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"Wrestler bleib unter deinesgleichen!"

Sprichwörter sind nicht einfach nur blöde Sprüche, sondern können bei Befolgung durchaus zu positiven Ergebnissen führen. Für Wrestlingstar John Cena steht der Beweis allerdings noch aus, scheint er sich doch renitent gegen das Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten" zu wehren. Anstatt weiterhin ausschließlich ähnlich tumbe Kollegen durch den Ring zu schleudern, hat er eine zweite Leidenschaft entdeckt: John möchte ein Actionfilmstar werden. Das hat schließlich bei Kollege „The Rock" wunderbar funktioniert und auch der zu absolutem Leinwand-Weltruhm gelangte „Gouvernator" kam ja ursprünglich aus dem schwitzigen Muckigewerbe. Nachdem der gute John wenig auf Sprichwörter zu geben scheint, wird ihm auch „Eine Ausnahme macht noch keine Regel" eher nicht geläufig sein. Wie auch immer, nach der faden Actiongurke The Marine tritt der Unverbesserliche zum zweiten Mal in die für ihn viel zu großen Fußstapfen. Zwölf Runden heißt der erneute Versuch und die hat er ja zumindest im Ring schon das ein oder andere mal tapfer durchgestanden.

Immerhin sitzt diesmal Actionprofi Renny Harlin auf dem Regiestuhl. Allerdings dürfte der Macher von Genreglanzlichtern wie Stirb langsam 2, Cliffhanger und (trotz Geena Davis) Tödliche Weihnachten nicht aus Überzeugung Steigbügelhalter für den Amateur Cena gespielt haben. Seit dem misslungenen Versuch seine damalige Gattin Geena Davis zur weiblichen Actionikone aufzubauen, produzierte Harlin bestenfalls gepflegte Mittelmäßigkeit. Sein letzter Gähner war der sanft dahinplätschernde Thriller The Cleaner. Mit anderen Worten: Harlin bäckt jetzt kleinere Brötchen und die müssen auch erst mal verdient werden.

Soviel zur nicht gerade viel versprechenden Ausgangslage. Zumindest ist am Ende noch ein einigermaßen nettes B-Filmchen herausgekommen, was weit mehr Harlins Routine als Cenas (bemühtem) Eifer zu verdanken ist. Der Regisseur macht das Beste aus dem nicht gerade Oscarverdächtigem Script, indem er das Tempo durchgängig hoch hält. Wenigstens hielt man sich für das Drehbuch an eine alte Binsenweisheit: „Besser gut geklaut als schlecht erfunden."

Cena spielt einen einfachen Streifenpolizisten in New Orleans (Danny Fisher), der es durch die Verhaftung des international gesuchten Terroristen Miles Jackson (Aiden Gillen) zu Ruhm und Detective-Ehren bringt. Allerdings wird bei der Aktion Miles Freundin tödlich verletzt. Nach seiner Flucht aus dem Knast sinnt Miles natürlich auf Rache. Zu diesem Zweck zwingt er Danny in ein Zwölf-Runden-Spiel, bei dem der Cop allerlei brenzlige Aufgaben unter höchstem Zeitdruck zu erledigen hat, will er nicht den Tod seiner von Miles entführten Freundin verschulden. Das erfordert nicht nur höchsten Körpereinsatz (was Cena recht überzeugend rüberbringt), sondern immer wieder auch den Einsatz der kleinen grauen Zellen (was Cena weit weniger überzeugend darstellt).
Wer hier sofort an Stirb langsam - jetzt erst recht denkt, muss Cenas intellektuelle Fähigkeiten nur minimal überschreiten. In der zweiten Hälfte kommt dann noch eine ordentliche Ladung Speed dazu (nicht Tempo sondern der Film). Der Bus wird gleich übernommen und die ungebremste U-Bahn wird durch eine Straßenbahn ersetzt. Ideenreichtum sieht selbstredend ganz anders aus, aber immerhin hat man sich gleich bei zwei absoluten Genreklassikern bedient. Wen schon klauen dann aber mit Schmackes. Das ist ob der offensiven Dreistigkeit dann fast schon wieder sympathisch.

Das Problem ist also weniger der Plot (der wird zumindest flott und unterhaltsam durchgezogen), sondern - und da sind wir wieder beim Eingangsproblem - Hauptdarsteller Cena. Ein Ringpfosten hat definitiv mehr Ausstrahlung. Ob Trauer, Wut, Freude oder Verzweiflung, stets glotzt Cena gleich belämmert aus der ramponierten Wäsche. Von augenzwinkernder Selbstironie wie sie Schwarzenegger und vor allem The Rock immer wieder mal einstreuen, keine Spur. Aber auch der manchmal etwas dackelige Charme Marke Seagal oder Stallone (Ausnahme Rambo) geht dem Wrestler gänzlich ab. Da bleibt wirklich nur noch die Körperlichkeit. Und ausgerechnet da zeigt Zwölf Runden klare Schwächen.
Den Film für ein Familienpublikum zu konzipieren, ist mit einem dermaßen hölzernen Darsteller schlicht eine saublöde Entscheidung. So fällt der Härtegrad auffallend gering aus und verschreckt damit die eingefleischten (B-)Actionfans. Das miserable US-Kinoeinspiel (12 Millionen US-Dollar) ist die verdiente und wenig überraschende Quittung für diese Fehlentscheidung. Auch mit der Anbiederung an die inzwischen genreübergreifend grassierende Wackelkameraoptik und Schnittstakkatotechnik schielt man eindeutig auf ein jugendliches Publikum. Harlin kam bei seinen oben erwähnten Hits jedenfalls ganz gut ohne diesen Unfug zurecht. Wann lernen die Filmemacher endlich, dass die Wackelei nicht Authentizität, sondern lediglich Kopfschmerzen erzeugt. Ganz zu schweigen von dem Ärger, die oftmals aufwändig choreographierten und produzierten Actionsequenzen kaum mehr erkennen zu können.

Fazit:
Zwölf Runden ist leider nur ein sanfter Fortschritt gegenüber John Cenas Erstling The Marine. Zwar weit weniger langweilig und dämlich, kämpft auch „Strike Two" mit dem Manko eines völlig ausdruckslosen und hölzernen Hauptdarstellers. Die früher wegen ihrer mimischen Defizite gescholtenen Schwarzenegger, Stallone und Co. wirken gegen den Wrestlingstar beinahe wie Method Actors. Außerdem fehlt es dem von Actionprofi Renny Harlin immerhin gekonnt inszeniertem Film deutlich an Härte. Die berechtigte Frage, ob das deutlich avisierte Familienpublikum die richtige Zielgruppe für eine solche Produktion ist, haben sich die Macher im Vorfeld offenbar nicht gestellt. Na ja, das Box Office hat sie dann ja eindeutig beantwortet.
Bleibt am Ende ein letztes Sprichwort: „Aller guten Dinge sind drei". Hoffen wir mal, dass Cena bei seiner Unkenntnis oder Abneigung gegen solche Weisheiten bleibt. Der Actionfan wird es ihm ewig danken.

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