passen die einzelnen Elemente nicht zusammen.
Mal abgesehen vom fehlenden Drive und mangelnder Originalität bei der Ausführung, ist die Grundidee der jungen Frau im Dauerschlafzustand, die ein naiver Knabe mal soeben aus einer Klinik entführt, netter Stoff für eine Komödie, allenfalls für eine traurig angehauchte Romanze, doch Malone ist mehr auf Horror-Thriller aus und versucht mit einigen bizarren Alptraumszenarien Atmosphäre zu schaffen, was jedoch nur punktuell am Ende gelingt, als der Irre die Konstruktion eines kleinen Orchesters mit Puppen laufen lässt.
Szenen mit Laura in ihrer labyrinthartigen Spiegellandschaft können hingegen nur anfänglich für Stimmung sorgen, später wiederholen sich die Abläufe nur noch und den mentalen Exkursionen fehlt schlicht die Inspiration.

Dabei ist die Geschichte gut besetzt und wird von größtenteils charismatischen Mimen beisammen gehalten. Dylan Purcell ist in der Rolle des Danny zwar austauschbar und auch ein wenig unscheinbar, doch Patrick Kilpatrick schindet als Killer mit Hypnoseblick durchaus Eindruck, während Cherilyn Wilson als meist schlafende Laura bezaubernd zart rüberkommt. In Nebenrollen glänzen noch Jeffrey Combs als Detective und Timothy Bottoms als Arzt.
Doch auch wenn die Darsteller durch die Bank brauchbar performen, so können sie nur schwerlich Defizite der brüchigen Handlung kaschieren.

Das beginnt bei der merkwürdigen Aufteilung im Hospital (Drogenentzug, Parasomnie und ein isolierter Serienkiller auf einer Etage) geht über die Aktion der problemlos ablaufenden Entführung ohne anschließende Durchsuchung beim Tatverdächtigen und impliziert nebenbei noch die Fähigkeit des Killers, die schlafende Laura per Telepathie zu erreichen und sie als Mittel zum Zweck zu lenken, was dem Tunichtgut im Übrigen auch per Telefonanruf gelingt, wie das Intro mit Sean Young illustriert.
Ferner wird nicht klar: Was will Danny mit Laura anfangen? Ohne medizinische Hintergründe werden rasch Fehler gemacht, die Frau könnte sich leicht verletzen und auch mal völlig allein wach werden, da Danny häufiger außer Haus ist.

So brabbelt der Killer in seiner Zelle Gedichte vor sich hin, eine Nachbarin von Danny wird ermordet, Laura mag kein Autofahren aber die Konsistenz von Speiseeis, und am Ende befindet man sich in der Höhle des Löwen, der nichts von seiner mentalen Überzeugungskraft eingebüßt hat und für einige blutig zugerichtete Opfer zuständig ist.
Suspense will auch innerhalb des Showdowns kaum aufkommen, allerdings gefällt das leicht surreal anmutende Ende, denn da siegt die bis dato unerfüllte Liebe in gewisser Hinsicht.

„Parasomnia“ ist kein Streifen für den Horrorfreund im Mainstreambereich, - zu viele holprige Aspekte wollen einfach nicht miteinander harmonieren, hinzu gesellen sich Logiklücken und ausbleibendes Tempo und lediglich ein paar alptraumhafte Szenarien lassen ein wenig Stimmung aufkommen.
Nette Ansätze und per se auch nicht ohne Unterhaltungswert, doch im Gesamtbild zu schlunzig umgesetzt, um zu beeindrucken.
4 von 10

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