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Zunächst vorneweg: Viele Zuschauer, so hört man, fanden den Film schlecht. Es sollen sogar manche vorzeitig das Kino verlassen haben! Nun ja, bei den vielen Comic Verfilmungen der letzten Jahre scheint das Publikum wohl bestimmte Erwartungen zu haben, die der Film offensichtlich nicht erfüllt hat. Nun aber zum eigentlichen: Kein Wunder, dass viele ansonsten sich jeden Scheiß anschauenden Kinogänger dem Film nicht den Tribut gezollt haben, den er verdient gehabt hätte. Denn eines steht fest und das auch ohne das Originall Comic zu kennen oder ein sonst wie gearteter Comic Fan zu sein: Insbesondere die Fans des Comics waren hinsichtlich der Werk treuen Umsetzung positiv überrascht und mussten zugeben, dass Regisseur Zack Snyder hier ein großer Wurf gelungen ist. Ich selbst habe die Comics (bisher) nie gelesen, ging also unvoreingenommen in einen Film, von dem ich zunächst außer ein paar unterhaltsamen Stunden nicht viel erwartet habe.
Danach musste ich doch zugeben: Der Film ist ein echtes Meisterwerk und wahrscheinlich einer der besten Filme des Jahres 2009.
Wie aber komme ich zu dieser sichtlich gegensätzlichen und wahrscheinlich einsamen Meinung (ungeachtet der vielen positiven Kritiken auf dieser Homepage!)? Das kommt einfach daher, dass der Film für eine Zielgruppe gemacht wurde, die nicht der entspricht, wofür solche Filme eigentlich gemacht werden, eine Zielgruppe nämlich, die aus pubertierenden Teenies besteht, die nicht wissen, dass Deutschland mal geteilt und Richard Nixon mal ein amerikanischer Präsident war. Denn die von Regisseur Zack Snyder eigentlich anvisierte Zielgruppe sollte folgende Talente und Interessen mitbringen, um den Film genießen zu können: 1. Verständnis für die politische Geschichte der letzten 40 Jahre, 2. einen sicheren Umgang mit Fakten und Fiktion, 3. Sinn für skurrile Charaktere und philosophische Diskurse, 4. die Intelligenz, Rückblenden und andere erzählerische Raffinessen zu verstehen und sie im Hirn sortieren und zusammen setzen zu können, 5. ein Alter, wo man Hintergründiges versteht und reflektierend mit Humor auch auf die eigene Vergangenheit, insbesondere der 80er Jahre, zurück blicken kann, 6. Ausdauer, denn bei fast drei Stunden Laufzeit sprengt der Film schon zeitlich jeden Rahmen eines Comic Spektakels und 7. die Liebe zu Filmen wie BRAZIL oder FORREST GUMP, die in ähnlicher Weise durch eine unglaublich visuelle Kraft strotzen, ohne verkopft zu sein oder durch permanente Schnellschnittsdalate die eigene Unzulänglichkeit verschleiern wollen, oder die genial mit geschichtlichen Fakten spielerisch umgehen, ohne das Publikum für blöd zu halten. Also, wenn man all diese Gaben und Fähigkeiten mitbringt, dann wird man mit Watchmen eine echte Offenbarung erleben!

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