Das Erlebnis des Dramas als Einheit versucht das Update der Geschichte von "Liang Shan Bo and Zhu Ying Tai" aus Zhang Dús "Records of the Xuan Hall" zu sein, einer alten chinesische Folklore aus den Zeiten der späten Tang Dynastie über ein vom Schicksal bestimmtes Paar unendlicher Liebe. Ein Symbol aller Gegensätze und Hindernisse immer wieder überwindender Zuneigung, die auch hier in der Variation die Prinzipien des in der Anschauung des Schönen und des Wahren ruhenden Geschehens bestimmt. Die Ereignisse immer vom motivierenden Zentrum der sehnsuchtsvollen Leidenschaft zueinander ausgehend, wird die Tragödie des Kleinen Volkstheaters in bewährter Form und Ausdruck einer Balladendichtung erneut vorgetragen. Schwerpunkt und Seele der Erzählung entsprechen dabei einer individualisierten, ambiguisierten und ebenso emotional aufgeladenen "Romeo and Juliet" - Modifikation, wobei die vertraute Gestalt der Handlung, ihre immer wieder kehrende Problematik und die allgemeine Verständlichkeit dahinter den Zuschauer auch hier schnell zum Komplizen und notgedrungen auch Sympathisanten der Figuren macht.
Die Neuauflage traditioneller, auch offiziell verbürgter Legende, deren westliche Wirkungsgeschichte auch noch vor Shakespeares Werk Analogien bei Ovid, Salernitano oder Bandello gefunden hat, wird durch Regisseur Jingle Ma als angenehm blühende zeitgenössische Bühnenversion bereitgehalten. Wie immer bei Sauberkeitsfanatiker Ma, der seit jeher sein Faible für grundanständiges Verhalten in makelloser Umgebung kundgetan und mit hygienisch aufgeräumten Bildern geschmückt hat, ist auch hier die Emotion in schattenloser Einheit mit sich selbst. Fast wie um jede noch so harmlose, aber dennoch trübende Schärfe im akkurat ehrenhaften Empfinden beizulegen, wurde seit der Ankündigung des HK$ 30 Millionen teuren cross-dressing period romance Projektes im März 2007 bis zum Drehbeginn April 2008 die komplett geplante Besetzung ausgetauscht, so noch einmal um mehrere Jahre im Durchschnitt und Einzelfall verjüngt und die unschuldige Ordnung bereits von vornherein pro forma verteidigt. Statt den ursprünglich gesetzten und gerade wegen ihrer Gestandenheit sicherlich auf dem Markt lukrativeren Louis Koo, Shawn Yu und Liu Yi Fei wurde mit den beiden relativen Newcomern Wu Zun und Hu Ge sowie Charlene Choi, der skandalfreien und sowieso hemdsärmlig kecken statt femininen Hälfte des Popduos Twins, nahezu blütenreine Transparenz gecastet.
Dieselbe Durchsichtigkeit, Verletzlichkeit und Konstruiertheit prägt dem Stoff seinen dramatischen Rhythmus auf, nicht das erwachsende Reifen, sondern die Gefühlsentrückung und das Widerstreben weltlicher Kontraste steht in allen Bereichen der Charakterzeichnung im Vordergrund. Filmemacher und neben Chris Ng und Wong Nga-Man Mit-Autor Ma sorgt in eigenverantwortlicher Stilfinesse dafür, seine unverwüstlich glatte Oberfläche auch angesichts aller Bosheit auf Erden drumherum auf Dauer zu erhalten, hebt nur bei eindeutig positiven Eindrücken diese auch hervor und führt die Übereinstimmung der Handlung mit Rücksicht auf die Triebfeder derselben zurück. Die erste, die einzige, die unverfälschte Liebe, als Inkarnation in freier Nachschöpfung aktualisiert:
Die blutjunge Zhu Yanzhi [ Charlene Choi ] wird von ihrem Vater Zhu Gongyuan [ Ti Lung ] in Begleitung ihres seit frühester Kindheit treuen Begleiters Ma Chengen [ Hu Ge ] von der heimischen Weinkellerei in Zhejiang in die Berge zum Soul Ease Clan geschickt, wo sie verkleidet als Mann das Martial Arts erlernen soll. Der einzige Mitwisser ihrer Identität ist der Medizinmann Herbal Head [ Harlem Yu ], der auch den wahren Grund hinter ihrer Abwesenheit vom elterlichen Hof weiß. Denn während Yanzhi unter dem die Schüler anführenden Liang Zhongshan [ Wu Zun ] und in Aufsicht von Ausbilder Bald Head [ Xiong Xin Xin ] langsame Fortschritte ihrer Kampftechnik macht, versucht Chengen, durch heimtückisch versteckte Indizienfälschungen bei Minister Wen, ihre in der Zwischenzeit gefangen genommenen Eltern zu befreien. Allerdings macht er dies nicht bloß ehrenhalber, sondern im Auftrag des die Macht anstrebenden General Iron [ Shao Bing ] und zusätzlich zum Selbstzweck. Chengen hat sich zutiefst in Yanzhi verliebt, muss allerdings bald feststellen, dass der genauso empfindende Zhongshan nicht nur hinter ihr Versteckspiel, sondern auch in ihr Herz gekommen ist.
Abgesehen von den Wiederaufführungen im Theater, sowie musikalischen Abwandlungen und mehrerer Fernsehserien selbst in den letzten Jahren stechen wohl zwei Verfilmungen der Thematik mit am Deutlichsten heraus, Li Han-Hsiangs yellow plum opera The Love Eterne [ 1963 ] und Tsui Harks The Lovers [ 1994 ]. Ma verweigert sich sowohl den intonierten als auch den etwaig sozialphilosophischen und gesellschaftspolitischen Eigenständigkeiten der Vorarbeiten einheimischer Bearbeiter und erschafft auch trotz einiger dahingehender Bemühungen keine anfängliche komödiantische Unbeschwertheit oder frivole wackiness, die bei den üblichen Realisationen schon aufgrund der anhaltenden Verkleidung des Mädchens als Junge und deren Mißverständnisse und Verwirrungen gegeben sind. Dafür gelingt trotz aller Seichtigkeit wie in zufälliger Fügung ein vorübergehend genauerer Blick auf das Motiv der eventuell gleichgeschlechtlichen Zuneigung; gerade weil er seinen inszenatorischen Federkiel mit schlicht vergeistigter Würde führt und das Werk [klischeehaft bzw. im ätherischen Reflex] in nahezu grundsätzlich blassem Arbeitsmaterial mit zart - blauroten Holunderakzenten streicht.
Spätestens bei der Ankunft von Yanzhi im abgelegenen Bergkloster inmitten unberührter Weite verwandelt sich das Bild als Antithese gegen das Sündliche in daunenweich erscheinendes, verklärt hineinverwobenes violettes Flieder. Welches als Mittel der Apotheose auch auf inhaltlicher Ebene komplett die Herrschaft übernimmt, den Ernst der Verhältnisse mildert, die Verwicklung der Wirklichkeit weitgehend offen lässt, und den Müßiggang im und dem mit Naturreichtum gezierten Tempel auf eine sensibel unterhaltende Weise fördert. Das ruchlose Treiben der Obrigkeit in der Stadt wird zugunsten ein wenig einfältigenden Kitsches kleinmütig ignoriert. Auch die lange gestaltlose Beziehung zwischen der agilen Ihr in Tarnung und dem schüchternen Ihm ist von Beginn weg mit einer anpassungswillig flauschigen Pflegsamkeit zueinander ausgestattet, die trotz vereinzeltem Fürsichsein und abseits jeder Geschlechtsdifferenz den aufkeimenden romantischen Inhalt ohne Störungen problemlos zum Tragen bringt. Eine für den doch leicht, aber beileibe nicht erschrocken irritierten Zhongshan unbefangene Phantasiebeschaffenheit wird mit der Aufdeckung von Yanzhis "Verschalung" als Überwindung der letzten unsicheren Kluft erreicht. Ihr Geschenk – Zeichnungen zweier Schmetterlinge auf seinem Schwert, dass von ihm erst unwillig, da als "unmännlich", aber bald mit ganz anderen Augen betrachtet wird, – nicht nur als Metapher für die Auferstehungshoffnung der Butterfly Lovers, sondern auch als zeremoniell konstruktive Funktion der Akzeptanz. Die immunisierende Wirkung und auch der nötige Schaffensdrang im existenzentrückt verschwommenen Schweben kommen erst wieder mit dem jähzornigen Nebenbuhler und seinen Missetaten ins Spiel.
"If we want a girl, we fight for her, right?...The action is there because of love. All the action and fights are motivated by love." in Konnex zu Mas persönlichen, möglichst eindeutigen, wenn auch nicht selbstredend allgemein akzeptierten Wertekanon gibt den Startschuss für eine Reihe gehaltvoller Kampfszenen, zumeist mit Schwert sowie Pfeil und Bogen betätigt, die unter der Aufsicht von Tony Ching Siu-Tung zum gewohnt bewussten Produzieren einer Äußerlichen Quintessenz arrangiert werden. Beinahe erstmals in seiner Schaffensphase, die auch gut die Hälfte im modern day setting gegliederter Actionkomödien umfasst, gelingt Ma mithilfe seines neuen Choreographen und dessen formeller Regelmäßigkeit in sinnvollen Bildauflösungen doch tatsächlich, den drei, vier offenen Kollisionen auch so etwas wie Druck und Dynamik bei zugeben; gerade bei einer rücksichtslosen Hetzjagd vor einer halben Hundertschaft durch ein Rasthaus und über dessen Dächer oder einem furiosen Zweikampf im nächtlichen Wachturm. Und sei es durch manche geringfügige Härten, ein Registrieren auch der Folgewirkungen in Form von in alle Einzelteilen zerspringendem Mobiliar oder durch Innehalten und Sortieren allzu flink ausgeführter Bewegungen in artikulierenden Zeitlupen, ohne dort automatisch in die sonstig physische Flaute zu verfallen.