Eine äußerst stilsichere Fingerübung in Sachen Coolness ist Steven Soderberg mit seiner Räuberpistole „Ocean’s Eleven“ (2001) gelungen. Nicht mehr aber eben auch nicht weniger. Obwohl –für einen Krimi höchst unüblich- eigentlich zu keinen Zeitpunkt des Film Spannung aufkommt, fühlt man sich nach der knapp zweistündigen Starparade prächtigst unterhalten. Mit der oft unterschätzten Story hat das aber freilich weniger zu tun.
Der smarte Gauner Danny Ocean (George Clooney) wird aus dem Knast entlassen und plant umgehend den größten Raubzug seiner Karriere. Zusammen mit seinem Kumpel Dusty Ryan (Brat Pitt) trommelt er eine elfköpfige Truppe zusammen, um den Safe des skrupellosen und stinkreichen Casinobesitzers Terence Benedict (Andy Garcia) auszuräumen. Ein weiteres Augenmerk gilt seiner Exfrau Tess (Julia Roberts), die mittlerweile mit Benedict liiert ist.
Zunächst einmal wäre der hohe Starfaktor zu erwähnen. Neben den erwähnten Clooney, Pitt, Garcia und Roberts, bevölkern Matt Damon, Don Cheadle, Casey Affleck und Elliot Gould die Leinwand. In Cameos dürfen Holly-Marie Combs (Picket Fences, Charmed), Joshua Jackson (Dawson’s Creek), Shane West (Emergency Room), Barry Watson (Ein himmlische Familie, Tötet Ms. Tingle), Vitali & Wladimir Klitschko, Lennox Lewis, Wayne Newton und Siegfried & Roy sich selbst spielen. Die Ausführlichkeit dieser Aufzählung soll hier die geballte Starpower illustrieren, die Steven Soderberg genüsslich seiner Einbrechergeschichte überordnet. Der ganze Film wirkt dann auch eher wie ein Kindergeburtstag für Superstars – da mag man gerne verzeihen, dass George Clooney praktisch nur sich selbst spielt und manche Scherze doch ziemlich plump wirken. Die Starpower reißt es einfach raus. Mit ungeheurer Spielfreude holen alle das Maximum aus den jeweils sehr eindimensionalen Charakteren heraus. Die Inszenierung, die sich konsequent jedem Realismus verweigert, schafft den Stars dabei eine geeignete Plattform. Indem Steven Soderberg seinen in „Out Of Sight“ (1998) kreierten Stil auf die Spitze treibt, verleiht er seinen Figuren eine unerhörte Lässigkeit. Dazu passt auch der lässige Jazz-Funk-Soundtrack aus der Feder von David Holmes, ebenfalls bekannt aus „Out Of Sight“ (1998). Darauf bedacht, seinen einzelnen Schauspielergrößen jeweils genug Präsens zu ermöglichen, wirken viele Szenen eher wie ein kleines Kunstwerk für sich. Ob es eine Pokerrunde mit Hollywood-Jungstars ist, ein Hunderennen, ein Monstertruck-Rennen gegen ein ferngesteuertes Auto- Soderbergs Fantasie scheint grenzenlos darin zu sein die äußere Form über den Inhalt der Geschichte zu erheben.
Zu keiner Zeit vermittelt der Film den Eindruck, dass irgendetwas schief gehen könnte. Um Spannung geht es Steven Soderberg auch gar nicht. Entertaining ist seine Devise – nicht umsonst spielte Frank Sinatra den Danny Ocean in der Originalversion. Nicht umsonst heißt der Schauplatz Las Vegas, der Stadt des Glitzer und des schönen Scheins. Der Film wirkt dann rückblickend wie ein einziges süßes Nichts, obwohl er doch im eigentlich ernsten Genre des Heist-Movies angesiedelt ist. Überraschend diszipliniert bedient Soderberg brav alle Gesetze der Genres. Von der Vorbesprechung, der Tatortbesichtigung, der Vorbereitung und dem finalen Bruch werden alle Stationen abgefeiert, die bei einem Einbrecherfilm erwarten kann. Die Auflösung entpuppt sich zwar als ziemlich überraschend, zumal man im Verlauf des Films immer ein bisschen weniger weiß, als die handelnden Akteure, wirkt aber unterm Strich eine kleine Portion zu arrogant.
Einziges wirkliches Manko ist die arg aufgesetzt wirkende Liebesgeschichte zwischen Danny und Tess. Man könnte meinen, Soderberg hat seine Erin Brockovich-Aktrice nachträglich ins fertige Script schreiben lassen, um noch einen Star mehr präsentieren zu können. Gerade in seinen vermeidlich gefühlsduseligsten Momenten zwischen Danny und Tess wirkt der Film am seelenlosesten. Zudem wird ein sehr fragwürdiges Frauenbild vermittelt, in dem Julia Roberts eigentlich nicht viel mehr als eine Extra-Trophäe im Verlauf des Raubzuges darstellt.
Davon abgesehen gibt es wenig zu bemäkeln. Spiellaunige Stars tummeln sich in schicken Klamotten durch witzige Szenen und geschliffene Dialoge. Ein perfekter, oberflächlicher Film.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
"Hey Dusty, Cliff Richard hat angerufen. Er will sein Hemd zurück.“