Ich bin mit den höchsten Erwartungen reingegangen und wurde nicht enttäuscht. Bereits nach dem minutenlangen, schlichtweg genialen Zeitlupen-Gemälde-Intro, als die Vorgeschichte der Minutemen präsentiert und der Film in das Zeitalter des Kalten Krieges platziert wird, hatte der Film für mich den Meisterwerk-Status erreicht und rückte während der 165 Minuten kein Mal mehr von diesem Status ab. Regisseur Zack Snyder ist die großartigste Comic-Verfilmung aller Zeiten gelungen, die man aufgrund des implizierten Anspruchs noch vor "300" einordnen muss. Das Maß aller Dinge, welches mit Genre-Vertretern wie "Spider-Man", "X-Men" und auch "Batman" den Boden aufwischt.
Was man während des Films erlebt, ist absolut gigantisch. Der Film hat Sex, Brutalität, Sarkasmus, Ironie, Philosophie, Humor, Action und Politik zu bieten und fährt atmosphärische Erlebnisse auf, die man nicht mehr vergisst. Mir haben sich etliche Szenen ins Hirn gebrannt. Die Intensität des Gezeigten hat mich zwischenzeitlich erschlagen. Grund dafür sind nicht nur die bombastischen Slow-Motion-Sequenzen und panelgenauen Kameraeinstellungen, sondern vor allem der wundervolle Soundtrack. Besser kann man Gefühle mit Musik und Bildgewalt gar nicht vermitteln. Zudem - und das ist die einzigartige Qualität des Films - präsentiert Snyder hier die ambivalentesten Charaktere der Comic-Geschichte mit all ihren Fehlern, Macken und Menschlichkeiten. Wundervoll. Hier gibt es nicht nur Gut und Böse. Anstatt dieser platten Polarisierung gibt es eine in sich verwobene Koexistenz beider Ausrichtungen in sämtlichen Figuren. Und dann gibt es noch das gottgleiche Neutrum, was zum Großartigsten gehört, was ich jemals auf der Leinwand gesehen habe. Dieses Wesen erahnt höhere Gewalten im Voraus, hinterfragt die Schöpfung des Lebens und erkennt das Ende aller Tage...
Die Rede ist natürlich von Dr. Manhattan. Und so plump dieser Name auch klingen mag, so faszinierend und über alle Maßen erhaben ist diese Figur. Es gibt nichts, was er nicht kann. Er kann sich um ein Vielfaches duplizieren und in gigantische Ausmaße vergrößern, sich selbst und andere an jeden erdenklichen Ort im Universum teleportieren und jedwede Molekularstruktur auflösen. Mit bloßen Gedanken zerfetzt er alles, was sich ihm in den Weg stellt. Und bei all der Macht, über die er verfügt, strahlt er diese entwaffnende Ruhe und Neutralität aus. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst und wägt jeden Schritt ab... und dennoch ist er nicht unfehlbar. Dieses Wesen muss man erlebt haben.
Auch Ozymandias, Night Owl, Silk Spectre, Comedian und vor allem Rorschach, grandios gespielt von Jackie Earle Haley, haben mir richtig gut gefallen. Die Darsteller sind perfekt ausgewählt und zeigen ausnahmslos ihr Talent. Die Kostüme sind klasse, das Make-Up ebenfalls. Das größte Ärgernis war in der Tat die lächerliche Knollnase von Richard Nixon. Die wirkt leider total unecht und erinnert eher an Gerard Depardieu als an den 37. Präsidenten der USA. Ein optisches Malheure, was in Anbetracht des gewaltigen Gesamtwerks allerdings keinen Punktverlust kostet.
Denn der Film ist tatsächlich das erhoffte Meisterwerk und der erwartete Meilenstein in der Geschichte der Comic-Verfilmungen geworden, an dem sich genrebezogen zukünftig alles messen muss. Zack Snyder serviert ein audiovisuelles Feuerwerk, welches zudem wunderbar anspruchsvolle Denkansätze beinhaltet, und katapultiert nach "300" den nächsten Kracher in meine persönliche Rangliste der besten Streifen aller Zeiten. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber er macht es perfekt.