Als der Kunststudent Danny seinem Freund Billy im Krankenhaus einen Besuch abstattet, ahnt er noch nicht, welch bedeutende Veränderung dies in seinem Leben hervorrufen soll. So erblickt der schüchterne Junggeselle in einem der Nebenzimmer die schlafende Laura und verliebt sich kurzerhand in die schöne Fremde. Von dem Chefarzt des Hospitals erfährt Danny, dass Laura seit einem tragischen Autounfall unter Parasomnie und einer extremen Form von Narkolepsie leidet und nun nur noch selten für kurze Momente erwacht. Dem jungen Mann geht das wunderschöne Dornröschen von diesem Zeitpunkt an nicht mehr aus dem Kopf, weshalb er ihr immer häufiger Besuche abstattet. Eines Tages erfährt Danny auf diese Weise, dass Laura in eine Forschungseinrichtung verlegt werden soll, damit ihr Fall genauer untersucht werden kann. Aus Angst, seine große Liebe für immer zu verlieren, entführt der Student die schlafende Laura und nimmt sie mit zu sich nach Hause. Damit zieht er jedoch nicht nur die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich, sondern auch die des mit übersinnlichen Kräften ausgestatteten, hochintelligenten Massenmörders Byron Volpe. Dieser drang schon seit geraumer Zeit in Lauras Träume ein und hat noch immer eine unheilvolle Macht über die junge Frau. Als er Laura sogar zu grausamen Morden manipuliert, wird Danny klar, dass er sich dem gefährlichen und übermächtig scheinenden Gegner stellen muss...
Wer gegen den Mainstream schwimmt, hat es generell nicht leicht. Diese Erfahrung musste nun auch ein gewisser Regisseur und Drehbuchautor namens William Malone machen, der sich bislang überwiegend auf das Horrorgenre spezialisiert hat und dieses schon mit dem wirklich ordentlichen Haunted Hill bereichern konnte. Nach weiteren Höhepunkten aus Malones Schaffensphase muss der geneigte Fan solcher Filme dann allerdings mit der Lupe suchen. So fiel der Thriller Fear Dot Com bei der Kritik überwiegend durch, während auch Fair Haired Child, Malones Beitrag zur Masters of Horror-Reihe nicht genügte, um den Mann zurück ins Gespräch zu bringen. Mit seinem neuesten Streich, dem übernatürlich angehauchten Horrorfilm Parasomnia, begibt sich der Regisseur nach dreijähriger Ruhepause nun auf andere Pfade, indem er Hollywood und dessen Industrie kurzerhand den Rücken kehrt. Parasomnia ist ein Projekt, das von dem Regisseur komplett aus eigener Tasche finanziert und ohne die Beteiligung eines großen Filmstudios inszeniert wurde. Schon aus diesem Grund lässt sich an dieser Stelle nur schwerlich ein Vergleich mit Malones Haunted Hill anstellen, denn während der Gute dort ein Budget von 37 Millionen Dollar zur Verfügung hatte, macht Parasomnia aus seinen geringen finanziellen Möglichkeiten kein Geheimnis.
Das beschränkte Budget an sich ist jedoch nicht einmal das größte Problem des Films, wenngleich man hierfür durchaus eine Vorliebe für derartige Low-Budget Filme mitbringen sollte, andernfalls wird nach kürzester Zeit schon die billige Optik ihr nötiges tun, um einem jeden Ansatz von Unterhaltung zu vermiesen. Doch auch, wer im B-Movie-Bereich bereits bewandert ist, wird sich über Parasomnia auf kurz oder lang nur ärgern. Malone, der auch das Drehbuch schrieb, legte seinen Fokus auf ein eindeutig übernatürliches Geschehen, weshalb es der Kunststudent Danny und die unter Narkolepsie leidende Laura hier auch nicht mit einem gewöhnlichen Serienkiller, sondern mit dem übernatürlich befähigten Mentalisten Byron Volpe zu tun bekommen. Dieser ist in der Lage, andere Menschen nach seinem Willen zu manipulieren, was sich bereits in einer starken und vielversprechenden Anfangssequenz äußert, in der sich eine Frau nach einem Anruf des Mentalisten wie in Trance von einem Hochhaus stürzt. Leider wurden die meisten Möglichkeiten im weiteren Verlauf des Geschehens jedoch geradezu verschenkt, denn obgleich Parasomnia bisweilen recht surreal daherkommt, sollte dies den Film noch lange nicht dazu berechtigen, jeden Ansatz von Logik geradezu über Bord zu werfen. Das Kopfschütteln des Publikums beginnt bereits recht früh, wenn man sich fragen muss, was das eigentlich für ein Krankenhaus sein soll, in dem sich das Geschehen im ersten Drittel abspielt. Nicht nur, dass Dannys drogenabhängiger Freund Billy, die schlafende Laura und der höchst gefährliche und unberechenbare Killer Byron Volpe auf ein und derselben Station untergebracht sind, auch scheinen die dort arbeitenden Ärzte kein Problem damit zu haben, wenn sich fremde Männer stundenlang unbeaufsichtigt an das Bett einer schlafenden Patientin setzen. Schnell wird klar, dass Malone zwar eine Vision einer Story im Hinterkopf hatte, dabei aber keinen ordentlichen Weg fand, diese auch einigermaßen annehmbar oder logisch umzusetzen.
Später entführt Danny seine Traumfrau, in die er sich vom ersten Moment an ohne erstlichen Grund unsterblich verliebt, als Arzt verkleidet aus dem Krankenhaus und das Drama für den Zuschauer geht weiter. Obgleich die junge Frau die letzten Jahre fast ausschließlich schlafend zugebracht hat, erwacht sie von nun an wie auf Kommando deutlich häufiger und scheint sich mit der Tatsache, von einem Fremden aus dem Krankenhaus entführt worden zu sein, recht gut arrangieren zu können. Danny wirkt derweil nicht weniger bedrohlich als der eigentliche Bad Guy des Films, wenn er die schlafende Laura, kaum bei sich zu Hause angekommen, sogleich entkleidet und sie im Halbdunkel und zu traumatisierender Musik mit einem Schwamm wäscht. Dies lässt einen einmal mehr nur noch mit der Hand gegen die Stirn schlagen, erhöht aber zweifellos die unfreiwillige Komik des Films. Worunter Parasomnia weiterhin leidet, sind die miesen CGI-Effekte, die überwiegend in Laraus Träumen zum Einsatz kommen. Immer wieder irrt die junge Frau durch eine endlose und mies animierte Landschaft aus rotierenden Glasplatten, in der ihr nicht minder schlecht animierte Kreaturen auflauern. Derlei Szenen rufen dem Publikum sofort das minimale Budget des Films in Erinnerung, weshalb es beinahe schon überrascht, dass William Malone und seine Crew in Sachen Blut und Gore auf solide Handmade-Arbeit zurückgegriffen haben. Was den Gewaltgrad angeht, ist Parasomnia auch nicht gerade zimperlich, weshalb ihm in Deutschland auch kurzerhand auch eine ungeschnittene Veröffentlichung verweigert wurde. Da werden Schraubenzieher in Augen gestochen, Kehlen durchschnitten und Köpfe ausgehöhlt, so dass Freunde der härteren Gangart durchaus auf ihre Kosten kommen werden. Das rabiate Vorgehen der deutschen Zensur ist nichtsdestotrotz einmal mehr absolut unverständlich, sieht man in Parasomnia doch nichts, was andere Filme dieser Art nicht auch schon gezeigt hätten. So bleibt den Horrorfilmfans letzten Endes nichts anderes übrig, als die ungeschnittene DVD aus Österreich oder der Schweiz zu importieren.
Parasomnia ist in vielerlei Hinsicht schlicht und einfach ein verpatzter Film, der mit 102 Minuten zudem auch etwas zu lang geraten ist. Die Charaktere agieren hölzern und wirken äußerst eindimensional, viele Fragen bleiben am Ende unbeantwortet. Durch all die Traumszenarien und die übernatürlichen Aspekte wirkt das Ganze beinahe durchgehend wie ein albtraumhafter Drogentrip, was aber eine gute Überleitung zu den positiven Aspekten bietet. William Malone beweist, trotz eines geringen Budgets, ein beachtliches Gespür für visuelle Spielereien und kleidet seinen Film in surreale, wenn auch befremdliche Bilder. Im letzten Drittel erreicht dies schließlich seinen Höhepunkt, wenn zahlreiche bizarre Gebilde und mechanische Figuren einen an eine von Marilyn Manson kreierte Geisterbahn erinnern. Hinzu kommt, dass Parasomnia, trotz all seiner Defizite und Durchhänger immer am Ball bleibt und seine Story ungetrübt weitererzählt. Zwar ist die zu Grunde liegende Liebesgeschichte alles andere als glaubhaft, darf dann aber schließlich dennoch in einem unerwartet zufriedenstellenden Twist münden. Die Darsteller bemühen sich derweil redlich, wirken aber stellenweise einer lachhaften Daily Soap entsprungen. Gerade Dylan Purcell als perfekt aussehender und gutherziger Danny lässt einem im Minutentakt das Frühstück hochkommen, lässt der Gute doch jedes schauspielerische Können vermissen. Cherilyn Wilson hat derweil auch nicht sehr viel mehr zu tun als gut auszusehen und zu schlafen, während Parasomnia in weiteren Rollen wenigstens noch mit halbwegs bekannten Namen aufwartet. Patrick Kilpatrick schlägt sich als mordender Mentalist ganz passabel, wird aber von Jeffrey Re-Animator Combs mühelos an die Wand gespielt, der hier in einer Rolle als Polizist zwar an der kurzen Leine gehalten wird, den Horrorfans durch sein Auftreten aber noch immer ein Lächeln aufs Gesicht zaubern dürfte.
Parasomnia ist ein Film, dessen ambitionierter Grundgedanke an vielen Ecken und Enden noch durchschimmert und bei dem im Ansatz ersichtlich wird, warum Regisseur William Malone so viel an diesem Projekt lag. Eine stellenweise ganz ordentliche und unvorhersehbare Story, eine durchgehend surreale Atmosphäre und harte Gore-Szenen sorgen zumindest für ein Mindestmaß an Unterhaltung, ändern aber nichts daran, dass der Film schließlich an klaffenden Logiklöchern, einer überlangen Laufzeit, einem überforderten Hauptdarsteller, miesen CGI-Effekten und einem zu geringen Budget scheitert. Wer sich ein Ärgernis ersparen möchte, sollte es der Hauptprotagonistin Laura deshalb gleichtun und Parasomnia kurzerhand überschlafen.
Parasomnia
USA 2008, 100 Min. (*deutsche Fassung) / 102 Min. (ungeschnittene Fassung)
Freigabe: FSK 16 (*)
Regie: William Malone
Darsteller: Dylan Purcell, Patrick Kilpatrick, Jeffrey Combs, Sean Young, Cherilyn Wilson, Timothy Bottoms, Kathryn Leigh Scott, Brennan Bailey, Dov Tiefenbach, Alison Brie, Katherine Carlsberg, Madison Davenport