Familie ist das Wichtigste...15.12.2009
Es ist einfach so schade, wenn ein Film, der zu Beginn wohltuend anders ist, in der zweiten Hälfte merklich an Bosheit verliert und sich dann im letzten Viertel wider besseren Wissens dem uramerikanischen Wert der Familie zuwendet, obwohl gerade dieses Thema den restlichen Film über kritisch beleuchtet wird. Schade, weil dadurch ein eigentlich witziger Film merklich an Qualität verliert, schade, weil diese Moral einfach nicht mehr zeitgemäß ist und dem Betrachter aber immer und immer wieder mit der Keule eingeprügelt wird wie beispielsweise in Adam Sandlers Klick; und schade auch, weil man einfach leugnet, daß es Gegenentwürfe zum glücklichen Ehepaar mit drei Kindern und kleinem Häuschen gibt. Wir leben nun mal nicht mehr in den fünfziger Jahren, die Realität des Lebenwollens und Verdienenmüssens sieht gerade hier in Deutschland derzeit ganz anders aus, auch wenn uns Angela , Ursula und die ganzen anderen Regierungsdamen alternative Realitäten glauben machen wollen. Und, lieber Leser, man kann ohne Trauschein glücklich sein, man kann auch ohne Kinder ein schönes und erfülltes Leben genießen, es ist einfach die Angelegenheit eines jeden einzelnen. Nebenbei, ich bin verheiratet, und glücklich bin ich auch.
Unglücklich aber machte mich der gestrige Abend, selten war ich mit der Liebsten so einig, denn wir haben uns zu Beginn der Komödie mit dem wieder einmal völlig verunglückten deutschen Titel bestens amüsiert. Natürlich gibt es diverse Ungereimtheiten, es ist kaum glaubwürdig, wenn man nach drei Jahren Partnerschaft die in der Nähe wohnenden Eltern des jeweils anderen noch nie gesehen hat, aber was solls, es ist Kino, Realität geht anders. Hier nun sind es Brad und Kate, die seit drei Jahren ein Paar sind, weder heiraten wollen noch Kinder haben und Weihnachten lieber irgendwo in der Südsee verbringen als mit den jeweiligen Eltern. Diese sind bei beiden geschieden, und ich kann sehr gut verstehen, daß man nicht alle vier Elternteile an einem Tag samt deren Anhang genießen möchte. Dumm nur, daß diesmal an Weihnachten der Flieger wegen Nebels ausfällt und die beiden auch noch im Fernsehen zu sehen sind - da kann man den Eltern kein X mehr für ein U vormachen. Also müssen alle besucht werden, und die Erlebnisse bei den ersten drei Elternteilen sind wahrlich äußerst lustig.
Das liegt auch und vor allem an Vince Vaughn, der hier mal wieder richtig vom Leder zieht, liegt aber auch an der natürlich komödiantisch überspitzten Darstellung der einzelnen Familien, die dem Fortgang der Handlung dienend samt und sonders völlig aus dem amerikanischen Rahmen fallen. Man kann verstehen, warum Brad und Kate ihr Leben so leben, wie sie es tun, und man amüsiert sich köstlich über die einzelnen kleinen Episoden, samt ungewöhnlicher Bosheiten wie beispielsweise der rüde Umgang mit einem Baby. Dann aber, kurz vor dem Besuch von Familie vier, nimmt der Film eine sehr überraschende Wende, denn Kate gesteht Brad aus heiterem Himmel, nach ein paar Stunden Familienzauber, daß sie nun doch ein Baby will und auch heiraten. Warum? Man weiß es nicht. Brad ist darob so überrascht wie wir, aber er macht auch binnen kurzer Zeit eine Kehrtwende, ein Jahr später ist das Baby da, alles toll, und der Vater von Kate darf ihn sagen, den magischen Satz...Familie ist doch das Wichtigste. Da windet man sich auf dem Sofa, das war so nicht zu erwarten und ist wieder einmal - leider -typisch für den US-Film. Es darf dort auch mal etwas zynisch zugehen, aber am Ende müssen sich alle lieb haben und eine große Familie sein. Von mir aus, dann soll man nicht den restlichen Film über ganz was anderes erzählen...schade, aber das sagte ich bereits - es wäre deutlich mehr möglich gewesen als 5/10