Review

Nach dem großen Erfolg von „James Bond jagt Dr. No“ folgte 1963, nur ein Jahr später, bereits der Nachfolger „Liebesgrüße aus Moskau“. Wieder griff Sean Connery zur Berretta und brillierte in einem Agententhriller der Extraklasse.

Zur Handlung:

Blofelds Verbrecherorganisation SPECTRE versucht, den Kalten Krieg etwas heisser werden zu lassen und den MI6 gegen den KGB auszuspielen: In Istanbul soll James Bond ein Dechiffriergerät der Sowjets von einer russischen Überläuferin bekommen. Dafür muss er sie in den Westen bringen. Der Plan scheint zu gelingen, doch nun beginnt eine hochgefährliche Zugfahrt durch den Balkan…

Im Prinzip funktioniert „Liebesgrüße aus Moskau“ ähnlich gut wie „Dr. No“, nur mit dem Unterschied, dass diesmal von Anfang bis zum Ende ein echter Agentenplot zugrunde liegt. Wie kein anderer Bond-Streifen versprüht dieser Film die bedrohliche Atmosphäre des Kalten Kriegs. Mit der durchaus nicht unwahrscheinlichen Idee vom Klau der Dechiffriermaschine bietet auch dieser Film noch eine gewisse Ernsthaftigkeit, die den späteren Ausgaben fehlen wird. „Liebesgrüße“ hat jedoch bereits skurrilere Schurken als noch der Vorgänger. Vor allem die herrische russische KGB-Oberin Rosa Klebb ist köstlich, ebenso der (hier noch ohne Gesicht gezeigte) Obermotz Blofeld mit seiner weißen Perserkatze. Auch wird mit Bonds Multifunktionskoffer erstmals eines der berühmten Bond-Gimmicks gezeigt (wenngleich später nur sehr bemüht zum Einsatz gebracht).

Neben dem Einsatz schöner Aufnahmen Istanbuls gelingt es dem Film vom Start weg, die Stadt als überaus gefährliches Pflaster darzustellen. Kaum eine Szene vergeht, in der niemand verfolgt, beobachtet oder abgehört wird. Im Gegensatz zu „Dr. No“ konzentriert sich der Film auf „echte“ Agentenarbeit. Die überaus kurzweiligen Vorgänge erfahren mit dem Einbruch in der russischen Botschaft ein jähes Ende, denn nun wird Bond vom Jäger zum Gejagten und muss versuchen, mit heiler Haut den Eisernen Vorhang zu durchbrechen. Hier zeigt sich leider, dass in Zeiten offener Grenzen und Blockfreiheit diese Flucht zur italienischen Grenze recht überholt wirkt (in den 60ern war das natürlich ungleich brisanter!). Dennoch kann der Film durch geschickte Überblenden mit einer Landkarte das Gefühl einer atemlosen Jagd vermitteln, und dass sich Agenten aller Beteiligten im Zug befinden, die sich laufend selbst dezimieren, macht die Sache umso packender, und das bis zum Schluss.

Verglichen mit „Dr. No“ wurde der Actionanteil stark erhöht. Neben einer großangelegten Schießerei gibt es die fetzige Prügelei Bonds gegen Grant im Zug, sowie recht ansehnliche Verfolgungsjagden. Da sie den Film nicht dominieren, und durchweg gelungen sind, passen sie gut ins Bild und unterstützen im späteren Verlauf auch hervorragend die Flucht nach Italien. Wiederum etwas schwach sind die Spezialeffekte auf der Brust, gerade die ständigen Rückprojektionen sind sogar noch hässlicher als in „Dr. No“ (vgl. die letzten Szenen in der Gondel durch Venedig). Immerhin sind die Explosionen ganz nett.

Schauspielerisch bietet Connery erneut eine astreine Leistung und wächst sichtlich in die Rolle hinein, auch Pedro Armendiaz gefällt als kauziger türkischer Agent. Daniela Biancchi bleibt dagegen blass als Bonds Gespielin, obwohl ihr weitaus mehr Raum gegeben wird, als noch Ursula Andress im Vorgänger.

Bonds zweites Abenteuer kann auf der ganzen Linie überzeugen, und gehört zu den Glanzstücken der Reihe. Mit der stärkeren Spionagehandlung und der besseren Action kann „Liebesgrüße“ sogar an „Dr. No“ vorbeiziehen. Ein wahrer Filmklassiker.
10/10

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