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In dem kleinen Küstenstädtchen South Bay steht einmal mehr die alljährliche Windsurfregatta an, auf die sich die ansässige Jugend bereits fleißig vorbereitet. Als sich einer der Teilnehmer bei seinen Vorbereitungen jedoch zu weit aufs Meer hinauswagt und dabei spurlos verschwindet, befürchten seine Freunde das Schlimmste und wenden sich an den Hai-Experten Peter Benton. Dieser teilt die Vermutung der Jugendlichen und legt dem Bürgermeister Wells nahe, die bevorstehende Windsurfregatta abzusagen, da ein aggressiver Hai in direkter Küstennähe sein Unwesen treiben könnte. An höchster Stelle schlägt man die Warnungen jedoch leichtfertig in den Wind und so kommt es schließlich, wie es kommen muss: Am Tag der Regatta schlägt der Hai erneut zu und fordert ein weiteres Todesopfer. Daraufhin beschließen einige Bürger, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und das Biest zu töten, doch alle Versuche gehen nach hinten los..


Als Steven Spielberg im Jahr 1975 den Weißen Hai in die Kinos brachte, konnte noch niemand ahnen, dass der Film einmal zu den großen Klassikern des Horrorgenres zählen würde. Nach dem finanziellen Erfolg des Werkes fühlten sich bereits kurz nach dessen Erscheinen zahlreiche andere Regisseure dazu berufen, ihren eigenen Beitrag zum trendigen Hai-Horrorfilm zu leisten, um so vielleicht auch ein Stück vom Kuchen abhaben und auf der Erfolgswelle des weißen Hais mitschwimmen zu können. Zahlreiche B-Movies erblickten daraufhin das Licht der Welt und immer noch bissigere und monströsere Haie tummelten sich alsbald in den Kinos und Videotheken, wobei viele dieser Filme nicht mehr als einfallslose Ripoffs von Spielbergs Vorreiter darstellten. Eines der wohl deutlichsten Plagiate vom weißen Hai entstand im Jahr 1981 in Italien: Enzo G. Castellari's The Last Jaws brachte es sogar gerade aufgrund seiner schamlosen Kopie des Klassikers zu einiger Berühmtheit, so ging Universal damals gerichtlich gegen das Werk vor, um ein Aufführungsverbot in den USA zu erwirken. Rückblickend kam The Last Jaws dadurch wohl mehr Aufmerksamkeit zu, als ihm eigentlich zugestanden hätte, handelt es sich hier doch nicht nur um ein innovationsarmes Plagiat, sondern auch um ein spannungsarmes Werk mit deutlicher Tendenz in Richtung B-Movie.

Zugegeben, in den 70ern und 80ern zählten die Italiener durchaus noch zu den Größen im Horrorgeschäft, doch mit dem Subgenre des Tierhorrorfilms schienen sie einfach nicht so recht warm zu werden. Der erfahrene Regisseur Enzo G. Castellari wusste mit der ihm auferlegten Thematik offenbar nicht viel anzufangen und arbeitete Schritt für Schritt die gängigen Klischees herunter, die man als Kenner dieser Filme bereits im Schlaf vorhersagen kann. Mal wieder muss der Strand einer kleinen Küstenstadt als Schauplatz des Hai-Terrors herhalten und mal wieder sind es lediglich eine handvoll Good Guys, die als einzige die drohende Gefahr erkennen und Schlimmeres vermeiden wollen. Der Autor Peter Benton hat zwar keine praktische Erfahrung in der Haijagd, nimmt es jedoch furchtlos mit dem Biest auf, um die Bewohner von South Bay zu schützen. Ihm zur Seite steht derweil der Seebär Ron Hamer, eine exakte Kopie von Robert Shaw's Charakter aus Der Weiße Hai. Auf der Gegenseite gibt es dann natürlich auch den obligatorischen Bürgermeister und seine Gefolgsmänner, die das anstehende, gesellschftliche Event trotz aller Warnungen durchführen lassen und damit für weitere Todesopfer sorgen. Ansonsten macht sich in The Last Jaws immer wieder eine deutliche Kritik am Sensationsjournalismus bemerkbar, hoffen die Reporter hier jedoch förmlich auf den nächsten Todesfall, um dadurch ihre Einschaltquoten zu fördern. Dieser Aspekt wird jedoch nur kurz angerissen und kann der Handlung selbstverständlich auch nicht mehr Tiefe verleihen. Die Story des Films ist leider zu jedem Zeitpunkt platt und vorhersehbar und unterscheidet sich von Spielberg's Klassiker nur durch einige geringfügige Änderungen. Während sich die erste Hälfte des Films recht schleppend voranbewegt, kommt es später zu einigen Hai-Attacken, die dann durchaus für etwas Abwechslung sorgen können. So holt der Killerhai in einer Szene gar einen Helikopter vom Himmel, was jedoch nicht über die sonstig vorherrschende Ideenarmut hinwegtäuschen kann.

Sieht man jedoch darüber hinweg, dass man in The Last Jaws kaum etwas Neues zu sehen bekommen wird, so überzeugt der Film dann doch noch in mancher Hinsicht. Die Inszenierung des Films erweist sich als solide, auch wenn die Haiangriffe leider aus dieser Aussage ausgeschlossen werden müssen. Hierfür verbrachten die Verantwortlichen offensichtlich viel Zeit im Schneideraum, um irgendwelche Archivaufnahmen wilder Haie mit denen des unecht wirkenden Haimodells zusammenzufügen, was im fertigen Film denkbar schlecht und alles andere als glaubhaft aussieht. Die Szenen des Hais halten somit immer einen leicht trashigen Unterton parat, wenn auch bei der typisch-subjektiven Unterwasserkamera auf bewährte Standards gesetzt wurde. Als überzeugender erweisen sich da schon die wenigen, blutigen Momente, die sich jedoch an drei Fingern abzählen lassen und als Höhepunkt ein zur Hälfte angeknabbertes Haiopfer bereithalten. Die Leistungen der Schauspieler variieren derweil recht auffallend. James Franciscus, Vic Morrow und Joshua Sinclair überzeugen in den Hauptrollen absolut, während einige andere Darsteller mit den kleinsten Rollen absolut überfordert scheinen und steif ihren Text herunterleiern. Dies sorgt bisweilen gar für unfreiwillige Komik und reiht sich damit in die Riege weiterer, denkwürdiger Szenen des Films ein. So etwa, als Ron und Peter bei einem Tauchgang in einer Höhle von dem Hai überrascht werden, der die beiden daraufhin verschüttet und dazu akkurat riesige Felsbrocken vor dem Höhleneingang aufeinander stapelt. Als ebenso kurios erweist sich der nervötotende Popsound, die zur Unterlegung vieler Szenen herhalten musste, damit aber immerhin wunderbar den Geist der damaligen Zeit dokumentiert.

Alles in allem inszenierten die Italiener mit The Last Jaws aka Der weiße Killer eine beinahe exakte Kopie des amerikanischen Vorbildes. Durch den akkuten Ideenmangel und der fehlenden Eigenständigkeit entbehrt dieser Film nicht nur jedweder eigenen Note, sondern erweist sich auch zu jedem Zeitpunkt als absolut vorhersehbar. Lediglich einige unfreiwillig-trashige Höhepunkte schaffen es, für einige Zeit im Gedächtnis des Zuschauers haften zu bleiben, drängen diesen Film aber noch mehr in die Ecke der B-Movies. Was also bleibt, ist ein nicht gänzlich ungenießbarer Happen für Tierhorror-Enthusiasten, der insgesamt aber etwas lieblos zubereitet wurde und somit nur die Liebhaber solcher Kost zufriedenstellen wird.


L' Ultimo Squalo
Italien 1981, 84 Min.
Freigabe: ungeprüft
Regie: Enzo G. Castellari

Darsteller: James Franciscus, Vic Morrow, Giancarlo Prete, Ennio Girolami, Stefania Girolami Goodwin, Massimo Vanni, Fabio Balini, Don Devendorf, Gianluca Donnini, Bill Eudaly, Billy Fields, Lance Hilliard

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