Feiner Wirtschaftskrimi...17.10.2009
Vor vielen Jahren gab es mal in der ARD eine Fernsehserie namens Schwarz...Rot...Gold. Darin bemühte sich ein Zollfahnder namens Zaluskowski immer und immer wieder, dem Schmuggel Einhalt zu gebieten - letztlich erfolglos. Die Serie lebte nicht von Actionszenen, sondern von einer recht realistischen Darstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen des internationalen Gewerbes und der Möglichkeiten für Gauner in Maßanzügen, diese Bedingungen zu umgehen. Und es scheint, als habe Regisseur Tykwer diese Serie auch gesehen, denn sein Film kommt mir wie eine Transformation des Zollwesens auf die Bankaufsicht vor. Wer hier Action erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden, denn der Film ist ein reinrassiger Wirtschafstkrimi mit französischem Flair.
Clive Owen gibt den einsamen Interpolwolf Salinger, seit Jahren dabei, einer internationalen Großbank das Handwerk zu legen. Diese Bank, so wird vermutet, mischt neben der offiziellen Geschäftsfassade in allerhand illegalen Transaktionen mit. Dabei wird die Moral gerne mal beiseite gelegt - was der eine oder andere Mitarbeiter nicht gut findet und auspacken will. Dies aber ist nicht im Sinne der Bank, und als ein solcher Informant direkt vor den Augen von Salinger gemeuchelt wird, stachelt diesen das nur um so mehr an. Durch viele Länder geht die Jagd, immer weitere mögliche Informanten, auch hochrangige Personen, müssen dran glauben, und schließich hat Salinger den Vorstandsvorsitzenden der Bank ganz allein vor sich...aber ein anderer ist schneller. Doch selbst ein entsprechender Personalverlust kann der Bank nichts anhaben, wie wir aus dem Abspann lernen.
Der Film ist von Anfang an spannend, sauber inszeniert und zum Glück frei von jeglicher neumodischer Hektik. Wir sehen keinerlei Schnittgewitter, sehen eine toll gefilmte Schießerei in der Mitte des Films, bei der man weiß, wer wen gerade aufs Korn nimmt...das ist schön, das macht Freude. Zum Glück wird auch auf eine Liebesgeschichte verzichtet, Owen macht hier einfach nur seine Arbeit, hat seinen immergleichen trüben Gesichtsausdruck mit dabei, da fragt man sich schon, ob der Mann nicht gerade umsonst hochgejubelt wird...doch den rastlosen Agenten nimmt man ihm ab, zumal er nicht unverwundbar ist. Der Film ist bis in kleine Nebenrollen gut besetzt, hat ein angenehmes Flair, die Story wirkt realistisch, und wir lernen, daß alles auf der Welt von Schulden entschieden wird - der Gläubiger bestimmt die Musik, die gespielt wird. Ein guter Film, fürwahr, paßt ins Regal prima neben Ronin mit De Niro...8/10.