Nachdem sich David Bradley durch seine Rollen in den „American Fighter“-Sequel als B-Actionstar etabliert hatte, versuchte er eine leichte Erweiterung des eigenen Portfolios mit ein paar B-Thrillern, deren erster Vertreter „Lower Level“ war.
Es geht um das damals sehr beliebte Sujet der Karrierefrau, die zum Spielball gefährlicher Obsessionen wird (siehe auch „Jenseits der Unschuld“, „Weiblich, ledig, jung, sucht…“ usw.). In diesem Fall ist es die Architektin Hillary White (Elizabeth Gracen), die das Hochhaus, in dem sie arbeitet, selbst entworfen hat. Solcher Erfolg schützt allerdings nicht vor Streit mit Boyfriend Craig Fulson (Jeff Yagher), der seine Karriere der Freundin vorzieht. Es kommt erst zum Streit in der Tiefgarage des Gebäudes, als die Tore sich nicht öffnen zur Aussprache inklusive Versöhnungssex, damit es auch ein wenig schlüpfrig für die anvisierte Zielgruppe der Videothekenkunden wird.
Dass die Pforten geschlossen bleiben und die Aufzüge nur selektiv funktionieren, ist allerdings keine Tücke der Technik. Sondern es ist auf den liebeskranken Wachmann Sam Browning (David Bradley) zurückzuführen, dessen Objekt der Begierde Hillary ist und der auch über Leichen geht, um mit seiner Traumfrau zusammen zu sein…
Dass dieser Psychopath kein brillantes Mastermind ist wie in vielen ähnlich gelagerten Thrillern davor und danach, aber auch kein rein instinktgetriebener Berserker, ist noch am ehesten ein markantes Merkmal von „Lower Level“. Sam, der nicht nur als Malocher, sondern auch als einfältiger und extrem einfach gestrickter Typ gezeichnet wird, hat zwar einen Plan, tickt schnell aus, weil er so vieles nicht durchdacht oder übersehen hat. Techniker, die auch bei einem vermeintlichen Fehlalarm nochmal zum Checken kommen, der unangemeldet vorbeischauende Craig und ähnlichen Sand im Getriebe hat er offensichtlich nicht eingeplant, noch nicht einmal ein wirkliches Ende seines erzwungenen Candlelight-Dinners erdacht.
So ist das Casting von David Bradley gar keine schlechte Sache, wenn er einerseits als muskulöser, topfitter Typ auftritt, der andrerseits mental höchst instabil ist, seiner Traumfrau gegenüber immer unsicher wirkt und nur selten die Stimme erhebt. Bradley mag kein Schauspieltitan sein, macht seine Sache gut, ähnlich wie auch Elizabeth Gracen einen soliden Job als Angebetete des Psychopathen macht. Dagegen wirkt Jeff Yagher wie ein behäbiger Klotz mit extrasteifer Mimik, dem man weder den Lover noch den späteren Helden abnehmen will, da mag „Lower Level“ ihn in einer Art verunglückter „Stirb langsam“-Referenz noch so sehr in einem Unterhemd ablichten. So ist „Lower Level“ dann auch eine Art Drei-Personen-Kammerspiel, das sich in wenigen Teilen des Hochhauses entfaltet – alle anderen Schauspieler treten nur kurz auf und sind meist Kanonenfutter für den überschnappenden Sam.
Dummerweise ist „Lower Level“ ein Thriller, der überhaupt nicht thrillt. Gerade Hillary als nominelle Hauptfigur wirkt seltsam aus der Handlung genommen. Erst das lange Vorgeplänkel, das zweite Drittel sitzt sie fast nur in der Kammer des Psychopathen ab, ehe dann auf der Schlussgeraden wirkliche Gegenwehr und Überlebenskampf stattfinden. Vielleicht war „Lower Level“ trotz Kristine Peterson als Frau auf dem Regiestuhl doch nicht bereit für eine alleinige weibliche Heldin, also muss ihr torfnasiger Freund auch noch gegen den Psychopathen mitmischen. Dessen Geschleiche und Rettungsaktionen sind allerdings wenig effektiv und zielführend, zumal er sowieso nur deshalb längerfristig mitmischt, weil Sam aus vom Drehbuch nur unzureichend erklärten Gründen die Chance verstreichen lässt dem verhassten Rivalen endgültig das Licht auszupusten. Aber mit Logik hat es der Film eh nicht, der seine Helden im Schlussakt aus quasi Nichts eine Falle bauen lässt, auf die auch MacGyver stolz wäre.
Dennoch ist „Lower Level“ selbst in der Schlussphase eine ziemlich dröge Angelegenheit, da es unzählige unnötige Füllszenen gibt, die Regie kein Gespür für Spannungsaufbau hat und der Film manches Potential verschenkt – etwa wenn der Schurke am Ende mehr für sein Ableben verantwortlich ist als die Heldenseite. Auch die wenigen Schleichpassagen und Versteckspiele mit dem Schurken sind wenig ansprechend inszeniert und wirken eher wie langweilige Routine des Stalkingthrillers. Nur selten blitzt einmal Finesse auf, etwa in jener Schadenfreude-Szene, in der eine Meckerkuh den vermeintlich harmlosen Wachmann Sam anschnauzt, der Zuschauer aber schon um seine Gefährlichkeit weiß, oder das ganz pfiffige Schlussbild.
Doch ein paar solch lichter Momente und ein ganz interessant angelegter, überzeugend verkörperter Psychopath machen noch keinen guten Thriller aus. Denn „Lower Level“ wirkt wie müde Routine, bei sowohl Petersons Regie als auch das Script von Joel Soisson jede Finesse und jeden Elan vermissen lassen, den Film trotz der zeitlichen und räumlichen Beschränkungen nicht verdichten, sondern ihn sich viel mehr wie Kaugummi ziehen lassen. Und die daraus resultierende Langeweile ist gerade für einen Thriller tödlich.