Steven Spielberg machte es 1974 vor und sorgte mit seiner mechanischen Hai-Attrappe "Bruce" im Horrorfilm "Der weiße Hai" für menschenleere Strände und volle Kinokassen.
Die Geburtsstunde des Tierhorrorfilms war eingeläutet und nicht nur drei qualitativ mehr oder weniger minderwertige "Hai"Fortsetzungen sollten folgen, sondern ein ganzes Rudel an Plagiaten oder ähnlicher Genre-Vertreter, in denen Frösche, Schlangen, Ratten, Kakerlaken und sonstiges Getier für Schrecken auf den Kino-Leinwänden sorgen sollten.
Die Italiener ließen sich nicht lumpen und lieferten nach "Der Fluss der Mörderkrokodile" und "Piranha II - Fliegende Killer" mit "The Last Jaws" aka "Der weiße Killer" nicht nur einen weiteren der unzähligen Beiträge des Subgenre ab, sondern, wie sowohl der englische Original- als auch der der deutsche Verleihtitel suggerieren, ein waschechtes "Hai"-Plagiat, das im Fahrwasser des erfolgreichen Originals nicht annähernd dessen Klasse erreicht und nicht viel aufregender ist, als eine Büchse Sardinen unbeschadet zu öffnen.
Dabei konnte mit Enzo G. Castellari ein versierter Regisseur verpflichtet werden, der in den unterschiedlichsten Genres beheimatet und unter Fans des italienischen Kinos als Garant für schnörkellos und hart inszenierte Kost bekannt ist.
Auch die Komponisten Guido und Maurizio de Angelis genießen den Ruf, Filme mit einem kongenialen Score zu veredeln und James Franciscus, der als Hauptdarsteller die Riege einiger bekannter Genregrößen anführt, sammelte bereits 1978 in "Piranha - Die Rache der Killerfische" erste Erfahrungen mit blutrünstigen Meeresbewohnern.
Und trotz solcher Vorraussetzungen und des beachtlichen Potentials ist bei "Der weiße Killer" so ziemlich alles falsch gemacht worden, was man falsch machen kann:
Das fängt schon mit einer deplatzierten, typischen 80ies-Popnummer an, die die Main-Title-Sequenz dieses schludrig inszenierten Machwerks begleitet, und setzt sich in dem unpassenden Score der de Angelis-Brüder gnadenlos fort. Eine Komposition, die in einem Giallo gut aufgehoben gewesen wäre, aber hier zu keiner Sekunde auch nur annähernd so etwas wie Atmosphäre erzeugen kann.
Die Story ist einfallslos bei Spielberg abgeguckt, nimmt sich dabei auch noch todernst und plätschert größtenteils geschwätzig und voller Logiklöcher vor sich hin.
Es gibt einige wenige gelungene Szenen und auch Spannungsmomente, doch die werden vom größten Manko des gesamtem Films unerbittlich zunichte gemacht:
während bei Spielberg der Hai eine voll elektronische, bewegliche Attrappe war, ist das von Giorgio Ferrari entwickelte Hai-Modell an Bewegungsunfähigkeit kaum zu überbieten. Es wirkt, als würden Taucher das Hai-Modell zum Angriff immer an die Wasseroberfläche drücken, wo es nichts weiter tut, als das Maul aufzureißen - ansonsten aber starr auf dem Wasser treibt. Den Rest besorgen stümperhaft und auffällig aus Spielbergs Original und diversen Dokumentationen mit minderer Qualität in den Film geschnittene Szenen von Haien, die augenscheinlich den titelgebenden "weißen Killer" immitieren sollen, aber in jeder Einstellung auffällig anders aussehen - und dass angesichts dieser schlechten Zuschauer-Verballhornung jeglicher Schrecken in den Untiefen des Meeres verloren geht dürfte dabei auf der Hand liegen. Jede CGI-Kreation ist charismatischer als ein Hai, der offensichtlich einen Schlaganfall hatte und im Finale durch eine Explosion exakt in zwei Hälften geteilt wird, als hätte Castellari fein säuberlich die Säge angesetzt.
In der ersten Stunde passiert so gut wie überhaupt nichts. Die wenigen Biss-Attacken werden mangels Budget nur angedeutet und die zwei, drei Splattereffekte rechtfertigen noch lange keine FSK:18-Freigabe. Ohnehin erscheint es mir mehr als verwunderlich, wieso ein so mieser und dilettantischer Streifen so selten ist, dass er bei Auktionen zwischen 14 und 20 €uro erzielt.
"Der weiße Killer" geht nicht einmal als Trash durch - auch wenn Castellaris Film - vor allem in der letzten halben Stunde - durchaus seine unterhaltsamen Momente hat, so ist die inszenatorische Umsetzung jedoch ein einziges Desaster und Armutszeugnis für diesen Regisseur.
Keine 5 €uro und nicht mehr als 4/10 wert - gnadenlos abgesoffen! Ein Hai-Light der übelsten Sorte!
4/10