Ein Agentenabenteuer, wie es im Buche steht. Selten hat es wohl einen Film gegeben, in dem Betrug so groß geschrieben wurde. In der ersten Stunde hat der Zuschauer zwar nicht überhaupt keine Ahnung von der Story, aber auf jeden Fall wenig genug, um sich nicht nur einmal nach der Handlung zu fragen. So ging es mir zumindest. Die ersten 20 Minuten handeln eigentlich nur von den Feinden und Gegenspielern Bonds, wodurch man auch ein wenig eingeweiht wird, was einem den Rest des Films bevorstehen wird. Wie das aber dann im Endeffekt inszeniert worden ist, kann sich sehen lassen. Denn obwohl der Zuschauer wie eben erwähnt weiß, was die groben Handlungsstränge des Films sind, wird es zunehmend undurchsichtiger, ehe es dann durch den Dialog zwischen Bond und dem blonden Bösewicht im Zug zur Auflösung kommt. Doch da sind mittlerweile über zwei Drittel des Films vergangen. Ab da weiß der Zuschauer völlig Bescheid und kann alles nachvollziehen, was fortan geschieht.
Das Verbrecherkommando Phantom, dem auch schon Dr. No, der berühmte Schurke aus dem 1. Bond-Abenteuer, will nicht nur eine russische Dechiffrieranlage an sich bringen, sondern auch noch den russischen und britischen Geheimdienst gegeneinander ausspielen. James Bond wird in diese Angelegenheit gelockt, da sich eine russische Geheimdienstlerin auf Befehl ihrer vermeintlichen Vorgesetzten in den britischen Agenten verliebt hat.
So kann die grobe Handlung ungefähr beschrieben werden. Mehr kann eigentlich nicht verraten werden, da sonst die Inhaltsangabe ausufern würde, bei all den Wendungen und Offenbarungen, die sich nach und nach ergeben. Die erste Stunde sollte also keinen trüben, falls Gedanken aufkommen, "Liebesgrüße aus Moskau" nicht zu verstehen oder einen wichtigen Aspekt irgendwie nicht mitbekommen zu haben. Dem Zuschauer wird alles schön der Reihe nach erklärt, dazu sollte er nur Geduld und viel Konzentration aufwenden können, da die Vielzahl der Instanzen und der dazugehörigen Personen, die beim Film beteiligt sind, solche wirklich erfordern.
Das 2. Bond-Abenteuer ist übrigens der erste Film der schier unendlichen Reihe, in dem es einen Vorspann gibt, sprich vor der Titelsequenz gibt es schon ein Stück Film zu sehen. Mittlerweile ist dies ja Tradition, doch bei "James Bond jagt Dr. No" war das noch nicht der Fall. Zudem gibt es zum ersten Mal zu den Tönen des Titelsongs eine kreierte Titelsequenz zu bestaunen, was ja ein weiteres James-Bond-Film-Markenzeichen geworden ist. Sean Connery beweist einmal mehr, wie perfekt ihm die Rolle des britschen Agenten liegt. Zum Flirten mit vielen verschiedenen Frauen bleibt ihm aber diesmal gar nicht so viel Zeit, da er ständig damit beschäftigt ist, irgendwelche Intrigen zu enttarnen und auffliegen zu lassen.
Als besten Bond-Film, wie ihn ja viele bezeichnen, würde ich "Liebesgrüße aus Moskau" zwar nicht aufführen, aber als einen der besten, packendsten und spannendsten allemal. Wieder einmal zeitloses Kino, das heute noch so ansehnlich und beliebt ist wie damals. 8/10 Punkte