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Gleich drei Karrieren trieb „Gunmen“ seinerzeit gen Bedeutungslosigkeit voran. An den Kinokassen gefloppt, musste sich Regisseur Deran Sarafian („Death Warrant“, „The Road Flowers“), der im gleichen Jahr ebenfalls den schwachen „Terminal Velocity“ auf das Publikum losließ, ernsthaft Sorgen um seine Zukunft machen und auch für seine beiden Hauptdarsteller würde der Gang ins B-Movie-Geschäft nur noch eine Frage der Zeit sein.

Dabei kann man als Genrefan mit „Gunmen“ durchaus seinen Spaß haben, sofern man sich nicht allzu sehr am furchtbar einfallslosen Skript von Stephen Sommers („Deep Rising“, „Van Helsing“) stößt.
Denn als Buddymovie von klassischer Natur konzipiert, legen Mario Van Peebles („Heartbreak Ridge“, „New Jack City“) und Christopher Lambert („Highlander“, „Fortress“) vom Start an spielfreudig los und bekabbeln sich bis zum Gehtnichtmehr.
Van Peebles gibt den harten, aus New York stammenden Kopfgeldjäger Cole Parker, der für die D.E.A. inoffiziell in Südamerika seinen Privatkrieg gegen Drogenbosse führen darf und dabei Loomis (peinlich: Patrick Stewart, „Star Trek: First Contact“, „X-Men“) ins Visier genommen hat. Der im Rollstuhl sitzende Krüppel entspricht nicht nur den üblichen Klischees und lässt seine Frau bei lebendigem Leib vergraben, sondern steckt in finanziellen Problemen, weil sein Verwalter 400 Millionen Dollar abgezweigt und versteckt hat. Wutentbrannt engagiert er den skrupellosen Armor O'Malley (schmierig: Denis Leary, „The Thomas Crown Affair“, „Do Not Disturb“), damit er ihm das Geld zurückbeschafft. Nur legt der den Betrüger nebst Frau flugs um, weswegen ausgerechnet dessen Bruder Dani (Lambert) der Einzige ist, der den Namen der Yacht kennt, auf der das Vermögen lagert.. Gut, dass Cole ihn gerade aus dem mexikanischen Knast zur Flucht verholfen hat, um Loomis eben so zu ködern.

Welcher Plan Cole ursprünglich mal genau vorschwebte, ist schon nach wenigen Minuten nicht mehr weiter von Belang, weil das gezwungenermaßen zusammenarbeitende Duo umgehend vor Loomis Mannen quer durch den Dschungel flüchten muss, wobei Dani zwischendurch noch einmal kurz ausbüxt, eine Nummer im Puff schiebt und dann mit Cole durch die grüne Botanik gehetzt wird.

Das recht hohe Tempo lässt keinen Leerlauf zu und die ständigen Frotzeleien zwischen Cole und Dani, die sich eigentlich gar nicht abkönnen, ständig gegenseitig verscheißern, austricksen und verarschen, und doch zusammenarbeiten müssen, weil der eine den Namen des Schiffes und der andere den Hafen kennt, sorgen dabei jeweils für ausuferndem Wortwitz. Zwischen dem schmuddeligen Gauner, der Käfer verspeist, Analphabet ist, aber immer die größte Klappe hat und dem genervten, harten Kopfgeldjäger gibt es Running Gags, komische Situationen und dann wieder Wortgefechte bis die Schwarte kracht.

Nur dumm, dass der Plot selbst dabei nur so nebensächlich erscheint: Das Duo flüchtet vor den Schergen in ordentlich inszenierten Kugelhageln, springen eine Klippe herunter, schwimmt, taucht auf und steht schon mitten im Nirvana in der Hütte einer Waffenhändlerin, die auch flugs um ihre Ware erleichtert wird. Ein bisschen glaubwürdiger hätte es schon sein dürfen, zumal die Geschichte so aufregend nicht ist und die Action trotz guter Stunts nie tatsächlich spektakuläre Sphären erreicht.

Natürlich gelangen die beiden sich bis zum Schluss misstrauenden Halunken nicht direkt an ihr Ziel, die Yacht mit den Millionen, sondern geraten dann doch noch in die Fänge von Armor, können sich aber glücklich schätzen, dass der sich mit Loomis beharkt, so dass die glückliche Flucht fast direkt zum finalen Showdown einleitet.

Sinn sollte man dahinter natürlich nicht vermuten, denn vor allem Cole, der anfangs noch rechtschaffend Bösewichter kaltstellen will und diese Mission als eine persönliche Vendetta in Gedenken seines Vater ansieht, aber am Ende nur noch, genau wie Dani, auf die Millionen erpicht ist, hinterlässt einen fragwürdigen Eindruck.
Mögliche Verräter in den eigenen Reihen mühen sich in weitestgehend überflüssigen Szenen ab und die Bösewichter wollen auch nie mehr als Klischees bestätigen und blass bleiben. Zumindest das unorthodoxe Verhör per Helikopter kann als ungewöhnlich verbucht werden.

Letztlich springt bei „Gunmen“ summa summarum genrekonforme Kost heraus, die jeder Freund sinnloser Actionfilme mit Buddykomponente schadlos zu sich nehmen kann. Denn Van Peebles und Lambert hatten hier offensichtlich viel Spaß, schießen sich unter anderem auch gegenseitig an, kloppen sich, sind sich eigentlich nie grün und halten in der Not dann trotzdem zusammen – natürlich mit einem vorlauten Kommentar auf den Lippen.
Sein R-Rating hat „Gunmen“ auch ganz zurecht weg. Denn die blutigen Shootouts und das Spiel mit Harpunen beziehungsweise die Begrabungen bei lebendigem Leib sind schon ziemlich fies. Der Pyrotechnik-Fan bekommt übrigens nebenher auch einige schicke Explosionen beschert.


Fazit:
Das größte Problem von „Gunmen“ ist sein unoriginelles, wohl mit der heißen Nadel gestricktes, hin und wieder auch mit sinnlosen Einfällen um sich werfendes Drehbuch, das eigentlich keine einzige gute Idee auffährt und den Zuschauer auch nie zu interessieren beginnt. Ansonsten hält Sarafian das Tempo hoch, inszeniert souverän, aber auch ohne größere Höhepunkte und kann auf sein hinreißend kalauerndes Duo bauen, das nie dazu in der Lage scheint, einen frechen Kommentar herunterzuschlucken. Nicht Wildes also, aber zwischendurch brauchbar.

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