Review

Diese dreiste Kopie von "Jaws" ist schon der Hammer. Dass muss man Castellari lassen.

Im Zuge des Erfolgs hatte Spielbergs Riesenfisch zahlreiche Nachahmer gefunden. Sowohl in Amerika als auch im Rest der Welt. Gerade die Italiener konzentrierten sich in den Siebzigern und Achtzigern auf das kostengünstige Umsetzen einträglicher Ideen aus den USA. Die Qualität war bei solchen Unternehmungen zweitrangig. Es ging mehr um Tempo beim Dreh, um gleich die nächste Verwurstung nachschieben zu können. So ist es auch zu erklären, dass selbst ein Routinier wie Castellari, der ja durchaus goutierbare Arbeiten ablieferte, nur noch grob zusammenschustern kann, was das Drehbuch da verbrochen hat.

Ein weißer Hai terrorisiert einen Badeort an der US-amerikanischen Küste und sättigt sich mit Surfern. Schon bald gibt es zahlreiche Opfer und ein paar tapfere Recken und viele grenzdebile Vollidioten machen sich auf, die gefräßige "Bestie" zu erledigen.

Ja, das ist eine ziemlich genaue Kopie des Grundplots. Und ja, viele Einzelheiten aus "Der weiße Hai" tauchen in abgeänderter Form ebenfalls auf. Das Kind des Helden wird Opfer eines Haiangriffs, auch wenn der Verlust eines Beines eine Steigerung zum Original darstellt.
Der raubeinige Haijäger geht drauf und wird vertilgt, allerdings nachdem er nach Ahab-Manier bereits zu Tode geschleift wurde. Ein Steg wird ebenfalls ins Wasser gezogen. Die Boje ersetzt die Fässer aus dem Original, es gibt eine Ohrfeige, der Hubschrauberangriff aus dem 2. Teil taucht auf (mit einem 1: 40 Modell!) usw. usf.

Natürlich werden all diese Szenen ohne den Verlauf einer Spannungskurve irgendwie zusammengeleimt, die Dialoge sind unterirdisch dämlich und der Hai ist ein ziemlich steifer Pappkamerad. Wenn jemand über den mechanischen Burschen in Spielbergs Referenz gelacht hat, dann möge er sich bitte diese Version einmal genauer anschauen. Dadurch wirken die Bedrohungsszenen so bedrohlich, als schwämme jemand neben einer Dose Schältomaten, deren Deckelrand etwas ausgefranst ist. Nein, halt: Diese Vorstellung finde ich tatsächlich beunruhigender, als sämtliche Brüllhaiattacken zusammen (ja, der Hai brüllt - genau wie in "Jaws 4", womit dieser sich wohl von "The Last Jaws" inspirieren ließ).
Immerhin ist der Papphai hier ein echter Ferrari, wie man dem Abspann entnehmen kann...

Die bereits angesprochenen Dialoge sind dabei wirklich so weit entfernt von irgendeiner Sinnhaftigkeit, dass es mitunter schon nicht mehr belustigend ist, sondern vielmehr erschreckend. Ob der Schnitt hier und da versagt hat? Ein Beispiel:

Zwei Taucher (die Helden) suchen unter Wasser (! Vielleicht haben sie sich zuvor noch eben zwei, drei Lines Fleischzartmacher durch die Nase gezogen?!?) nach dem Hai und finden eine Höhle. Dann funkt der eine nach oben aufs Boot.

"Wir haben ein Grotte gefunden. Vielleicht ist das sein Versteck."

Der Hai agiert hier also ähnlich einem gesuchten Schwerverbrecher, der sich nach jeder Tat in seinen Unterschlupf zurückzieht.

"Halt. Wir kommen rauf!" (aufgeregt)

"Ist bei auch etwas passiert?" (noch aufgeregter)

Und Schnitt, wir sind auf einem anderen Boot, weit entfernt. Als wir etwas später wieder bei den Tauchern sind, ist da alles entspannt. Mmh. Nichts ist passiert.

Als dann aber der Hai letztlich doch kommt und mit seinem Kopf den Höhleneingang in Trümmer legt, um die Taucher einzufangen, ist Hopfen und Malz gänzlich verloren. Unglaublich.

Dennoch passt dies nun schon wieder ins Schema, denn der Hai ist hier kein Tier mehr(das war ja auch schon in "Jaws" so), sondern man überbietet sich den ganzen Film über in Umschreibungen für das beißwütige Großmaul:
weißer Killer, Bestie, Mörderbestie, weiße Bestie, Bestie, weiße Mörderbestie, weiße Killerbestie, Bestie und Bestie. Bei der ebenfalls dem Original angelehnten Aufklärung durch den Haijäger, zeichnet der ein Bild, als als habe der Teufel die Seelen Stalins, Hitlers, Maos und vieler anderer Massenmörder in den Körper eines Fisches gegossen und peinlich genau darauf geachtet, dass auch ja kein Rest an Gutmenschlichkeit mit reingerutscht ist. Das Wangentätscheln und Backenkneifen von Kindern wird hier sozusagen weggelassen. Und die Autobahnen auch.
Natürlich ist der Hai auch 15 Meter lang. Nachher allerdings nur noch 10...

So bleibt eine durch und durch plumpe Kopie, die auch die leicht zu übernehmenden Funktionselemente komplett missachtet und sowohl auf technischer als auch auf darstellerischer Ebene weit unter Durchschnitt ist.

Leider, leider ist der Film zwar trashig, aber auch sehr fade. Trotz einiger Gore-Effekte kommt durch die stumpfe Machart wenig Freude auf, auch wenn man sich gerne Beiträge dieser Art anschaut. Leute zu sehen, die dauernd Braten ins Wasser werfen (das Ganze gibt es mindestens 4 Mal!), um dann angegriffen zu werden, wobei das stock footage auch gerne mehrmals ungeschickt eingeflochten wird, ist auf Dauer kein Garant für Unterhaltung.

Generell: 2 Punkte

Für Trash Fans: 4 Punkte

Gesamt: 3 Punkte

Details
Ähnliche Filme