Review

Ich hatte meinen Nemesis Marathon nach Nemesis 2 - Die Vergeltung, den ich bezeichnenderweise mit Sheena - Königin des Dschungels verglichen hatte, zu Gunsten von Der gnadenlose Jäger, dem Abschiedswerk eben des Regisseurs dieser Referenz, John Guillermin unterbrochen. Ich konnte meinen Augen und Ohren trotz meines Bewußtseins über die mythologische Abstammung dieses Begriffes nicht trauen, als Kris Kristofferson ausgerechnet einen Hinterlader mit dem Namen dieser Cyborgsaga aus dem Hause Albert Pyun von der Wand nahm. Wie durfte ich dieses Omen interpretieren? Gibt es eine höhere Macht, die mich zurück auf den steinigen Passionsweg mieserabler Science Fiction führen wollte?
Reumütig hielt ich der Versuchung stand, die Fortsetzungen dem glücklicherweise auf dem Preisniveau einer billigen Einzeldisk erhältlichen DVD Boxset zu entnehmen und sicherheitshalber zu vergraben. Ich legte also Nemesis 3 - Die Entscheidung ehrfürchtig in das Abspielgerät, verschaffte mir eine meditative Pose auf einem bequemen Möbelstück und harrte der Weisheiten, die nun folgen mochten. Man kann die schmerzhaft ausgestandene Erfahrung unter vielen Gesichtspunkten als Erleuchtung deuten.

Die oberste Erkenntnis ist mit Sicherheit, daß man sich Nemesis 2 - Die Vergeltung eigentlich hätte sparen können. So wie Nemesis 3 - Die Entscheidung an Flashbacks strotzt, wäre es ein Leichtes gewesen, Füllszenen aus dem zweiten Sequel durch markante Schlüsselsequenzen aus dem ersten zu ersetzen und damit einen gehaltvolleren Spielfilm zu gestalten. Erstaunlicher jedoch ist, daß Teil zwei wesentlich langweiliger ausgefallen war als sein Nachfolger und dieser nun besprochene Film im Vergleich schon nahezu ein Feuerwerk der Tricktechnik auffährt.
Stilistisch kommt man dem unterforderten Geist durch einen wirr gestrickten Plot entgegen. Alex (Sue Price) wird gleich zu Beginn schwer verletzt durch keinen geringeren als Tim Thomerson aufgegriffen, der analog zu seiner Rolle in Nemesis hier die Rolle des Farnsworth 2 verkörpert. Wieso die muskelbepackte Maid mutterseelenallein in der Wüste vegetiert erklärt der Film erst im Anschluß. Um sich mit hier penetrant eingesetzten CGI Technik anfreunden zu können, muß man eine ausgeprägte Empathie für den Konflikt der Low Budget Filmemacher in den frühen Neunzigern besitzen. Es galt als modern, Effektfilme durch Computertechnik aufzuhübschen, doch die einigermaßen guten Tricks - von sehr guten konnte kaum die Rede sein - waren tendenziell teuer. So suchte, wer sich nicht mit traditionellen Effekten begnügen wollte, nach dem zur Verfügung stehendem Kapital entsprechenden Alternativen und setzte damit, wenn nicht damals dann heute, seinen Film gegenüber optischen Ansprüchen in den Sand.

Glücklicherweise kann Nemesis 3 - Die Entscheidung, so schlecht er in der Konkurrenz zu richtigen Filmen doch ist, auf einer Ebene des skurilen Humors unterhalten. Es sind Seufzer der Fassungslosigkeit, durch den zweiten Teil in der Erwartungshaltung aber auf ein Minimum eingestellt auch freudige Lacher über das angewachsene Team, welches zur Jagd auf Alex auszog. In von Nebula bekannte Blurrs getarnte Buggies, Menschen, die per grün colorierter Augen als Cyborgs entlarvt werden und als Krönung der nun häufiger auftretenden, jedoch hundsmiserablen Dialoge ein mit blonden Perücken bestücktes kybernetisches Duo, welches den Silikongehalt des Films nebst Alex und ihrer Schwester nochmals deutlich anhebt, so die Vermutung entkräftet werden kann, daß es sich hierbei um die gleichen Schauspielerinnen handelt. So genau kann man die künstlich wirkenden Sportlerinnen unter den Sonnenbrillen da nicht unterscheiden. Ich höre vor meinem inneren Ohr einen gewissen Pudelmützenrambo die Stimme zu einem Todesmöpse ohne Gnade anheben und zucke unter dem blechernen Gekiecher der oben geblichenen und unten gebräunten Hühner zusammen, welches mehrfach im Film seinen Platz findet. Angeborene Stupidität oder bleibende Schäden der Produktion, ich befürchte irgendwann auch solche Laute von mir zu geben, wo mir immerhin noch ein vierter Teil bevorsteht.

Diesen kündigt Albert Pyun wie gewohnt bereits vollmundig im Abspann an, was den Eindruck unterstreicht, mit Nemesis 3 - Die Entscheidung noch lange keine solche erlebt zu haben. Dazu ist die Geschichte auch immer noch zu wenig vorangeschritten. Im Grunde hat Alex nur ein Loch im Kopf und wurde noch mehr gejagt als bisher.
Es wird dem Film zum Vorteil, daß man nun bereits vorgewarnt ist, qualitativ keine Parallelen zum ersten Teil vorzufinden. Quasi als Bonusmaterial zu diesem Film beigelegt, kann ein abgrundtief schlechtes Produkt wie Nemesis 3 - Die Entscheidung sein ungewollt komödiantisches Potential entfalten. Es bleibt auch kaum eine Möglichkeit, einem solchen Stoff anders als mit schadenfroher Ironie zu begegnen. Welch Untergang wäre es, für Schund dieser Gattung ernsthaft nennenswerte Beträge investiert zu haben?
Unter dieser Prämisse funktioniert der Film einen deutlichen Tick besser als Nemesis 2 - Die Vergeltung. Ein ausgesprochener Reiz, die Silberlinge noch einmal ihren Verpackungen zu entnehmen entwickelt sich jedoch kaum. Wer also aufgrund des günstigen Preises direkt zum Boxset greift, der sollte sich den Tag für die Sichtung der Sequels mit Bedacht auswählen. Zur Schonung der eigenen Nerven würde ich den Termin möglichst weit hinauszögern, bis man wirklich überhaupt nichts Besseres zu tun hat. Wer den Film noch nicht sein Eigen nennt, sollte es am besten bei diesem glücklichen Umstand belassen.

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