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Der zweite Bond ist gleichzeitig einer der klassischsten Genrevertreter überhaupt, besitzt er doch alle Zutaten, über die man eine spannende Agentenstory definieren kann. "Liebesgrüße aus Moskau" lässt die Hatz nach einer Dechiffriermaschine in ein doppelbödiges Spiel ausufern, in dem man niemandem so recht trauen kann bzw. will und wo alles anders kommt, als in der ersten halben Stunde vermutet. Überraschende Wendungen gibt es en masse, die Autoren haben also genauso wie Connery dazugelernt, der seinen Bond über weite Strecken neu definiert. Seine durchblitzende Selbstironie und die betonte Lässigkeit hat man bei seinem ersten Abenteuer weitgehend vermisst. Der Cast ist ohnehin obere Spitzenklasse, mit Daniela Bianchi als russischer Sexbombe, Pedro Armendáriz als Bonds Helfer und Sympathiefigur, Robert Shaw als blonden, muskelbepackten Russen und nicht zu vergessen: Desmond Llewelyn in seinem ersten Auftritt als Q. Oberschurke Blofeld bleibt gesichtslos, wurde dennoch einer der berühmtesten Filmbösewichte überhaupt. Das besondere: Er ist für Bond zu keinem Zeitpunkt angreifbar, da Blofeld nicht selber Hand anlegt, sondern für sich morden lässt.

In Sachen Action kann dieser Bond den ersten Teil weit übertrumpfen. Ab dem legendären Kamp im Zugabteil geht es nur noch rund, mit anschließenden Verfolgungsjagden zu Land (Quasi-Hommage an "Der unsichtbare Dritte") und zu Wasser konnten auch die Pyrotechniker zeigen, was sie drauf haben. Bemerkenswert bleibt "Liebesgrüße aus Moskau" trotz zahlreicher Actionszenen immer ein bodenständiger Agententhriller ganz ohne Sci-Fi-Elemente.

Einzig und allein die Schauplätze finde ich schlecht. Der Bosporus und Balkan unterstreichen durch ihre recht unspektakuläre Landschaft zwar das Bemühen um mehr Realismus, mir persönlich sagt die Exotik eines "Dr. No" allerdings viel mehr zu.
Ansonsten für Fans der Reihe ein echtes Highlight, in dem es spannend und am Ende rasant zur Sache geht.

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