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Nun hat also sogar schon die Wrestling-Gesellschaft WWE eine eigene Filmproduktionsfirma. Eigentlich sollte es einen nicht wundern, wenn dabei plumpe Hau-Drauf-Streifen voller Stereotype und Unwahrscheinlichkeiten und ohne echte Story herauskommen. Und genau das ist auch der Action-Streifen "Zwölf Runden", bei dem Wrestling-Star John Cena die Hauptrolle übernehmen durfte.

Von der ersten Sekunde an legt der Film eine enorm nervige Hektik an den Tag: Es gibt kaum einmal ein ruhiges Bild, die Kamera muss sich permanent drehen, auf die Akteure zoomen oder wild herumwirbeln, wodurch selbst schlichten Dialogszenen ein Tempo suggeriert wird, das ganz einfach nicht da ist. Zudem nervt die fast durchgehend verwackelte Kameraführung so sehr, dass man schon nach der Hälfte des Films seekrank zu werden droht. Das alles wird von einem ähnlich rasanten, aber viel zu dick aufgetragenen Soundtrack untermalt. Und die Vorbilder, an die der Film sich offensichtlich anlehnt, erreicht er nicht einmal ansatzweise: So sieht die Einleitung mit ihren FBI-Funksprüchen, Überwachungsbildern und scharenweise verdeckten Agenten, die den Bösewicht jagen, so aus, als solle gleich Ethan Hunt um die Ecke spazieren - selbst die Musik dazu ähnelt dem berühmten "Mission: Impossible"-Motiv. Und wenn Held Cena von seinem Gegner durch die Stadt gehetzt wird, fühlt man sich inhaltlich immer wieder an "Speed" oder "Stirb langsam - Jetzt erst recht" erinnert. Freilich waren all diese Vorbilder formal auf einem weit höheren Niveau.

Dass ein Wrestler wie Cena nicht viel mehr kann als seinen gestählten Körper zu zeigen, sich aber 100 Minuten lang auf einen Gesichtsausdruck beschränkt und auch sonst nicht viel mit Schauspielerei zu tun hat, kann man ja verstehen. Dass aber auch der gesamte restliche Cast recht unbeholfen wirkt und sich gegenseitig klischeehafte Macho-Dialoge um die Ohren haut, macht alles noch schlimmer. Von der unoriginellen Story, die immer wieder unglaubwürdige Szenen kreiert und am Ende gar mit einer überraschenden Wendung auftrumpfen will, die nicht viel mit Logik zu tun hat, soll mal gar nicht weiter die Rede sein. Aber selbst das für den dumpfesten Action-Streifen wichtigste Element bleibt hier eher bescheiden: Zwar gibt es hin und wieder eine fette Explosion oder einen durchaus waghalsigen Stunt. Aber insgesamt bleibt "Zwölf Runden" hinter heutigen spektakulären Kino-Mitstreitern des Genres deutlich zurück. Die meiste Action soll eben durch wahnsinnig schnelle Schnitte und eine verwackelt umher rasende Kamera generiert werden - wobei man sich wieder an "Crank" erinnert fühlen könnte, obwohl der Form und Inhalt zu einer einander ergänzenden Einheit aufbauen konnte. Hier ist das formale Tempo einfach nur ein Mittel, um die recht mittelmäßige Action zu übertünchen - und ein auf Dauer anstrengendes dazu.

Insgesamt bietet "Zwölf Runden" also kaum neue Ideen, nur eine durchschnittliche Portion Action und allerhand althergebrachte Macho-Klischees, kombiniert mit schlechten Dialogen und weitestgehend talentfreien Mimen. Hier dürften sich nur die anspruchslosesten Action-Fans angesprochen fühlen. Dass Renny Harlin für diesen Blödsinn verantwortlich zeichnet, dessen Karriere mit wirklich spannenden Actionfilmen begann, ist ein weiteres trauriges Detail.

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