Review

Obwohl in seinen Kreisen recht unbekannt, muss man „Ignition“ Qualitäten attestieren, die über die Standards ähnlicher Medium-Budget-Produktionen deutlich herausragen. Der eigentlich immer kompetent inszenierende Kanadier Yves Simoneau („44 Minutes: The North Hollywood Shoot-Out“) weist sich damit erneut als kluger Filmemacher aus, der mit limitierten Budgets zu wirtschaften weiß und damit die verhältnismäßig guten Effekte mit seiner souveränen Inszenierung in Einklang zu bringen vermag. Natürlich arbeiten ihm die prima aufgelegten Hauptdarsteller/innen Bill Pullman („Independence Day“, „Lake Placid“) und Lena Olin („The Ninth Gate“, „Hollywood Homicide“) dabei kräftig zu.

Verpackt in durch Farbfilter hervorgerufene, monochrome Bilder entfaltet Simoneau hier einen zwar nur mäßig spannenden Verschwörungsthriller, um hochrangige Militärs die das jahrelange Operieren in die eigene Tasche möglichst vertuschen wollen und dafür auch über Leichen gehen, der dafür aber auch meist flott inszeniert wurde und über genügend Gespür verfügt, um in dosierten Portionen (u. a. der Dialog mit dem Waschmaschinen-Monteur) ein wenig Humor zu platzieren, damit man sich selbst nicht zu ernst nimmt.
Auch arbeitet Simoneau immer wieder gern mit für Abwechslung sorgenden Farbgebungen, unorthodoxen, lebendigen Kameraperspektiven und erweist sich geschickt in der Offenbarung von Überraschungen.

Der in Scheidung lebende, einst drogenabhängige U. S. – Marshall Conor Gallagher (Pullman) wurde nach einem missglücken Einsatz, bei dem alle seine Kollegen ihr Leben verloren, vom Dienst suspendiert und wird nun neun Monate später reaktiviert, weil sich sein vorgesetzter Kollege für ihn eingesetzt hat. Der Job lautet Personenschutz und zwar für die frisch an den obersten Gerichtshof berufene Richterin Faith Mattis (Olin). Sie wird von einem rechtsradikalen Bombenleger bedroht und leitet darüber hinaus eine Anklage, die hohe Militärs arg in die Bredouille bringen könnte, zumal sie es mit der Unparteiigkeit nicht so genau nimmt und sichtlich für den Kläger einsetzt. Überhaupt erweist die Frau sich als ziemlich renitent und selbstbewusst, was Conor den Job anfangs nicht leicht macht, betrachtet sie ihn doch als lästiges Übel. Das soll sich nach einer Autobombe ändern...

Klarer Pluspunkt sind dabei natürlich ständig Pullman und Olin, die sich anfangs nicht ausstehen können und ankeifen, bis es später zwischen den beiden gewaltig knistert. Bezogen auf Conor gibt sich der Film auch nicht mit einem Stereotypen ab, sondern gestattet ihm eine militärische Vergangenheit nebst problematischen Privatleben, das ihn ebenfalls voll in Anspruch nimmt, da seine Frau ein gerichtliches Besuchsverbot für seine Tochter gegen ihn erwirkt hat. Aus diesem Grund möchte er auch lieber nicht in die Nachforschungen von Faith mit hineingezogen werden, die erst lediglich das Verschwinden eine Soldaten, den eigentlichen Kronzeugen, untersucht und dann so tief bis zu einer durch merkwürdig zufällige, tödliche Unfälle auf eine einzelne Person dezimierte Ex-Militäreinheit gräbt, dass der angeklagte General Joel MacAteer (Colm Feore, „Highwaymen“, „The Chronicles of Riddick“) ihr seinen Wachhund Brunson (Arnis langjähriges Stunt-Double: Peter Kent) auf den Hals hetzt und alles daran setzt, versteckte Beweise zu vernichten und die schnüffelnde Richterin nebst Bodyguard Conor auszuschalten – egal mit welchen Mitteln.

Das Drehbuch von Komödienspezialist William Davies („Twins“, „Johnny English“) hat im Mittelteil dann leider ein paar Längen, als das Paar darum bemüht ist das belastende Material auf einer CD ausfindig zu machen, durch Zufall dann auch Besitz davon ergreift und ständig vor Brunson und dessen Männern flüchten muss, weil die auf genug Überwachungsequipment zurückgreifen können, um die beiden mehrmals ausfindig zu machen, so dass Conor den beiden in schick gefilmten Schießereien den Weg freiballern oder Faith in letzter Sekunde aus bombigen Fallen befreien muss. Zwar legt MacAteer einiges an Einfallsreichtum und Hinterlistigkeit an den Tag, speziell um Conor zu zermürben und ihn an seiner empfindlichen, privaten Stelle zu treffen, soll beide aber erst final auf dem Weltraumbahnhof in die Finger bekommen.

So sehr „Ignition“ auch die Einmaligkeit fehlt, Freunde von temporeichen, gut inszenierten Thrillern mit zwischenzeitlichen Actioneinlagen, die von Shootouts, über kurze Verfolgungsjagden, bis Explosionen alles bereithalten, werden sich hier unterhalten fühlen. Das liegt auch an Bill Pullman, der hin und wieder mal einen trockenen Oneliner auf den Lippen hat und mit überraschenden Reaktionen glänzt, mit der in der ein oder anderen Situation nicht zu rechnen ist.
Überdies verfügt der Film noch über eine leider zu kleine Nebenrolle für Michael Ironside („Extreme Prejudice“, „Total Recall“), der in jüngster Vergangenheit ja nun nicht gerade mit guten Filmen auffiel, und einige brisante Entwicklungen, die final auf eine Katastrophe hinauslaufen.

Weil man sich über Abwechslung und Temposchwierigkeiten nur im Mittelteil ein wenig mokieren kann und die Unverwechselbarkeit auch fehlt, kann man „Ignition“ leider nicht höher einstufen, obwohl das Finale auf der Abschussbasis noch einmal ungeahntes Potential offenbart und neben einer ironisch simplen Bombenentschärfung, sowie rasanten Rasereien durch unterirdische Korridore, eine geschickt getrickste Flucht aus einem Raketenschacht bereithält.


Fazit:
Auch wenn der Plot um verschwörerische Militärs, die innerhalb ihres eigenen Apparats ein eigenes Sümmchen für sich auf die Kante legen, ein alter, einsilbiger Hut ist, so kann „Ignition“ weitestgehend überzeugen. Yves Simoneaus Regie erweist sich als absolut souverän und die Chemie zwischen den beiden gut aufspielenden Hauptdarstellern stimmt absolut. Da der Film flott genug ist, soviel Action wie nötig bereit hält und der Humor stets in den passenden Momenten zum Einsatz kommt, resultiert mit Abstrichen, in Anbetracht des Bekanntheitsgrads, schon ein Geheimtipp.

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