Review

Daß inzwischen fast jeder halbwegs erfolgreiche Slasher der letzten 30 Jahre eine Neuauflage unter dem Deckmäntelchen der 3D-Welle erfährt, daran hat man sich ja inzwischen schon gewöhnt - problematisch wird es aber erst, wenn man auch einen finden will, der diese Neuauflage qualitativ rechtfertigt.
"Blutiger Valentinstag" hat den Vorteil, nie zu einer Seriealisierung mutiert zu sein und trotz seiner Genrefixierung (hier eben auf den Valentinstag) immerhin ein wenig Frische und einen gewissen Ruf mit sich gebracht zu haben und sei es nur durch die damalige Härte und Deutlichkeit der Splatterszenen.

Da das Original ein kanadisches Konkurrenzprodukt war, konnte man sicher sein, daß die Amerikanisierung erstens keine großen Sprünge nötig machen würde und zweitens eine Auffrischung durch die Existenz als Einzelfilm noch halbwegs möglich war.
Tatsächlich ist dann die 3D-Auffrischung auch keine simple Nacherzählung auf US-Boden, sondern eine inhaltliche Neuinterpretation mit Verschiebung der narrativen Elemente trotz fröhlicher Zitiererei geworden.

Arbeiten wir aber erst mal die Rechtfertigung für den 3D-Einsatz ab, denn die ist durchaus erlesen geraten und in ihren Möglichkeiten nah am Maximum, wenn es darum geht, etwas auf das Publikum zurasen zu lassen oder die vierte Wand einzureißen, sei es nun durch Spitzhacken, Äste, Explosionen oder gar Augäpfel.
Doch auch der Plot hat seine Nagelprobe zu bestehen und wo im Original die Vorgeschichte noch weit zurücklag und nacherzählt wurde, sorgt hier ein Prolog für die nötige Einführung der späteren Charaktere, die beinahe zum Opfer des Minenkillers Harry Warden werden. Erfreulicherweise gänzlich verzichtet hat man auf den üblichen Teenagerbodycount per Valentinsparty im Minenschacht, der das Original noch zierte, die dient hier einzig und allein im Prolog als Basis für die späteren Ereignisse, die ein Jahrzehnt danach stattfinden (wenn man extremst meckern möchte, sind die Hauptfiguren in dem Jahrzehnt leider etwas weniger gealtert, als das zu erwarten gewesen wäre).

Natürlich startet auch in der aktuellen Filmzeit wieder eine Mordserie durch den Mörder mit der Bergmannsgasmaske, der sich durch die Reihen der damals Beteiligten meuchelt. Wie im Original steht im Zentrum ein Drei-Personenkonflikt, nämlich der des lokalen Sheriffs Axel und seiner Frau Sarah, sowie dem jetzigen Besitzer der Mine Tom (Jensen Ackles nimmt als Typ seine "Supernatural"-Rolle wieder auf), der nach dem Massaker aus der Stadt geflohen war. Wer denn nun wen will und liebt, ist natürlich ein alter Hut, aber wenn man die Bemühungen der Autoren honorieren möchte, aus einem ausgelutschten Standard möglichst viele rote Heringe zum Miträtseln zu pressen, dann hat man hier sorgfältig gearbeitet. Hauptfigur Tom wird mit psychischem Knacks geliefert, ist durch sein stetes Verschwinden bestenfalls Nebendarsteller im eigenen Film und darf sich infolgedessen ständig als Täter anbieten. Dagegen präsentiert sich der Sheriff teilweise als arrogantes und wutschnaubendes Arschloch, daß seine Frau (die längst Mutter ist) mit ihrer eigenen besten Kollegin betrügt (und die er ebenfalls geschwängert hat). Ob denn nun Harry Warden als Killer vor 10 Jahren zur Strecke gebracht wurde oder was wirklich geschah, brodelt ebenfalls noch in dem Topf, in dem der Ex-Sheriff und ein guter Freund rühren (ein schönes Wiedersehen mit Kevin Tighe und Genreveteran Tom Atkins) - alles in allem also genug Plot, um über die 90 Minuten zu kommen.

Und natürlich geht es herzhaft zur Sache, den Meilenstein an Goreeffekten von damals ist man stets bemüht zu übertreffen und so trieft der Film geradezu in ausgeweideten Leichen und Gematsche, ohne jedoch allzu selbstzweckhaft vorzugehen. Aus den Gefahrensituationen macht man das Beste, ohne die Figuren allzu blöd dastehen zu lassen, nur die erste "neue" Mordszene samt einem die ganze Zeit nackt durch die Gegend hüpfendem Opfer ist wohl aufgrund der Möpsequote ins Skript geschrieben worden.
Amüsant dabei die Zitierwut, die praktisch alle Morde des Originals in anderen Umständen noch einmal ins Spiel bringt, sei es die legendäre Waschmaschinenszene, die Hacke durchs Auge oder die durch den Kiefer, die unheimliche Szene mit den Bergmannsklüften, die dem "final girl" ins Gesicht hängen oder die mit dem Herzen in der Bonboniere.

"My Bloody Valentine" ist solide und ordentlich produziert und kann ein akzeptables Maß an Spannung liefern und das macht ihn zwar nicht originell, hebt ihn aber von den dämlichen modernen Beiträgen ab, bei denen man sich ständig vor die Stirn klappen möchte - und hat darüber hinaus noch eine ordentliche Schlußpointe zu bieten, nachdem man vorher stets wankelmütig schwanken muß, wer denn der Täter sein könnte.
Wie schon vor knapp 30 Jahren einer der solidesten Beiträge zur Slasherwelle. (6/10)

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