Review
von Alex Kiensch
Bei einem Grubenunglück in einem Bergarbeiterstädtchen sterben vier Arbeiter - der einzige Überlebende wird wahnsinnig und läuft ein Jahr später zum Valentinstag blutig Amok. Er kann gestoppt werden, aber zehn Jahre später bricht das Grauen von Neuem aus. Ist der Totgeglaubte doch noch am Leben oder gibt es einen ebenso verrückten Nachahmer?
Das Remake eines der zahlreichen 80er-Teenie-Slasher fiel in die Zeit der 2000er, in der die neueste 3D-Technik bis in den Horrorfilm hinein Mode war. Und so wird hier allenthalben mit den Möglichkeiten der dritten Bilddimension gespielt - und zwar eher platt. Andauernd ragen irgendwelche langen Gegenstände in die Kamera, spritzen Blut und Körperteile direkt auf den Zuschauer zu oder vollführt die Kamera unnötige Schwenks, nur um den möglichen 3D-Effekt zur Geltung zu bringen. Diese Mätzchen machen den Film gewiss nicht besser, zumal sie in den meisten Fällen eher unfreiwillig komisch aussehen.
Auch inhaltlich bleibt „My Bloody Valentine" eher durchschnittlich. Zwar ist hier alles souverän inszeniert, die Settings wirken überzeugend, die Darsteller glänzen nicht, machen ihre Sache aber weitaus besser als viele Genre-Kollegen, und die Story gefällt besonders im Anfangsteil mit einer dramaturgischen Wende, die übliche Horror-Klischees gekonnt aufs Korn nimmt: Anstatt sich endlos mit Pseudo-Schockszenen zu beschäftigen, in denen sich die Figuren gegenseitig erschrecken, geht es hier direkt ans blutrünstige Eingemachte. Leider verfliegt dieser originelle Ansatz nach der Einleitung ziemlich schnell. Zurück bleiben ein manchmal nicht ganz durchschaubares Figurenarsenal, viele Komparsen, die nur zum Sterben eingeführt werden, eher belanglose persönliche Problemchen und eine Auflösung, die wohl sozialkritisch sein soll, aber in erster Linie erstaunlich unoriginell wirkt.
Zugegeben, Splatter-Fans dürften hier durchaus auf ihre Kosten kommen. Die Spitzhacke vollführt eine wahrhaft blutig-brutale Arbeit und der Bodycount fällt enorm hoch aus, selbst für Genre-Maßstäbe. Da werden Kehlen aufgeschlitzt, Augen ausgehackt, Körper zerteilt und literweise Kunstblut verspritzt, in den meisten Fällen mit überzeugenden Ekeleffekten. Auch die Bergarbeitermontur mit Gasmaske, Grubenlampe und Spitzhacke sorgt das eine oder andere Mal für einen gehörig schauerlichen Anblick, auch wenn man daraus und aus der düsteren Location des Bergwerks deutlich mehr Atmosphäre hätte hervorlocken können. Ingesamt aber gehört dieser Killer zu den eher charismatischeren Schlächtern der postmodernen Slasher-Szenerie.
Wenn dann da nicht so arg viele Anschlussfehler, Unglaubwürdigkeiten und vor allem immer wieder hochgradig dämliches und tollpatschiges Verhalten der Figuren wären (wie oft fällt hier jemand auf der Flucht eigentlich über seine eigenen Füße?), hätte „My Bloody Valentine" ein durchaus interessanter Slasher werden können. Dazu allerdings hätte man sich auch weniger auf irgendwelche 3D-Effekte, sondern eher auf ein spannendes Drehbuch konzentrieren sollen. Aber für guten Durchschnitt reicht es allemal, und den meisten Genre-Fans ist das ja schon mehr als genug.