"U-Turn" ist eine große Überraschung für Fans von Oliver Stone. Lieferte er bisher nur hochpolitische Studien über die Vergangenheit Amerikas ("Platoon", "Doors", "JFK") oder bissige Satiren über die USA ("Talk Radio", "Wall Street", "Natural Born Killers") ab, ist es umso eigenartiger, dass sein Nachfolgefilm von "Nixon" (ein überlanges Präsidentenporträt) nicht im geringsten zu seinen vorherigen Werken passt. "U-Turn" ist ein Film im Sinne seiner ersten Gehversuche, wie zum Beispiel "Die Hand".
Inhaltlich also weitaus filmorientierter und nicht unbedingt auf die Aussage fokussiert, ist er aber optisch Oliver Stone in Reinform: Die Verfremdungstechniken, die er in "Natural Born Killers" erfand, und in "Nixon" in gemäßigter Form vorkamen, darf man wieder hier betrachten.
Die Story von einem von Gangstern gehetzten Gauner, namens Bobby Cooper (Sean Penn), der vor dem arizon'schen Kaff "Susperior" (="Überlegen") strandet. Sein Auto ist hin. Er vertraut es einem verkommenen, debilen Mechaniker (Billy Bob Thornton) an. Er steht unter Zeitdruck, denn er muß auch noch schnellstens nach Las Vegas, um seine Schulden zu begleichen. In "Superior" wohnen ausnahmslos eigenartige Menschen. Aber als er die heiße Grace (Jennifer Lopez) sieht, weiß er wie er die Wartezeit überbrücken kann. Kaum ist er mit ihr in ihrem Heim angekommen, taucht ihr Mann auf! Der hitzige Jake McKenna (Nick Nolte) schmeißt ihn aus dem Haus, liest ihn aber nach ein paar Metern mit dem Auto wieder auf, um ihm ein Angebot zu unterbreiten: Bobby soll Garce töten. Erst lehnt Bobby ab, aber als ihm das Geld gestohlen wird, scheint es keinen Ausweg zu geben..
Das alles wird zu einem harten, wilden Thriller, dessen Stil und Sprache eindeutig von dem Kino Tarantinos beeinflußt ist. Auch die vielen, auftretenden Darsteller und ihre fiesen Rollen erinnern in ihrer Art stark an die komplexen Panoptiken des Tarantino. Man trifft hier auf Jon Voight, Powers Boothe, Joaquin Phoenix, Claire Danes, Laurie Metcalf und Liv Tyler.
Die Kamera ist natürlich absolut stark (Robert Richardson eben!), die irre Countrymusik witzig, nur die wüste Story á la "Red Rock West" wird besonders im letzten Drittel langweilig und leider nie spannend. Wer die Längen ignorieren kann, sieht einen dynamischen, gut gespielten, megafiesen Ritt in das wohl übelste Kaff Arizonas.