Review

Wenn ich das mal ganz schnell hinter mich bringen dürfte...
Eigentlich war mir John Cena ganz sympathisch. Wieder mal ein Wrestling-Klopper mit Babyface, der sich im Actionfach versuchen durfte, vielleicht springt ja eine veritable B-Film-Karriere dabei raus.
"The Marine" war auch ganz nett, hatte eine solide Härte, das richtige Schwarz-Weiß-Verhältnis und einen Helden, der bemüht war, den Gesichtsausdruck zu wechseln. Das kann schon genügen.

"Zwölf Runden" ist der unvermeidliche Nachzieher, der beweisen muß, daß ein bescheidener Kassenerfolg keine Eintagsfliege war. Wenn der Star besteht, ist vielleicht ein längerer Vertrag drin, geht es den Bach runter, gibts DTV-Premieren fortan.
Am günstigsten ist es da, wenn man einfach mal ein bekanntes Actiondrehbuch abpaust. Zwar verliert der Star dort seine kämpferischen Fähigkeiten, weil er meistens damit beschäftigt ist, ganz viele Leute zu retten, während er um seine Verlobte bangt, aber Menschlichkeit ist natürlich wichtiger als Härte.

Skriptdebütant Daniel Kunka kam da gerade recht, der einfach mal kackendreist die Skripte von "Stirb langsam 3" und "Speed" abgeschrieben und durchgemixt hat und zwar so tolldreist, daß der Hauptspaß im Film darin besteht, die Parallelen zu den Vorbildern zu entdecken oder sie sogar noch vorherzusagen. Derweil hechtet Cena von einem Gebäude, pulverisiert mittels Feuerwehrauto die halbe Stadt, rettet die Menschen aus einem wildgewordenen Cable Car, während ein Durchschnittsbösewicht mit großer Fresse, die genaue Schnittmenge aus Jeremy Irons und Dennis Hopper irgendwelche satanischen Kampfrunden per Handy ausruft, mit stundenlanger Vorabansage seinen besten Polizeikumpel um die Ecke bringt und in Wirklichkeit gaaaaanz was Anderes vorhat. Kennen Sie schon? Echt, die dachten, das merkt keiner.

Altmeister Renny Harlin hat sich vermutlich einen Keks gefreut, daß er mal wieder jede Menge Schrott machen darf (in zweierlei Hinsicht) und läßt seine Kameraleute diese Tour de Force so hibbelig-wackelig im Stakkatoschnitt aufs Publikum los, daß beim stockenden Atmen hoffentlich keiner zum Nachdenken kommt.

Damit sei nicht gesagt, "Zwölf Runden" wäre nicht ein passabler B-Actioner, der ein respektables Maß an Schauwerten liefert, aber der Schurke ist zu blaß, die Henchmen sind zu wenige, die Shootouts sind zu selten. Todesfälle scheinen mit Abwesenheit zu glänzen, selbst wenn man ganze Straßenzüge hochjagt und sogar wenn wirklich mal einer im zentralen Geschehen dran glauben muß, dann hat der Bösewicht da extra dran gedreht, denn unser Held würde sogar Neutronenbomben pupsen, ohne daß auch nur Ameisen das Husten bekommen würden.

"Zwölf Runden" ist ein beliebiges, wenn auch aufwändiges, jedoch total keimfreies Rip-Off, bei dem der Schurke nie richtig hassenswert, aber irgendwann ziemlich nervig wird. Man dehnt den Zufall aufs Unerträgliche aus und hofft, daß die Actionfans nicht merken, daß die Konstruktion der Story unglaublich in den Seilen hängt, was wieder nur beweist, daß man das Charisma eines Bruce Willis braucht, um eine hanebüchene Storyidee in einen respektablen Brecher von Actionmeilenstein verwandeln zu können.

Cena bekleckert sich hier nicht das Lätzchen und er tischt auch keine Peinlichkeiten auf, aber man nimmt ihm einfach den "bad motherfucker" nicht ab, der durch die Hölle und zurück gehen würde, mit sechs Kugeln im Leib und einem letzten coolen Spruch auf der Lippe.
Dazu hätte man in diesem Fall auch wenigstens einen Drehbuchautor gebraucht, nicht einen Typen, der nur ein Malbuch bedienen kann. (5/10)

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