Wollte Action-Regisseur Renny Harlin ("Stirb Langsam 2") mit "12 Runden" sein persönliches "Stirb Langsam - Jetzt erst recht" als reichlich verspätete B-Version nachliefern? Es scheint beinahe so!
Mit einer fast schon ans Groteske grenzenden Dreistigkeit klaut Harlin teils Szene für Szene beim großen John McTiernan-Vorbild (und anderswo, z.B. bei "The Rock"), erreicht allerdings zu keinem Zeitpunkt auch nur im Ansatz die Klasse des großen Willis-Blockbusters aus dem Jahre 1995. Irgendwie auch bezeichnend für Harlins Karriere, mit der es spätestens Mitte der 90er Jahre ohnehin nur noch bergab geht.
"Zwölf Runden" verärgert neben dem kontinuierlichen, dreisten Ideenklau vor allem mit dämlichen Dialogen, einer nur notdürftig zusammengetackerten Versatzstückstory um ein "Spiel auf Leben und Tod in 12 Schnitzel-Runden" und bisweilen über das Ziel hinausschießenden Actionszenen. Natürlich ist das PG-13 Rating hier omnipräsent, Härten gibt es nicht. Stattdessen wird quasi "ausgleichend" aus Helikoptern in Swimmingpools gesprungen und mit einem Feuerwehrwagen durch Eisdielen und co. gebrettert. Jugendliche unter 16 werden das ja vielleicht sogar attraktiv und spektakulär finden, mich lies es, zumal jede Logik über Bord geworfen wird, leider völlig kalt. Es fehlt hier schlicht allerorten an inhatlicher Substanz, eigenen kreativen Einfällen, Witz sowie letzlich auch einem zugkräftigeren Hauptdarsteller! Da kann Harlin noch so sehr an der Temposchraube drehen und es im Sekundentakt krachen lassen...
Bruce Willis-Ersatz John Cena ("The Marine") macht seine Sache zwar insgesamt ganz passabel, entwickelt aber nie genügend Charisma, um wirklich für eine kinowürdige Leinwandpräsenz zu sorgen. Weder besitzt er die abgebrühte Coolness eines John McLane, noch nimmt man ihm den knallharten Rächer nach Liam Neeson-Bauart ab. Als typischer B-Mime spuhlt Cena sein eher beschränktes Straßencop-Programm ab - nennen wir es mal zweckmäßig für die Verhältnisse.
Idealerweise besucht der gute Cena noch einmal die Schauspielerschule, vielleicht reicht es dann ja künftig für mehr! Potenzial ist nämlich durchaus vorhanden wie ich meine. Wenigstens Entführungsopfer Ashley Scott hat dies nicht nötig, denn gut auszusehen reicht bekanntermaßen manchmal auch schon. Wirklich überzeugend agiert dann eigentlich nur Aidan Gillen als raffinierter Entführer. Aber auch er hat mit der verkorksten Story zu kämpfen und will deswegen auch nie so wirklich fies wirken.
Fragt sich damit eigentlich nur, wie es dieser Film überhaupt auf die große Kinoleinwand geschafft hat? Wars eventuell das peinlich-offensichtliche "96 Hours"-Zitat "Ich werde sie jagen, finden und töten!" - oder die ganz passable Videoclip-Optik, die den Film hochwertiger erscheinen lässt, als er eigentlich ist?
Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, anders als bei letztgenanntem Neeson-Kracher will hier nämlich zu keiner Zeit ein echtes Mitfiebern oder gar Sympathie für den Helden aufkommen.
Würde "Zwölf Runden" schlicht in den Videothekenregalen stehen, würde kein Mensch den Film beachten, als Kinofilm muss er sich leider einige böse Worte gefallen lassen...