Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen Fassung eines namentlich nicht bekannten Bootleg-Labels!
"Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien" - 1975 im Fahrwasser kontroverser Selbstjustizfilme wie "*Death Wish*" entstanden - ist ein typisches Italo-Plagiatsprodukt, das in seiner Dreistigkeit, schamlos Genre-Klassiker zu kopieren, nicht mehr zu überbieten ist.
Während der deutsche Verleihtitel einfach nur reißerisch klingt und beim Zuschauer Erwartungen an einen harten Sleaze-Thriller erweckt, suggerieren die internationalen Verleihtitel wie "*The New...*" oder "*The Second House On The Left*" eine Fortsetzung des 1972 unter der Regie von Wes Craven entstandenen Rape & Revenge-Klassikers "*The Last House On The Left*".
Und nichts anderes ist Aldo Lados Exploitation-Movie: ein italienischer Abklatsch, der die Handlung des US-Vorbilds übernimmt und vielmehr durch inszenatorische Routine als durch eigenständige Ideen halbwegs punkten kann.
Eine Zugfahrt am Heiligabend wird für zwei junge Mädchen zu einer albtraumhaften Tortur, als sie in die Fänge eines sadistischen Trios geraten. Während die Eltern der beiden daheim mit Freunden ein leckeres Abendessen genießen, entwickelt sich für Margaret und Lisa das Fest der Liebe zu einem grausamen Martyrium aus Vergewaltigung und Mord.
Handlungstechnisch und inszenatorisch verfügt "*Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien*" über ausreichend Potential für einen schmierigen und brutalen Exploiter, wie man es aus Italien gewöhnt ist. Doch Aldo Lados Werk weckt Erwartungen, die der Film lange Zeit nicht zu erfüllen vermag.
Über weite Strecken ist der Film einfach nur geschwätzig und langweilig und lässt vor allem in den Rape-Szenen die notwendige Härte vermissen.
Die drei Peiniger, die sich über die beiden unschuldigen Mädchen hermachen, sie psychisch als auch physisch quälen, sind zwar glaubhaft besetzt - doch an David Hess aus dem Original "*The Last House...*" kommen sie nicht heran.
Ihr Verhalten ist - wenn auch nicht explizit graphisch dargestellt - krank und ekelerregend, so dass man ihnen als Zuschauer kein schönes Ende wünscht.
Doch sowohl in den Rape- als auch in den Revenge-Momenten bleibt "*Mädchen in den Krallen...*" seltsam sauber und steril.
Kein Vergleich zu der schmierigen Atmosphäre des 4 Jahre später inszenierten "Horror-Sex im Nachtexpress" - außer dass beide Werke dem Zuschauer mehr Langeweile als Höhepunkte bieten.
Aldo Lados Thriller versucht zudem durch eine auf Teufel komm raus in die Handlung eingebaute Diskussion über Gewalt und deren Entstehung und Auswirkung, dem Anspruch gerecht zu werden, gesellschaftskritisch zu sein: Ein Psychiater philosophiert darüber, dass die Gesellschaft die Gewalt produziere und dass in jedem Mensch der Trieb zur Eskalation von Gewalt vorhanden sei.
Indem dann ausgerechnet der Vater der beiden Mädchen - ein angesehener Arzt mit eindeutigen Moralvorstellungen - letzten Endes in unbeherrschter Wut über die Mörder seiner Kinder herfällt und sie erbarmungslos tötet, beweist die These, dass der Hang zur Gewalt selbst hinter der sauberen Fassade eines Biedermannes lauert.
Doch der Versuch, dem Werk eine gesellschaftskritische Note zu verleihen, scheitert vor allem an den vielen Schwächen und dem zähflüssigen Handlungsverlauf des Films.
Viele Handlungsabschnitte sind einfach überflüssig und dienen lediglich dazu, das hauchdünne Handlungsgerüst krampfhaft in die Länge zu ziehen.
Die minutenlange Kamerafahrt über einen Münchner Weihnachtsmarkt zu den schmerzhaften Vocals des Songs "*The Flowers All You Need*", eine unglaubwürdige OP-Szene um Enrico Maria Salerno als erfolgreiches Mitglied der Oberschicht einzuführen, der Kauf zweier Motorräder oder der sinnlos eingebaute Ehestreit des Elternpaares - all dies sind Elemente, die die Handlung viel zu oft zum Stocken bringen.
Da die Parabel um Gewalt, Gegengewalt und Selbstjustiz zugunsten eines anspruchsvollen Charakters mehr befremdlich als exploitativ, in den Sexszenen sogar seltsam *steril* wirkt und sämtliche explizite Gewaltspitzen und Nuditäten vermissen lässt - trotz allem aber eine gewisse Härte auch nicht verleugnet - ist "*Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien*" weder Fisch noch Fleisch.
Die Rape-Momente sind zu sauber inszeniert, die Revenge-Momente nicht hart genug. Insgesamt ist der Film nicht sleazig, nicht explizit genug um schockieren zu können und zu harmlos um als boshaftes "*The Last House...*"-Plagiat zu überzeugen.
Der Bruch innerhalb der Handlung vom reinen Rape- hin zum Rape & Revenge-Movie ist überraschend, aber - da schamlos abgekupfert - nichts neues an der Selbstjustiz-Front.
Somit bleibt nichts weiter als ein sehr zähes, sehr langweiliges Plagiat, inszenatorisch einwandfrei, dass in seinem Bemühen, der reißerischen Thematik eine gesellschaftskritische Note zu verleihen, auf ganzer Strecke versagt.