Bei einem tragischen Minenunfall in der amerikanischen Kleinstadt Harmony werden fünf Bergarbeiter verschüttet und nur einer von ihnen, Harry Warden, kann nach Tagen noch lebend geborgen werden. Es wird gemunkelt, Tom Hanniger, der Sohn des Minenbesitzers, habe den Unfall durch fahrlässiges Verhalten verursacht, doch dies kann nicht zweifelsfrei bewiesen werden. Kurz darauf zieht dann auch schon eine ganz andere Erkenntnis das Interesse der Öffentlichkeit auf sich, denn wie es scheint sind die toten Bergleute nicht durch den Unfall selbst, sondern durch die Spitzhacke Harry Warden's gestorben, der seine Kameraden tötete, um die verbleibende Atemluft für sich zu beanspruchen. Ein Jahr nach dieser Tat, am Valentinstag, erwacht Warden schließlich aus dem Koma und richtet in dem lokalen Krankenhaus sowie in der Mine ein grausames Blutbad an, bevor er danach spurlos verschwindet.
Nach diesen Ereignissen traumatisiert, verlässt Tom die Stadt und kehrt erst zehn Jahre später nach Harmony zurück. Kaum angekommen, zieht der junge Mann jedoch den Unmut der Einwohner auf sich, als er den Entschluss bekundet, die Mine seines vor einiger Zeit verstorbenen Vaters schließen zu wollen. Es kommt zu Unruhen in der Kleinstadt, die jedoch alsbald von einer grausamen Mordserie überschattet werden, die ausgerechnet am Valentinstag ihren Anfang nimmt. Ist es Harry Warden, der nach zehn Jahren zurückgekehrt ist, um sein blutiges Werk zu vollenden?
Halloween. Freitag der 13. Nightmare on Elmstreet. Texas Chainsaw Massacre. The Hills Have Eyes. Die eben genannten Filme zählen nicht nur zu den namenhaftesten Vertretern des Horror-Genres, sondern gehören auch zu den inzwischen wirklich unzähligen Werken, die in den vergangenen Jahren ein Hollywood-Remake erfahren haben. Es scheint einfach keine Ende mehr zu nehmen mit den Neuverfilmungen alter Horror-Klassiker und so wundert es wahrlich wenig, dass inzwischen auch die vergleichsweise unbekannten Genre-Verteter der 70er und 80er für einen modernen Anstrich herangezogen werden. Eines der jüngsten Beispiele dieser Prozedur ist My Bloody Valentine 3D, Patrick Lussier's neuzeitliche Aktualisierung des 1981 erschienen Slashers Blutiger Valentinstag, bzw. im Original eben My Bloody Valentine. Trotz unverkennbarer Qualitäten wird das Remake wohl einmal mehr ordentlich Öl ins Feuer der Debatte über Sinn und Unsinn der aktuell grassierenden Remake-Welle gießen, denn an inhaltlich neuen Aspekten mangelt es diesem inszenatorisch ansonsten durchaus annehmbaren Slasher in jeder Form.
Patrick Lussier, der bislang hauptsächlich unnötige Sequels und die nur wenig überzeugende Dracula 2000 Reihe inszenierte, gelang mit My Bloody Valentine 3D sicherlich kein allzu überdurchschnittlicher Beitrag zum Slashergenre. Die Story um einen vermummten Schlitzer, der in einer Kleinstadt sein blutiges Handwerk verrichtet und dabei allerhand Fragen nach seiner Identität entstehen lässt, treibt inzwischen wohl selbst Horror-Anfänger zur spontanen Ermüdung, von alteingesessenen Liebhabern des Genres ganz zu schweigen. Für diese jedoch hat My Bloody Valentine 3D eine sehr erfreuliche Besonderheit in petto, denn, wie der Titel schon verrät, kommt der Slasher in aktuellster 3D-Technik daher. Das bedeutet also, dass das Publikum dem scheinbar übermächtigen Killer, in diesem Fall ein Kerl mit Spitzhacke, Bergarbeiter-Montur und Gasmaske, nun regelrecht hautnah bei dessen exzessivem Blutvergießen beobachten darf. In dieser Hinsicht weiß My Bloody Valentine 3D dann auch absolut aufzutrumpfen, denn offensichtlich war den Verantwortlichen die völlige Belanglosigkeit ihrer Story bewusst, so dass diese mit einem Höchstmaß an Blut und abgetrennten Körperteilen kompensiert werden musste. Dem Splatterfan wird hier ein wahres Schlachtfest geboten, das er in der 3D-Version des Films beinahe greifbar miterleben kann. Da fliegen einem herausgerissene Kiefer entgegen, springen Augen aus ihren Höhlen, werden Körper zerteilt und die Überreste in bester Ausleuchtung der Kamera präsentiert. Eine herrliche Goreplatte also, aber für schwache Mägen denkbar ungeeignet.
Der 3D-Effekt wird jedoch nicht nur in den Splatterszenen ins Zentrum des Geschehens gerückt, auch im restlichen Film wird diese Technik durchgehend genutzt.. Spitzhacken fliegen in die Richtung der Kamera, Äste scheinen sich geradezu durch den Bildschirm zu bohren und in einer Szene wird ein Gewehr gar so vor der Kamera geschwenkt, dass man sich als Zuschauer beinahe schon selbst aufs Korn genommen fühlt. Der 3D-Faktor trägt also eine Menge zum Unterhaltungswert des Films bei, doch betrachtet man das Ganze dann in der ebenfalls erhältlichen 2D-Version, fällt das Urteil um einiges nüchterner aus. So war Regisseur Lussier leider kaum um einen erwähnenswerten Spannungsbogen bemüht. Lediglich in den Mordsequenzen wird der Pulsschlag des Publikums binnen Sekundenbruchteile in die Höhe getrieben, nur um dann bei der Weiterführung der Story wieder in ein Wachkoma zu fallen. Kein Wunder, ist die Handlung doch so altbacken, so vorhersehbar und so verdammt das-haben-wir-schon-tausendmal-gesehen, dass Horrorkenner die Hälfte der Dialoge im Schlaf werden mitsprechen können. Nicht erfreulicher ist da auch das schwache Ende auf deutschem Soap-Niveau, in dem eine sich im Verlauf der Handlung angestaute Dreieckskiste zwischen Tom, seiner Jugendliebe Sarah und deren Gatten, dem Sheriff Axel, endlich in ihrem schwachen Höhepunkt verpuffen darf.
Im Detail gibt es wohl noch mehr zu bemängeln, so etwa die öde und trist präsentierte Stadt Harmony oder die beinahe verschenkten Minen-Kulissen, die hier leider nie wirklich klaustrophobisch oder beängstigend in Szene gesetzt werden. Dahingegen agieren die Schauspieler allerdings einem solchen Film gebührend oberflächlich und bleiben im Grunde nur durch ihr gutes Aussehen in Erinnerung. Für viele Horrorfans ist dies aber alles letzten Endes vermutlich belanglos, da man im Grunde die Meinung vertreten könnte, dass der Slasherfilm noch nie ein Quell frischer Ideen oder unerlässlicher Abwechslung war und es auch niemals werden wird. Diese Filme haben schon immer von der Qualität, sowie von der Quantität ihrer Tötungsszenen gelebt und zumindest in dieser Hinsicht stellt My Bloody Valentine 3D viele seiner Genre-Kollegen in den Schatten. Dies wird hier aber durch eine überdurchschnittlich belanglose Story, blasse Charaktere und einer Ermangelung an Spannung wieder relativiert, gibt dem Splatterfan allerdings noch immer genügend Ansporn, sich diesen Film schleunigst in der Uncut-Fassung anzusehen. Der allgegenwärtige 3D-Effekt sorgt dann natürlich noch einmal für einen erhöhten Spaßfaktor an dem stumpfen Blutbad, allerdings wird die 3D-Präsentation in den hiesigen Wohnzimmern unmöglich den selben Effekt erzielen wie auf der großen Leinwand eines Kinos.
My Bloody Valentine
USA 2009, 97 Min.
Freigabe: SPIO/JK: strafrechtlich unbedenklich
Regie: Patrick Lussier
Darsteller: Jensen Ackles, Jaime King, Kerr Smith, Betsy Rue, Edi Gathegi, Tom Atkins, Kevin Tighe, Megan Boone, Karen Baum, Joy de la Paz, Marc Macaulay, Todd Farmer