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Die B-Produktionsschmiede Nu Image feierte in den 90er Jahren Hochkonjunktur und konzentrierte sich dabei fast ausschließlich auf Actionfilme. Mit "Train" versucht man der mittlerweile ausgelutschten Folterwelle, losgetreten durch "Hostel", wieder Leben einzuhauchen und tatsächlich ist hier ein überdurchschnittlicher Genrevertreter zu bewundern. Regisseur Gideon Raff (The Killing Floor) lieferte auch gleich das Drehbuch, leider gelingt es ihm nicht ganz so dreckig und bedrohlich zu inszenieren wie beispielsweise Eli Roth. Aber die Idee den Zug als rollende Schlachtbank zu verwenden ist nicht unoriginell, auch wenn natürlich die blutigen Foltereinlagen im Vordergrund stehen. Und zwar kommen hier nicht reiche Leute in den Genuss irgendwelche Touristen zu foltern, sondern hier geht es um eine geheime Klinik, die mit Körperteilen aller Art versorgt werden muss. Hierzu hat man einen eigenen Zug, der sich aber größtenteils auf Nebengleisen bewegt. Das Zugpersonal steht auch auf der Lohnliste, genauso wie die Beamten an der Grenze in die Ukraine. Eine schier aussichtslose Situation für die Opfer, nur abspringen käme als einziger Fluchtweg in Frage. Der Zug als Kulisse macht die Sache noch viel interessanter, da ein Überlebenskampf auf begrenztem Raum wesentlich spannender ist.

Diesmal erwischt es eine Gruppe US-Wettkampfringer, die durch eine Party ihren Zug verpassen. Schließlich gibt es nur noch einen Zug, der sie angeblich rechtzeitig in die Ukraine zum nächsten Wettkampf bringt. Doch die scheinbar freundliche Dr. Velislava (Koyna Ruseva) hat mit der fünfköpfigen Truppe um Coach Harris (Todd Jensen) andere Pläne. Einzig Alex (Thora Birch) scheint anfänglich aufzufallen, dass in diesem Zug etwas nicht stimmt, besonders als ihr Freund Todd (Derek Magyar) spurlos verschwindet.
Natürlich erfindet auch "Train" das Genre nicht neu, denn das Grundprinzip ist immer das Selbe. Jedoch verhalten sich unsere jungen Leute hier etwas erwachsener und Raff lässt sich nicht die erste Filmhälfte Zeit, bevor mal was passiert. "Train" ist durchweg zackig erzählt und man muss sich nur gute zwanzig Minuten gedulden, bis das erste Opfer auf der "Schlachtbank" liegt. Als Zuschauer weiß man leider schon von Anfang an, was den Ringern nun blüht, ein richtiger Spannungsbogen will Raff deswegen nicht gelingen. Aber eine Bedrohung ist stets spürbar und nicht zu vergessen die expliziten Foltereinlagen, die selbst den Gorefan zufrieden stellen werden.

Und man darf mit Recht behaupten, dass "Train" gegenüber "Hostel" nochmal eine gewaltige Schippe drauflegt. Hier bleibt kein Körperteil verschont und auf Schmerzmittel wird komplett verzichtet. Da wird im Bauch eines Opfers gewühlt, während dieses bei vollem Bewusstsein ist, jemand bekommt sein bestes Stück abgeschnitten und richtig garstig ist die Szene mit der Wirbelsäule. Das blutige Resultat gibt es meist in Nahaufnahme, jedoch darf man die Qualität der Goreeffekte wirklich loben. So wird die Truppe um Alex gnadenlos dezimiert, bis schließlich nur noch sie von ihren Häschern durch den Zug gehetzt wird. Leider geht "Train" mit dem Verlassen des Zuges etwas die Puste aus und auch was Alex hier alles an Schlägen wegsteckt ist ein wenig zu viel des Guten.
Aber Hauptdarstellerin Thora Birch (The Hole, Dark Corners) macht einen soliden Job, denn die starke Frauenrolle ist ihr wie auf den Leib geschneidert. Todd Jensen (Cyborg Cop, Schadowchaser 2) dürfte auch vielen ein Begriff, denn er spielte bei so vielen Nu Image Produktionen mit und Valentin Ganev (Undisputed III, Ninja - Revenge Will Rise) darf mal wieder als Fiesling ran.

Dreckiger und ultrablutiger Folterhorror, nicht unoriginell aber leider auch zu vorhersehbar. Im letzten Drittel geht "Train" ein wenig die Puste aus, doch dafür lässt Regisseur Raff das Ganze schon sehr früh beginnen und versieht seine zweite Regiearbeit mit zahlreichen blutigen Foltereinlagen. Eine kontinuierliche Bedrohung ist ihm jedenfalls gelungen, die Darsteller sind allessamt solide.

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